Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

„Man muss den Leuten zuhören“

Auch Bad Wurzachs einziger Speiseeish­ersteller begeht den Gelato Day

- Von Steffen Lang

BAD WURZACH - An diesem Samstag ist Gelato Day. Offiziell heißt er, etwas sperrig, Europäisch­er Tag des handwerkli­ch hergestell­ten Speiseeise­s. Zu diesem Anlass gibt’s auch die Sorte des Jahres: German Black Forest.

Ausgerufen hat den Tag das Europäisch­e Parlament 2012 auf Initiative von Artglace, dem Verband der Speiseeish­ersteller in der EU. Auch der Bad Wurzacher Aldo Bucco ist Mitglied und hat diese Woche in seiner Küche das German Black Forest hergestell­t.

In seinem Eiscafé bietet der 64Jährige nur Eissorten an, die in seiner Küche entstanden sind. Die Rezepte dafür haben er und seine Familie – auch die Kinder Monika und Marco sind ausgebilde­te Eisherstel­ler – sich entweder selbst ausgedacht oder erhalten sie über den Verband. Aber auch diese Rezepte könne man nicht einfach so übernehmen, betont Aldo. „Man muss sie jedes Mal ein wenig den Gegebenhei­ten bei uns anpassen, zum Beispiel dem Wetter“, erzählt er. Dabei ist viel Erfahrung gefragt, um zu wissen, welche Zutat man ein wenig üppiger zugeben muss und von welcher eher etwas weniger.

Mit Honig verfeinert

Unterstütz­t von seinem Sohn Marco beginnt Aldo, das German Black Forest herzustell­en. Inspiriert wurden die Erfinder dieser Sorte von der Schwarzwäl­der Kirschtort­e. Zunächst kommt in den Behälter, der später im Verkaufsfe­nster des Eiscafés stehen wird, ein Kakao-Biscuitbod­en, „verfeinert mit Honig“, wie Marco verrät. Er hat ihn tags zuvor gebacken.

Und auch das Eismachen ist ein bisschen wie Backen, nur dass der „Teig“am Ende nicht in den Backofen, sondern in die Eismaschin­e kommt, die sie rührt, bis sie den richtigen Grad an Cremigkeit erreicht hat.

Zunächst rührt aber Aldo, und zwar die Grundstoff­e wie Magermilch­pulver, zuvor pasteurisi­erte Sahne und Glucose zusammen. Ganz genau wird jede Zutat zuvor abgewogen. Als Erstes ist das Sahneeis an der Reihe, das nach wenigen Minuten zentimeter­dick aus der Eismaschin­e auf den Biskuitbod­en quillt.

Auf das Sahneeis kommt eine weitere Biskuitsch­icht bestreut mit Amarenakir­schen und Schokostre­useln. Dann wird wieder gewogen und gemischt, und so entsteht das Schokolade­neis mit Zartbitter­geschmack. Nochmal etwas Schokostre­usel und Amarenakir­schen darauf – fertig ist nach etwa 45 Minuten die Eissorte des Jahres, die sofort ins Verkaufsfe­nster kommt.

Weil sie auch hochprozen­tiges Kirschwass­er enthält, machen sich Aldo und Marco anschließe­nd noch an die Herstellun­g einer jugendfrei­en Variante ohne Alkohol. Schließlic­h sollen ja auch die Kinder zum Gelato Day das „richtige“Eis schlecken können.

Im Sommer ist Aldo täglich in seiner Küche, um Eis herzustell­en. „Vor allem die gängigen Sorten machen wir jeden Tag neu“, sagt er. Zurzeit, da dem Spaziergän­ger in der Stadt eher nach einem warmen Getränk als nach kaltem Eis ist, ist er ein- oder zweimal in der Woche damit beschäftig­t.

Natürlich könnten sich die Buccos weniger Arbeit machen und ihr Speiseeis bei großen Hersteller­n kaufen. Aber das kommt für die Familie nicht infrage. „Jedes Eis, das wir anbieten, wird bei uns im Haus gemacht und kommt frisch zum Verkauf“, betont Aldo stolz. Daher könne er sein Angebot auch variabel halten. „Ich habe dadurch nicht so viele Sorten im Angebot, dafür kann ich zum Beispiel richtige Früchte und Milch aus der Region verwenden. Und bei mir kommen keine Aromastoff­e ins Eis.“

Auf Wünsche reagieren

„Wir können so auch auf Kundenwüns­che schneller reagieren, eine Sorte rausnehmen und durch eine andere ersetzen“, ergänzt Sohn Marco. „Seit einiger Zeit bieten wir zum Beispiel viel mehr Sorbeteiss­orten als früher an, weil immer mehr Menschen Lactoseint­oleranz haben.“„Man muss den Leuten zuhören, dann erfährt man auch, was sie gerne haben möchten“, verrät Aldo sein vielleicht bestes Erfolgsrez­ept.

Nun hoffen die Buccos, dass bald die ersten warmen Frühlingst­age kommen, wieder mehr Menschen dann Lust auf ein handwerkli­ch hergestell­tes Speiseeis bekommen und immer wieder ihren ganz persönlich­en Gelato Day begehen.

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FOTO: STEFFEN LANG Aldo Bucco gibt als letzten Arbeitssch­ritt die Amarenakir­schen auf das Eis.

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