Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Mit Mülltüten gemeinsam gegen den Mähtod
Gebrazhofener Kinder gestalten Wildscheuchen zur Kitzrettung
GEBRAZHOFEN - Im Rahmen der Aktion „Kids for Kitz“haben sich in der vergangenen Zeit zahlreiche Kindergartenkinder aus Gebrazhofen die Mühe gemacht, mehr als 30 Müllsäcke in Wildscheuchen umzufunktionieren, um Rehmütter zu veranlassen, ihren Nachwuchs rechtzeitig vor Mähbeginn an einen sicheren Ort zu bringen.
Heranwachsende Wiesen werden jedes Jahr wieder in der Zeit von Mai bis Juni zur Kinderstube für kleine Rehkitze. Mähmaschinen bedeuten oftmals den sicheren Tod für die frischgeborenen Waldtiere. Aus diesem Grund haben sich über 30 Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren des Kindergartens Gebrazhofen unter der Leitung von Erzieherin Margit Bareth daran gemacht, Wildscheuchen aus Plastiksäcken mit glänzendem Geschenkpapier oder Folie, zwar nach Anleitung, jedoch ganz in eigener Regie zu gestalten. Damit sollen Rehmütter verunsichert und ihr Nachwuchs aus der Gefahrenzone vertrieben werden. Fantasie zeigten die Kinder jedenfalls. Entstanden sind dabei wahre Wunderwerke. Organisiert wurde die Aktion von Jägerin Silke Riess, die Unterstützung von ihrer Kollegin Tina Kniebühler erhielt. Bevor die hergestellten Scheuchen an die Jäger von den Kindern und ihren Erzieherinnen übergeben wurden, klärten Riess, ihr Sohn Timo sowie Kniebühler die kleinen Lebensretter nicht nur über die im Wald lebenden Tiere sowie deren Fluchtverhalten, das Tätigkeitsfeld eines Jägers, sondern auch über die Pflichten von Waidmännern auf. Themen die bei den Kindern zogen. Da kamen immer wieder Fragen wie „Warum läuft ein Rehkitz bei Gefahr nicht einfach davon?“.
Des Weiteren konnten sich die Eltern anhand von ausgelegten Flyern über die Aktion informieren. „Ich möchte einfach nicht, dass die Kitze vermäht werden. Außerdem ist es mir wichtig zu zeigen, dass wir Jäger nicht nur zum Schießen da sind, sondern die Tiere und den Wald hegen und schützen“, so Riess. Bareth erklärte: „Das war schon erstaunlich, welches Interesse die Kinder an den Jägern sowie gegenüber den Rehkitzen zeigten“. Aufgabe der Jäger ist es nun, die Fluren abzulaufen, um versteckte Rehkinder zu suchen sowie die Scheuchen nach Rücksprache mit den Landwirten und vor deren Mäharbeiten auf Wiesen und Felder aufzustellen aber auch nach Beendigung der kritischen Zeit wieder einzusammeln und zu verwahren.
Das Schul- und Kindergartenprojekt „Kids for Kitz“wurde von Doris Warmser-Völker, einer Nichtjägerin aus Unterfranken ins Leben gerufen. Dafür erhielt sie 2016 den Bayerischen Tierschutzpreis. Weitere Informationen zum Thema gibt es unter www.kids-for-kitz.de oder unter www.action-for-kitz.de.