Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
„Erziehung zu Respekt und Toleranz ist entscheidend“
Es ist noch gar nicht so lange her, dass ich als langjährige Elternbeiratsvorsitzende, Gesamtelternbeiratsvorsitzende Bad Wurzachs und auch Vertreterin im Landeselternbeirat für die freien Schulen die Interessen „der Eltern“insbesondere auch am Salvatorkolleg vertreten durfte. Die Lektüre des kürzlich erschienenen Artikels in der „Schwäbischen Zeitung“über die aktuellen Probleme, mit denen sich der Schulleiter Pater Friedrich Emde und meine Elternvertreternachfolger herumschlagen müssen, bestürzt mich und macht mich wütend über den Mißbrauchsversuch von christlicher Religion für Intoleranz aus einschlägig gefärbter politischer Richtung Einzelner.
Ich mag nicht glauben, dass es viele Eltern sind, die ihre Kinder dieser Schule anvertrauen und ein ernstzunehmendes Problem damit haben, dass der Morgenkreis sich öffnet für Gebetsinhalte in deutscher Sprache, die muslimischen Ursprungs sind. Welche Vorstellung von Weltfrieden trägt uns freie Christen denn? Sehen wir tatsächlich im Rückfall in Zeiten des Nationalismus und des Geistes von Kreuzzügen das Heil der Welt oder ist es nicht gerade Aufgabe einer christlichen Schule, in zugegebenermaßen anspruchsvollen Zeiten der Auseinandersetzung, die gemeinsamen tragenden Wurzeln der Weltreligionen herauszuarbeiten und sich selbst nicht zu verleugnen?
Die Kleinstadt Bad Wurzach verdankt dem standhaften Engagement des Ordens der Salvatorianer, dass sie überhaupt ein Gymnasium am Ort betreiben kann, das die üblen Zeiten des Dritten Reiches überdauert hat. Das ambitionierte Schulprofil erhebt den Anspruch, die anvertrauten Kinder – zunehmend unterschiedlichster Herkunft – in ihrer Spiritualität und Einzigartigkeit anund ernstzunehmen, um sie in ihrer Persönlichkeitsentwicklung voranzubringen und zu festigen.
Die Zeit, die ich als Elternvertreterin am Salvatorkolleg verbringen durfte, hat mir vor Augen geführt, wie ernsthaft und stringent, wohlüberlegt und standhaft man dort christlich geprägte Antworten auf pädagogische und gesellschaftliche Herausforderungen im schulischen Kontext sucht und findet. Wer sich ernsthaft an einem Gebet verständlichen und geprüften Inhaltes in einer renommierten Bildungseinrichtung stört, muss sich fragen lassen, ob er den Anspruch christlicher Bildung überhaupt erfasst hat. Das alles Entscheidende ist das freiwillige Angebot in jeglicher Hinsicht und die Erziehung zu Respekt und Toleranz gegenüber dem Betenden oder eben auch dem nicht Betenden.
Brigitte Reuther, Bad Waldsee
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