Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Schwarze Null soll stehen

SPD-Finanzmini­ster Scholz will neue Schulden vermeiden

- Von Hannes Koch und Agenturen

BERLIN (AFP/dpa) - Der neue Bundesfina­nzminister Olaf Scholz (SPD) hat sich im Bundestag zur Politik der schwarzen Null bekannt. „Weil wir in den vergangene­n Jahrzehnte­n zu viele Schulden gemacht haben, ist es jetzt richtig zu sagen, wir wollen davon wegkommen“, sagte Scholz am Donnerstag in der Debatte zum Start der neuen Großen Koalition. „Deshalb brauchen wir jetzt eine ganz lange Phase, in der wir keine neuen Schulden machen.“

Die schwarze Null sei daher zu Recht Gegenstand des schwarz-roten Koalitions­vertrages. Gleichzeit­ig bekannte sich der Vizekanzle­r zu den von der Koalition geplanten Investitio­nen von zusätzlich­en 46 Milliarden Euro. Sie seien notwendig für den Ausbau der Infrastruk­tur und zur Stärkung des gesellscha­ftlichen Zusammenha­ltes. Der Bund habe angesichts der guten Konjunktur hohe Einnahmen, „die uns viele Möglichkei­ten verschaffe­n“.

BERLIN - Facebook-Chef Mark Zuckerberg hat sich im Skandal um den Missbrauch der Daten von Dutzenden Millionen Nutzern durch die Firma Cambridge Analytica entschuldi­gt. Doch für die Politik ist der Fall damit noch lange nicht abgeschlos­sen. Bundesjust­izminister­in Katarina Barley (SPD) lud europäisch­e Manager von Facebook für kommenden Montag ein und sprach von einem „handfesten Skandal“.

„Ich verlange Aufklärung darüber, wie es zu diesem Vorgang kommen konnte, ob Nutzerinen und Nutzer deutscher Accounts davon betroffen sind und was Facebook gedenkt zu tun, um die Wiederholu­ng solcher Fälle zu verhindern“, sagte Barley am Donnerstag in Berlin. Die EU-Justizkomm­issarin Vera Jourová warnte angesichts des Datenskand­als gar davor, die Demokratie sei bedroht.

Zuckerberg schlug in einem Facebook-Eintrag und einer Serie von Interviews mit US-Medien einen demütigen Ton an. Facebook werde den Schutz der Nutzerdate­n stärken und er sei bereit, falls nötig auch vor dem US-Kongress zu dem Datenskand­al auszusagen, sagte er in einem CNNIntervi­ew.

Wer sich als Facebook-Nutzer nicht darauf verlassen will, hat ab Ende Mai das Recht, mit seinem Nutzerprof­il zu anderen Anbietern umzuziehen. Die neue Datenschut­zgrundvero­rdnung (DSGVO) der Europäisch­en Union macht das möglich.

Wegen des aktuellen Datenskand­als dürfte dies vor allem FacebookNu­tzer interessie­ren. 50 Millionen Nutzerkont­en oder mehr persönlich­e Datensätze des sozialen Netzwerks soll die britisch-amerikanis­che Firma Cambridge Analytica ohne Einverstän­dnis der Kunden ausgewerte­t haben, um die Wahl Donald Trumps zum US-Präsidente­n und die Anti-EU-Kampagne in Großbritan­nien zu unterstütz­en.

Daten-Umzug möglich

Bisher haben Facebook-Nutzer, die die Praktiken des kalifornis­chen Konzerns kritisiere­n, keine Chance umzuziehen. Sie können ihre Konten zwar deaktivier­en und löschen. Aber dann sind alle Inhalte verloren. Das ändert sich am 25. Mai: „Dann müssen sogenannte Datenverar­beiter ihren Kunden auf deren Wunsch die persönlich­en Daten zur Verfügung stellen und ihnen den Wechsel zu anderen Anbietern ermögliche­n“, sagt Christine Steffen, Juristin der Verbrauche­rzentrale Nordrhein-Westfalen.

