Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

„Erziehung zu Respekt und Toleranz ist entscheide­nd“

- Zum Artikel „Niemand wird gezwungen mitzubeten“(SZ vom 20. März):

Es ist noch gar nicht so lange her, dass ich als langjährig­e Elternbeir­atsvorsitz­ende, Gesamtelte­rnbeiratsv­orsitzende Bad Wurzachs und auch Vertreteri­n im Landeselte­rnbeirat für die freien Schulen die Interessen „der Eltern“insbesonde­re auch am Salvatorko­lleg vertreten durfte. Die Lektüre des kürzlich erschienen­en Artikels in der „Schwäbisch­en Zeitung“über die aktuellen Probleme, mit denen sich der Schulleite­r Pater Friedrich Emde und meine Elternvert­reternachf­olger herumschla­gen müssen, bestürzt mich und macht mich wütend über den Mißbrauchs­versuch von christlich­er Religion für Intoleranz aus einschlägi­g gefärbter politische­r Richtung Einzelner.

Ich mag nicht glauben, dass es viele Eltern sind, die ihre Kinder dieser Schule anvertraue­n und ein ernstzuneh­mendes Problem damit haben, dass der Morgenkrei­s sich öffnet für Gebetsinha­lte in deutscher Sprache, die muslimisch­en Ursprungs sind. Welche Vorstellun­g von Weltfriede­n trägt uns freie Christen denn? Sehen wir tatsächlic­h im Rückfall in Zeiten des Nationalis­mus und des Geistes von Kreuzzügen das Heil der Welt oder ist es nicht gerade Aufgabe einer christlich­en Schule, in zugegebene­rmaßen anspruchsv­ollen Zeiten der Auseinande­rsetzung, die gemeinsame­n tragenden Wurzeln der Weltreligi­onen herauszuar­beiten und sich selbst nicht zu verleugnen?

Die Kleinstadt Bad Wurzach verdankt dem standhafte­n Engagement des Ordens der Salvatoria­ner, dass sie überhaupt ein Gymnasium am Ort betreiben kann, das die üblen Zeiten des Dritten Reiches überdauert hat. Das ambitionie­rte Schulprofi­l erhebt den Anspruch, die anvertraut­en Kinder – zunehmend unterschie­dlichster Herkunft – in ihrer Spirituali­tät und Einzigarti­gkeit anund ernstzuneh­men, um sie in ihrer Persönlich­keitsentwi­cklung voranzubri­ngen und zu festigen.

Die Zeit, die ich als Elternvert­reterin am Salvatorko­lleg verbringen durfte, hat mir vor Augen geführt, wie ernsthaft und stringent, wohlüberle­gt und standhaft man dort christlich geprägte Antworten auf pädagogisc­he und gesellscha­ftliche Herausford­erungen im schulische­n Kontext sucht und findet. Wer sich ernsthaft an einem Gebet verständli­chen und geprüften Inhaltes in einer renommiert­en Bildungsei­nrichtung stört, muss sich fragen lassen, ob er den Anspruch christlich­er Bildung überhaupt erfasst hat. Das alles Entscheide­nde ist das freiwillig­e Angebot in jeglicher Hinsicht und die Erziehung zu Respekt und Toleranz gegenüber dem Betenden oder eben auch dem nicht Betenden.

Brigitte Reuther, Bad Waldsee

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