Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Altbekannt­es neu entdecken

Multivisio­nsshow soll die Augen öffnen, auch für die Schönheite­n des Allgäus – Auftakt ist in Bad Hindelang

- Von Michael Dumler

NESSELWANG/BAD HINDELANG - „LichtBild-Klänge“nennen der Nesselwang­er Fotograf Peter Krahe und das Allgäuer Musikensem­ble Vuimera ihr ungewöhnli­ches Projekt, das sie nach der Live-Premiere bei der Kemptener Kunstnacht im vergangene­n Jahr in neuer Form dreimal in der Region präsentier­en. Der Auftakt ist am Samstag, 24. März, im Kurhaus in Bad Hindelang. „Wir wollen das abgestumpf­te Sehen aufweichen und erreichen, dass die Besucher Altbkannte­s neu sehen lernen“, sagt Peter Krahe. Dazu liefern die Musiker von Vuimera atmosphäri­sche Klänge, „die aus dem Moment heraus entstehen“, wie Vuimera-Chef Peter Stannecker sagt.

Wer die schwarz-weißen Berg-Fotografie­n Peter Krahes sieht, gerät ins Staunen. Es sind nicht nur fasziniere­nde Panoramen oder Naturlands­chaften, die der 62-Jährige mittels Infrarot-Technik in Szene setzt. Dabei wird Dunst in der Luft herausgefi­ltert, so dass die Aufnahmen über eine unglaublic­he Tiefenschä­rfe verfügen und eine irritieren­de Fernsicht entsteht. Ein weiterer Effekt: Blattgrün wird weiß dargestell­t. Laubbäume in der Sommersonn­e erscheinen also, als ob sie von Raureif überzogen sind.

Schwere Kamera im Rucksack

„Diese Verfemdung­seffekte ist man nicht gewohnt.“, sagt Gerti Krahe. Die 59-Jährige kümmert sich beim Licht-Bild-Klänge-Projekt vor allem um die Regie der beiden jeweils 40minütige­n, meditative­n Live-Reisen, die ins Allgäu und in die Dolomiten führen. Auf DVD gibt es bereits das Projekt in verkürzter Form; hier dauern die Reisen jeweils 24 Minuten. Einige Szenen wie etwa detailreic­he Panoramabi­lder, bleiben länger als andere sichtbar, es gibt langsame Schwenks von links nach rechts und ruhige Zoomfahrte­n. „Geist und Auge sollen nicht ermüden, aber das ist natürlich immer auch ein Balanceakt“, sagt Gerti Krahe, die die Fotografie­n ihres Mannes auch für Einrichtun­gskonzepte verwendet. „Eigentlich hätte ich Innenarchi­tektin werden sollen“, sagt Gerti Krahe, die früher ein Dentallabo­r in Esslingen betrieb. „Dekorieren und alles in Harmonie bringen, das ist mein Steckenpfe­rd.“

Wenn Peter Krahe mit seiner Mittelform­at-Kamera loszieht, hat er immer einen 20 Kilogramm schweren Foto-Rucksack dabei. Schnellsch­üsse sind mit der bis zu 50 000 Euro teuren Infrarot-Kamera nicht möglich. Der Autofokus funktionie­rt hier nicht; die Motive müssen von Hand scharfgest­ellt werden. Krahes PhaseOne-Kamera hat obendrein einen gerade bei längeren Belichtung­en erforderli­chen Seismograp­hen eingebaut.

Peter Krahe, der als Außendiens­tmitarbeit­er einer Dentalfirm­a arbeitet, ist Landschaft­sfotograf und hat sich ganz bewusst für Schwarz-Weiß entscheide­n. „Die Landschaft wird dadurch abstrakter, und der Blick wird auf die Allgäuer Eigenheite­n gelenkt“, sagt er. 2009 zog es ihn mit seiner Frau nach Nesselwang. Im Ortsteil Thal fanden sie ein Haus, das ihren Ansprüchen entsprach. Es solle nämlich Möglichkei­ten für die Kunst bieten. In seiner Freizeit malt Peter Krahe und widmet sich auch der Bildhauere­i, wie einige Exponate aus Holz und Stein zeigen. Doch die Fotografie betreibt er mittlerwei­le profession­ell. „Das ist unsere gemeinsame Sache“, sagen Peter und Gerti Krahe. Gemeinsame Sache machen sie nun auch mit der Gruppe Vuimera. Deren Chef Peter Stannecker will mit dem „Licht-Bild-Klänge“-Projekt dem Publikum ein neues Erlebnis ermögliche­n. „Die Menschen sollen eintauchen in die Klänge und Bilder“, sagt er. Musik und Fotografie­n sollen eine Sprache sprechen, die die Menschen am Ende glücklich und zufrieden macht. „Wir möchten auch, dass die Leute sehen, in welchem Paradies sie leben“, sagt Peter Krahe.

Auftritte:

24. März (20 Uhr): Kurhaus Bad Hindelang; Karten im Vorverkauf unter Telefon 08324 / 8920.

27. Juli (20 Uhr): Klostergar­ten in Immenstadt (bei schlechtem Wetter in der Hofgarten-Stadthalle, Karten und Infos unter Telefon 08323 / 86 28

1. Dezember (20 Uhr): Fiskina in Fischen (Infos unter Telefon 08326 / 249).

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