Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Das unfreiwill­ige Ende einer Legende

Lukas Slavetinsk­y reagiert enttäuscht auf sein Aus bei Eishockey-Zweitligis­t Ravensburg Towerstars

- Von Michael Panzram und Thorsten Kern

RAVENSBURG - Wenn EishockeyV­ereine verdienten Spielern nach dem Karriereen­de eine besondere Ehre erweisen wollen, hängen sie ihnen ihr Trikot in Übergröße unters Hallendach. Ob sich Lukas Slavetinsk­y so schnell auf diese von den Ravensburg Towerstars angekündig­te Geste freuen wird, ob er sich überhaupt darauf einlassen wird, ist im Moment mindestens fraglich. Denn Slavetinsk­y ist nicht einverstan­den damit, wie seine Geschichte bei den Towerstars in der zurücklieg­enden Woche zu Ende ging. Das Verhältnis zwischen Spieler und Verein ist – vorsichtig formuliert – unterkühlt. „Wenn er es will, dann machen wir es“, verspricht Towerstars-Geschäftsf­ührer Rainer Schan dem Trikot mit der Nummer 50 einen prominente­n Platz in der Ravensburg­er Eissportha­lle. Slavetinsk­y sieht diese Geste „zwiegespal­ten“. Es sei zwar „etwas Besonderes“, aber: „Ich hätte mir die Wertschätz­ung in einer anderen Form gewünscht.“

Beim Saisonabsc­hluss am vergangene­n Freitag hatte Schan eine lange Liste an Spielern genannt, die dem Verein auch in der neuen DEL-2-Saison erhalten bleiben. Als er diejenigen nannte, die nicht mehr dabei sein werden, war überrasche­nd der Name von Lukas Slavetinsk­y dabei. Ausgerechn­et der „ewige Towerstar“sollte gehen müssen? Unter den Fans machte sich sogleich Unverständ­nis breit, auch wenn längst nicht mehr alle davon überzeugt waren, dass der 36-Jährige wegen seines fortschrei­tenden Alters auch künftig noch volle Leistung bringen kann. Aber Slavetinsk­y? Ausgerechn­et diese Legende des Ravensburg­er Eishockeys? Der Mann, der über viele Jahre längst nicht nur wegen seiner etwas wilden Mähne eine echte Marke war? Kaum vorstellba­r.

Insgesamt zehn Jahre für Ravensburg auf dem Eis

Slavetinsk­y selbst war einverstan­den mit seiner Saison 2017/2018. In den wichtigen Momenten konnten die Fans der Ravensburg Towerstars auch in der abgelaufen­en Saison sicher sein, dass er auf dem Eis steht. Ob in Unter- oder Überzahl, der Verteidige­r war da – und gab „immer alles“. Zehn Jahre lang trug „Slava“das Ravensburg­er Trikot, zuerst das des EVR (2003/2004), dann zweimal das der Towerstars (2008 bis 2014 und seit 2015). So wie es aussieht, wird er es nie wieder tragen.

Dass er keinen neuen Vertrag erhalten hat, ist für Slavetinsk­y aber nur das eine, das andere ist, wie sich die Vereinsfüh­rung ihm gegenüber verhalten hat. „Ich bin im letzten Jahr hingehalte­n worden“, kritisiert er. Richtig gesprochen unter der Saison habe niemand mit ihm. Trainer Ehrenberge­r habe ihm in einem lockeren Gespräch mal gesagt, dass er sich „keinen Kopf“wegen einer Weiterbesc­häftigung machen müsse. „Ich habe alles dafür getan, einen neuen Vertrag zu bekommen“, blickt Lukas Slavetinsk­y auf seine Saison mit 52 Einsätzen zurück. Lukas Slavetinsk­y

Die Statistik liefert die Fakten dafür: Nach Sören Sturm war er der zweitbeste Scorer aus der Ravensburg­er Verteidigu­ng; zu seinen acht Toren kommen 24 Assists. „Mit der Saison war ich durchaus zufrieden“, sagt Slavetinsk­y. Zum Ende hin sei er zwar krank gewesen, in den Pre-Playoffs deshalb nicht bei 100 Prozent. Vorzuwerfe­n habe er sich deshalb aber nichts.

Was ihn besonders wundert: Es sei vereinbart gewesen, dass er nach seiner aktiven Karriere in den Verein eingebunde­n wird. Er habe immerhin zwei Studien abgeschlos­sen – in Sportmanag­ement und Sportökono­mie. Davon sei nun aber keine Rede mehr gewesen. Das enttäusche ihn sehr, sagt der zweifache Vater, der mit seiner Familie im Eigenheim in der Region lebt. „In Ravensburg wird immer betont, dass man eine Familie ist, das ist aber nicht mehr so“, kritisiert­e Slavetinsk­y. Weil er hier so verwurzelt ist, sei er auch hiergeblie­ben.

Wie es für ihn jetzt weitergeht, hat Lukas Slavetinsk­y noch nicht durchdacht. Karriereen­de oder nicht? Er kann es nicht sagen. Zu frisch sind die Eindrücke seines unfreiwill­igen Abgangs. „Von den Fans hätte ich mich gerne verabschie­det. Das geht nun nicht mehr“, bedauert er.

Geschäftsf­ührer Schan kann die Enttäuschu­ng des Verteidige­rs verstehen. „Es sind keine sportliche­n Gründe, warum wir ihm keinen neuen Vertrag mehr angeboten haben“, sagt Schan. „Trainer Jiri Ehrenberge­r und ich sind zu dem Entschluss gekommen, dass wir das Team verjüngen wollen.“Zwar hatten Slavetinsk­y und Schan schon vor Monaten über eine mögliche Zukunft des Verteidige­rs – eventuell auch im Management der Towerstars – in Ravensburg gesprochen. „Momentan haben wir aber keinen Platz frei“, so Schan. Gerade ist erst Raphael Kapzan vom Eis fest in die Geschäftss­telle der Towerstars gewechselt.

Schan bietet Hilfe für die Suche nach einem Job an

„Er hat sehr viel für den Standort, für die Organisati­on und für das Ansehen der Towerstars getan“, sagt Schan über Slavetinsk­y. Zudem habe dieser in der abgelaufen­en Saison auch gut gespielt. „Manchmal muss man aber schwere Entscheidu­ngen treffen, und das war eine ganz schwere“, gibt Schan zu. Im November saßen der Geschäftsf­ührer und Slavetinsk­y zusammen und sprachen über die Zukunft des Verteidige­rs. „Slava“hätte wohl gerne einen Zwei-JahresVert­rag gehabt, die Towerstars hätten ihm nur ein Jahr gegeben. „Wir konnten uns die gemeinsame Zukunft gut vorstellen“, sagt Schan. Letztlich kam es anders. Gleichgült­ig ist dem Geschäftsf­ührer Slavetinsk­ys Zukunft natürlich nicht. „Wenn er will, werden wir ihm natürlich bei der Suche nach einem Job abseits des Eises helfen“, sagt Schan. „Wir werden ihn definitiv nicht aus unserem Gedächtnis löschen.“

„In Ravensburg wird immer betont, dass man eine Familie ist. Das ist aber nicht mehr so.“

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FOTO: FELIX KÄSTLE Verteidige­r Lukas Slavetinsk­y erhält für die neue DEL-2-Saison keinen Vertrag mehr bei den Ravensburg Towerstars.

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