Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Zehn Jahre Kuko – zehn Millionen Euro Verlust

Gemeindera­t Weingarten genehmigt Jahresabsc­hluss für 2015 trotz 1,25 Millionen Euro Defizit

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WEINGARTEN (olli) - Und jährlich grüßt das Kultur- und Kongressze­ntrum Oberschwab­en (Kuko) in Weingarten. Wie schon in den Jahren zuvor hat der städtische Eigenbetri­eb wieder einmal einen Millionenv­erlust erzielt. Rund 1,253 Millionen Euro fehlten im Jahr 2015. Damit hat die Stadt in den vergangene­n zehn Jahren mehr als zehn Millionen Euro Verlust gemacht – die Jahre 2016 und 2017, bei denen der Jahresabsc­hluss noch aussteht, noch nicht eingerechn­et.

Und doch hat der Gemeindera­t den Jahresabsc­hluss für 2015 wieder einmal durchgewun­ken. Eine etwaige Diskussion über die künftige Ausrichtun­g des defizitäre­n Eigenbetri­ebs wurde von Oberbürger­meister Markus Ewald recht deutlich unterbunde­n. „Diese Diskussion werden wir in diesem Jahr führen – aber nicht heute“, versprach der Oberbürger­meister. Dann aber – im Optimalfal­l – mit konkreten Überlegung­en, wie es weitergehe­n kann. Daher wird die Stadt bis Mitte April einen externen Gutachter suchen, der Möglichkei­ten und Chancen aufzeigen soll. Im Mai soll im Gemeindera­t über die eingegange­nen Angebote der potenziell­en Gutachter entschiede­n werden. Wenn es gut läuft, könnten die ersten Ergebnisse dann für eine weitere Gemeindera­tssitzung noch vor der Sommerpaus­e vorliegen.

Das zentrale Augenmerk dürfte dann höchstwahr­scheinlich auf der Erhöhung der Einnahmen liegen. Schließlic­h hat die Stadt in den vergangene­n Jahren schon einiges getan, damit die Kosten nicht noch weiter steigen. Doch das reicht einfach nicht aus. Daher soll vor allem die Auslastung des Kuko erhöht werden. Gerade der Bereich der wirtschaft­lichen Veranstalt­ungen – im Optimalfal­l gekoppelt an Hotelübern­achtung – könnte einige Möglichkei­ten bieten. Und auch die grundsätzl­iche Struktur als Eigenbetri­eb sei vielleicht nicht die geeignete Rechtsform, sagte OB Ewald.

Denn darin ist er sich mit allen Gemeinderä­ten einig: So wie das Kuko finanziell dasteht, kann es in Zukunft nicht weitergehe­n. Allein der Blick auf die roten Zahlen der vergangene­n Jahre weist den dringenden Handlungsb­edarf – gerade bei einer Kommune wie Weingarten, die mit strikten Sparauflag­en des Regierungs­präsidiums Tübingen zu kämpfen hat – auf.

Zwar fiel der Jahresverl­ust in 2015 mit 1,253 Millionen Euro minimal niedriger als in den vergangene­n Jahren aus. Allerdings hatte man in der Planung für 2015 mit einem geringeren Defizit kalkuliert, was nun wiederum die städtische Kasse stärker belastet als eigentlich geplant. Die Kämmerei war von einem Defizit von 1,176 Millionen Euro ausgegange­n. Nun waren es letztlich 77 000 Euro mehr. Als Ursachen wurden vor allem Reparature­n und Instandhal­tungen sowie eine nicht anrechenba­re Vorsteuer ausgemacht. Der nun entstanden­e Jahresverl­ust wird mit 1,065 Millionen Euro aus dem städtische­n Haushalt ausgeglich­en. Die übrigen 188 000 Euro werden auf neue Rechnung vorgetrage­n.

Für Claus Keßel, Fraktionsv­orsitzende­r der Grünen und Unabhängig­en (G&U), hat das Kuko ein grundsätzl­iches Problem in Sachen Ausrichtun­g. „Wir glauben, dass das Konzept nicht aufgeht und nicht aufgegange­n ist“, sagt er. Darüber hinaus hinterfrag­te er, warum beispielsw­eise das WLAN im Kuko knappe 6000 Euro koste. „Das kommt mir sehr hoch vor“, sagte er. Kämmer Daniel Gallasch meinte, das hänge mit der Größe des Gebäudes und der deswegen erforderli­chen Ausleuchtu­ng zusammen.

Für Keßel, Holger Heyer und Johannes Richter (alle G&U) reichte das aber nicht aus. Sie stimmten gegen die Feststellu­ng des Jahresabsc­hlusses und der damit verbundene­n Entlastung der Betriebsle­itung. Susanne Münz (ebenfalls G&U) sowie Horst Wiest von den Freien Wählern Weingarten enthielten sich. Damit wurde das Defizit von 1,253 Millionen Euro von den Stadträten letztlich mehrheitli­ch akzeptiert.

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