Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Die Blockade von Gaza muss enden
So wie es ist, kann es nicht bleiben. Die Lage im Gazastreifen ist für die zwei Millionen palästinensischen Bewohner schon lange kaum noch zum Aushalten. Seit einem Jahr hat sich der allgegenwärtige Mangel zu einer humanitären Katastrophe ausgewachsen. Eine zudem, für die nicht die Natur, sondern die Politik verantwortlich ist. Nicht nur Israels Regierung, auch Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas haben ihren Anteil daran, dass in Gaza alles knapp ist. Sauberes Trinkwasser genauso wie die Stromversorgung. Es fehlt an bezahlter Arbeit und vor allem an Perspektiven in dem übervölkerten Küstenstreifen.
Die neuen gewalttätigen Zusammenstöße, als 30 000 Palästinenser aus Gaza sich zum „Marsch der Rückkehr“unweit der Grenzanlagen zu Israel versammelten, haben das Problem wieder in den internationalen Fokus gerückt. Aufrufe an beide Seiten, sich zu mäßigen, helfen da nicht weiter. Konkrete Projekte wie der Bau eines Seehafens, funktionierende Klärwerke, die Installation von Solaranlagen zur Stromgewinnung wären ein echter Beitrag zur Deeskalation. Die rigide Blockade muss enden, damit die Menschen in Gaza nicht jede Hoffnung verlieren.
Solche Abhilfe ist sogar dringlicher als die von Israel bereits abgeschmetterte Forderung nach einer unabhängigen Untersuchung jenes „schwarzen Freitags“. Kritische Nachfragen sind dennoch geboten, warum die israelische Armee hundert Scharfschützen einsetzte, um die Massenproteste in Schach zu halten, aber auf weiche Methoden, wie etwa Wasserwerfer, verzichtete.
Die Hamas wird die „Märtyrer“benutzen, um für die nächsten Freitagsproteste am Grenzzaun zu mobilisieren. Für sie ist schon ein Erfolg, auf diese Weise ein riesiges Truppenkontingent zu binden. Gegen Raketen aus Gaza schützt der Abwehrschirm „Eisendom“. Gegen die Angriffstunnel baut die Armee derzeit einen unterirdischen Wall. Aber gegen einen Ansturm verzweifelter Menschen gibt es kein cleveres Patentrezept. Noch ein Grund mehr, den Palästinensern in Gaza ein menschenwürdiges Leben zu erlauben.