Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Tausende Vögel im „Zugstau“am Bodensee
Tiere machen bei ihrer Rückkehr aus südlicheren Gefilden wegen des Kälteeinbruchs Zwangspause
KONSTANZ (ehk/epd/dpa) - Tausende Zugvögel legen derzeit auf ihrer Rückreise in den Norden einen Zwischenstopp am Bodensee ein. Sie trauten sich nicht dem derzeitigen kalten Wind entgegenzufliegen, teilte der Sprecher des bayerischen Landesbundes für Vogelschutz (LBV), Markus Erlwein, mit. Der Vogelkundler nennt die Zwangspause einen „Zugstau“, erklärte Erlwein.
Das Phänomen ist laut Gerhard Kersting, Geschäftsführer des Naturschutzzentrums Eriskirch, am Bodensee bekannt und nicht ungewöhnlich. Bei schwierigen Bedingungen unterbrechen Zugvögel ihren Zug nach Norden und suchen an geeigneten Orten nach Nahrung. Das Bodenseegebiet ist ein bevorzugter Ruheplatz, da es hier wärmer ist als in Oberschwaben oder in den östlicheren Gebieten Mitteleuropas.
Dieses Jahr liegt es an den kalten Winden aus dem Norden. Bei den Vögeln handelt es sich um Zugvögel, die den Winter am Mittelmeer und Südwesteuropa verbracht haben. Zu den dieses Jahr am Bodensee beobachteten Arten gehören Bachstelzen, Rotkehlchen, Hausrotschwänze, Singdrosseln, Bergpiepern, Zilpzalpe, Buch- und Bergfinken. Es sind keine seltenen Arten, die jetzt überall am Bodenseeufer zu beobachten sind. In Friedrichshafen kann man sie zum Beispiel an der Rotachmündung sehen. Auch Kiebitze und Lerchen gehörten dazu, ergänzt Erlwein.
Jene Vögel, die sich bereits in ihren bayerischen Brutgebieten aufhielten, zum Beispiel der Star, hätten unterdessen mit der Kälte arg zu kämpfen. Denn die Tiere bereiteten sich auf das Brutgeschäft vor, was viel Energie koste. Hinzu komme, dass in der freien Landschaft noch kein neues Futter vorhanden sei und zudem die Kälte an den Reserven der Vögel zehre. „Unsere Vögel haben im Moment mit einer Extremsituation zu kämpfen, in der eine Fütterung im Garten wohl tatsächlich einigen Vögeln zu überleben hilft“, sagte Erlwein. Die zurückgekehrten Störche dagegen kämen ohne Probleme auch einmal eine Woche ohne Futter aus. Außerdem würden sie hierzulande kleine Fische in Bächen und Mäuse finden.