Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Von Wilhelmsdo­rf auf die Musicalbüh­nen

Florian Soyka ist Musicaldar­steller und derzeit als „Biest“auf Tournee

- Von Alena Ehrlich

WILHELMSDO­RF/ELMSHORN - Mit 14 Jahren hat Florian Soyka das Musical-Fieber gepackt. Damals besuchte er mit seinem Vater eine Aufführung von „Cats“in Hamburg. „Das Genre hat mich wahnsinnig fasziniert. Ich habe alles gehört, was ich zwischen die Finger bekommen habe“, erzählt er. Heute, 20 Jahre später, steht Florian Soyka selbst als Musicaldar­steller auf der Bühne. Derzeit ist er mit dem Musical „Die Schöne und das Biest“auf Tour. In der Hauptrolle des „Biests“ist Soyka, der unter anderem in Wilhelmsdo­rf gelebt hat, zum Beispiel am 23. März in Bregenz und am 1. April in Ulm zu sehen.

Soyka liebt es, genau hinzuhören und dabei zu überlegen, was der Autor und Komponist mit einer einzelnen Passage ausdrücken wollte. Auch wenn eine Szene schon Hunderte Male gespielt wurde, sei es doch jedes Mal wieder ein bisschen anders. „Ich fühle mich wohl und zu Hause auf der Bühne“, sagt Soyka. Wirklich aufgeregt ist er vor seinen Auftritten nicht mehr – doch eine gewisse Grundspann­ung gehöre einfach dazu. „Wenn man gar nicht mehr nervös ist, sollte man aufhören. Wenn man aber wirklich Angst davor hat, auf der Bühne zu stehen, ist der Job vielleicht auch nicht das Richtige“, sagt Soyka.

Den Wunsch, Musicaldar­steller zu werden, habe er im Alter von 16 oder 17 Jahren zum ersten Mal laut ausgesproc­hen. „Das war schon etwas Außergewöh­nliches im Schwobalän­dle“, erinnert er sich. Bevor es ihn zum Studium zunächst an die Stage School nach Hamburg, dann an die Bayrische Theateraka­demie nach München zog, lebte Soyka, der in Frankfurt geboren wurde, mit seiner Mutter in Wilhelmsdo­rf, später in Hohentenge­n. Die Region verbindet er noch heute mit Heimat, auch wenn er nur noch zwei- bis dreimal im Jahr zu Besuch ist. „Es ist immer wie Urlaub, wenn man nach Hause kommt“, sagt er. „Eine der schönsten Regionen Deutschlan­ds.“

Traumrolle Graf von Krolock

Nach dem Abschluss seines Studiums im Jahr 2009 kam Soyka zunächst viel herum. Seine ersten Jobs spielte er in München und am Stadttheat­er Klagenfurt. Und schon während des Studiums konnte Soyka bei einigen Projekten mitwirken – zum Beispiel im Ensemble des Musicals „On the town“in Nürnberg. „Da hat man dann zum ersten Mal realisiert, dass das jetzt tatsächlic­h der eigene Job ist“, erinnert sich Soyka. Ein großer Traum erfüllte sich bereits ein Jahr nach seinem Abschluss: In „Tanz der Vampire“war Soyka als Zweitbeset­zung des Grafen von Krolock drei Jahre lang in Stuttgart und Berlin zu sehen. „Das ist die Rolle, die mich am meisten zu diesem Beruf gezogen hat“, erzählt er. Zweieinhal­b Jahre lang spielte er anschließe­nd in Hamburg bei dem Musical „Das Wunder von Bern“den Fritz Walter. In dieser Zeit lernte er auch seine heutige Partnerin kennen.

Proben dauern gerade einmal zwei Wochen

In den kommenden Wochen ist Florian Soyka nun als „Biest“auf Tour durch Deutschlan­d, Österreich und die Schweiz – für ihn ist das Leben im Tourbus eine neue Erfahrung. „Es ist toll, mit so vielen neuen Kollegen zu arbeiten. Das lenkt ab von der Zeit, in der man nicht zu Hause ist“, sagt Soyka während der Proben in Tschechien. Gerade einmal zwei Wochen dauerten diese. „Das klingt erst einmal nach wenig, aber am ersten Probentag müssen alle ihre Texte und die Musik schon können. Jedem ist bewusst, wie die Szenen laufen. Dann werden die Szenen und Schritte verfeinert, und es kommen Masken und Orchester hinzu“, erklärt Soyka. Seine Rolle als „Biest“findet er „unglaublic­h interessan­t“. „Als entstellte­r Mann mit riesiger Beule im Gesicht, der aber den Menschen dahinter zeigen muss, müssen viele Facetten gespielt werden. Das ist eine wirklich schöne Herausford­erung“, findet Soyka.

Einiges hat sich seit Soykas ersten Auftritten geändert. „Bisher habe ich immer mein Leben um den Beruf herum gebastelt. Das dreht sich jetzt gerade um“, sagt Soyka. Vor rund sechs Wochen ist der 34-Jährige zum ersten Mal Papa geworden. Mit seiner Partnerin und seinem Sohn lebt er in Elmshorn bei Hamburg. Er sei mit den Jobs selektiver geworden, um Berufsund Privatlebe­n besser vereinen zu können. Denn der Alltag als Musicaldar­steler sei nun einmal sehr antizyklis­ch – die Hauptarbei­tszeiten sind abends und am Wochenende, dafür sind die Vormittage oftmals frei. Freunde mit „normalen Berufen“sehe er meist nur, wenn er Urlaub habe. „Das kostet dann schon etwas mehr Energie“, sagt Soyka. Trotzdem hat er seinen Traumberuf gefunden: „Ich höre so oft von Freunden und Bekannten, dass niemand seinen Job so sehr liebt wie ich.“Wenn die Tour vorbei ist, bleibt er aber einige Wochen zu Hause bei seiner Familie. „Es ist ein totaler Phasenjob“, sagt Soyka. Denn dann beginnt auch schon die Sommerspie­lzeit in Tecklenbur­g.

Zu sehen ist Florian Soyka in der Rolle des „Biests“unter anderem am Freitag, 23. März, in Bregenz und am Sonntag, 1. April, in Ulm.

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FOTO: REHMANN Florian Soyka tourt vier Wochen lang mit dem Musical „Die Schöne und das Biest“durch Deutschlan­d, Österreich und die Schweiz.

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