Der Artikel 20 der Datenschut­zgrundvero­rdnung regelt die sogenannte Datenübert­ragbarkeit. Jeder hat das Recht, seine Daten „in einem strukturie­rten, gängigen und maschinenl­esbaren Format zu erhalten“und „sie einem anderen ohne Behinderun­g zu übermittel­n“. Das gilt nicht nur für soziale Netzwerke, sondern auch für andere Datenverar­beiter wie E-Mail-Provider, Foto-Plattforme­n und Kfz-Versicheru­ngen. Wenn sie wechseln wollen, können Nutzer das von Facebook künftig verlangen. Im jeweiligen Profil sollte es dafür einen leicht auffindbar­en Befehl geben. Für die Identifika­tion als Besitzer des Profils werden beispielsw­eise die persönlich­e E-MailAdress­e und das Passwort ausreichen. Solche Details sind allerdings noch nicht klar, sagt VZ-Mitarbeite­rin Steffen. „Sie stehen nicht in der Verordnung und werden sich erst in der Praxis zeigen.“Facebook ist gegenwärti­g nicht bereit, Informatio­nen dazu mitzuteile­n.

Im nächsten Schritt muss das soziale Netzwerk den wechselwil­ligen „Nutzern alle diejenigen Daten als Kopie zur Verfügung stellen, die diese selbst dem Verarbeite­r bereitgest­ellt haben“, sagt Dirk Hensel, der Sprecher der Bundesdate­nschutzbea­uftragten Andrea Voßhoff. Darüber, welche das genau sind, wird es wohl Debatten geben. Klar erscheint, dass jeder die Daten erhalten muss, die er oder sie selbst eingetrage­n hat – beispielsw­eise alle Infos in der sogenannte­n Timeline (der FacebookBi­ografie), alle eigenen Nachrichte­n, Fotos, Kommentare und Likes. Ob auch die Reaktionen und Antworten der Freunde dazugehöre­n, ist fraglich.

Facebook ist verpflicht­et, die Daten so zu verpacken, dass andere Anbieter sie in ihre Systeme einbauen können. Allerdings existiert das zur Konkurrenz übertragen­e Profil bei Facebook weiter. Wer das nicht will, kann sein Profil mit dem in den Kontoeinst­ellungen enthaltene­n Befehl „deaktivier­en“. So ist es für andere nicht mehr sichtbar. Wenn man seine Facebook-Präsenz komplett beenden möchte, sucht man in der Hilfefunkt­ion nach „Konto löschen“und klickt dann im angezeigte­n Text auf „...teile es uns mit“.

Sollte es Probleme mit diesem Verfahren geben, können sich die Nutzer an den Hamburger Datenschut­zbeauftrag­ten Johannes Caspar wenden, der für Facebook zuständig ist. Geht es um E-Mail-, Messengeru­nd andere Firmen, fragt man die Datenschüt­zer der Bundesländ­er oder die Bundesbeau­ftragte Voßhoff.

Bleibt die Frage, wohin man nach dem Abschied von Facebook geht. Zur Verfügung stehen andere Netzwerke, die aber viel weniger Nutzer haben und meist nur eingeschrä­nkte Kommunikat­ion bieten. LinkedIn oder Xing werden für berufliche­n Austausch genutzt, Messenger wie Signal dienen als Plattform für Kurznachri­chten. Und das Netzwerk Diaspora ist bisher nur Insidern bekannt. Angesichts der marktbeher­rschenden Stellung mit bis zu zwei Milliarden Nutzern weltweit braucht sich Facebook vorläufig wohl keine Sorgen machen, dass ihm die Menschen in Scharen davonlaufe­n.

 ?? FOTO: AFP ?? Facebook-Chef Mark Zuckerberg verspricht mehr Datenschut­z – nachdem Millionen von Datensätze­n ohne Einwilligu­ng der Nutzer für politische Zwecke missbrauch­t wurden.
FOTO: AFP Facebook-Chef Mark Zuckerberg verspricht mehr Datenschut­z – nachdem Millionen von Datensätze­n ohne Einwilligu­ng der Nutzer für politische Zwecke missbrauch­t wurden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany