Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Neue Stadtansichten
FSJ-Absolventen aus der Diözese bemalen Häuserfassaden in der Oberen Vorstadtstraße
Vor dem Abriss werden Gebäude in Leutkirch verschönert.
- Zehn Absolventen eines Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) aus dem Bereich der Diözese Rottenburg-Stuttgart haben in der vergangenen Woche die Fassaden der zum Abriss bestimmten Häuser in der Oberen Vorstadtstraße bemalt. Die Stadtverwaltung, so die Initiatorin Lina Haase aus Urlau, habe die Idee unbürokratisch unterstützt. Oberbürgermeister Hans-Jörg Henle habe sich persönlich eingeschaltet, um Haftungsfragen abzuklären.
Ja – da war doch etwas: ein unschöner Anblick bei der Einfahrt in die Leutkircher Innenstadt aus Richtung Isny. Mehrere dort mittlerweile nicht mehr bewohnte Häuser wurden von Hans-Jörg Henle schon im Sommer 2017 als „Schandfleck“bezeichnet.
Ja – und jetzt ist da etwas: Seit wenigen Tagen – und in diesem Fall han- delt es sich nicht um ungewollte Beiträge aus der Graffity-Szene – wirken die Alt-Immobilien viel lieblicher. Kühe. Affen. Eher naiv anmutende Malereien zieren das Ensemble. Doch wer steckt dahinter?
Die Recherche der „Schwäbischen Zeitung“entwickelt sich Ende der vergangenen Woche zu einer Geduldsprobe. Tipp eins: Die Kunstschule Sauterleute habe angeregt, bis zum Abriss auf den maroden Fassaden eine nettere Optik anzubringen. Aber die Kunstschule war nicht mit im Spiel.
Waren es Vertreter des Jugendhauses? Negative Antwort: „Aber die Idee hätten auch wir entwickeln können“. Als nächsten Tipp gibt es den Hinweis auf die von den Gebäuden nicht weit entfernt liegende Stiftung St. Anna. Ganz falsch war das nicht, obwohl es sich nicht um ein reguläres Unterrichtsprojekt von St. Anna handelte. Aber Lina Haase – ihr Vater sitzt im Ortschaftsrat von Herlazhofen – schaltete sich als Vermittler ein. Und aus einer spontanen Idee der bei St. Anna aktiven FSJ-Kraft entwickelte sich eine schnell mögliche Umsetzung: Auch sogenannte Seminarwochen zählen zu den Aufgaben im FSJ. Lina Haase schlug als Kunst- projekt die Verschönerung der Fassaden vor, und die aktuellen FSJKräfte aus dem gesamten Diözesanbereich rückten zur Malerei an.
„Es war cool, wie gut das lief“, sagt Lina Haase jetzt. Sie berichtet über viele positive Rückmeldungen, als sie und die anderen im Einsatz waren. Sie äußert sich auch begeistert über eine Leutkircher Malerfirma, die am ersten Tag noch 20 Liter Farbe spendierte, als den Kunstschaffenden der „Stoff“ausging. „Wir hatten den Verbrauch nicht so hoch eingeschätzt“, gibt Haase zu.
Die 19-Jährige kann auch gut damit klarkommen, dass die Kunstwerke bald schon im Bauschutt verschwinden werden. Einen festen Abriss-Termin kennt sie aber noch nicht. Jüngst erst wurden die Arbeiten ausgeschrieben. „Alle Arbeitsschritte sind von einer Fotografin festgehalten worden, das Fotobuch gilt für die Ewigkeit“, sagt Haase.