Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
„Größter Fassanstich des Allgäus“
Neun Familienbrauereien aus Baden-Württemberg präsentieren ihre Weizenbiere in Isny
ISNY - Heute Abend starten die Isnyer Sommerabendkonzerte mit dem Auftritt der Stadtkapelle. Die Brauerei Stolz ist dabei gastgebender Repräsentant von acht weiteren familiengeführten Brauereien aus ganz Baden-Württemberg, die sich vor 18 Jahren zur Interessengemeinschaft „Brauer mit Leib und Seele“zusammengeschlossen haben.
Sie alle präsentieren ab 19 Uhr im Kurpark am Bremenweiher ihre Spezialitäten im Rahmen eines „Weizenbier-Anstichs“, der seit 16 Jahren im jährlichen Wechsel an den jeweiligen Brauerei-Standorten stattfindet – in Isny allerdings das letzte Mal 2003.
Drei „Brauer mit Leib und Seele“sind im Raum Allgäu-Oberschwaben ansässig: Neben der Isnyer Familienbrauerei Stolz die Brauerei Clemens Härle in Leutkirch und die Kronenbrauerei Tettnang. Den Süden komplettieren die Hirschbrauerei Honer in Wurmlingen und die Löwenbrauerei Bräunlingen bei Donaueschingen. In der geografischen Mitte Baden-Württembergs liegen auf der Schwäbischen Alb die Lammbrauerei Gruibingen der Familie Hilsenbeck sowie bei Rottenburg am Neckar die Kronenbrauerei Remmingsheim Alfred Schimpf in Neustetten. Im Nordwesten zuhause ist die Dachsenfranz Biermanufaktur in Zuzenhausen an der Elsenz bei Heidelberg, im Nordosten die Herbsthäuser Brauerei Wunderlich in Bad Mergentheim-Herbsthausen.
Freibier solange der Vorrat reicht Die „Brauer mit Leib und Seele“sprechen in ihrer Ankündigung für heute Abend vom „größten Fassanstich des Allgäus“. Solange der Vorrat reicht, schenken alle neun Brauereien im Isnyer Kurpark WeizenFreibier vom Fass aus, um „Experten“Vergleiche zu ermöglichen. Schirmherr ist der ehemalige CDUBundestagsabgeordnete Waldemar Westermayer aus Leutkirch. Zu den Klängen der Stadtkapelle sorgt das Team vom Restaurant im Kurhaus für die Bewirtung. Bei schlechter Witterung findet die Veranstaltung im großen Saal statt.
Die neun Familienbrauereien haben sich zu „fünf Werten“verpflichtet, die sie auf einer gemeinsamen Website aufführen: Erstens stehe hinter den Bieren jeweils „ein Gesicht“, mit dem jeder Brauer bürge und „persönliche Verantwortung“übernehme für „die Qualität seiner Biere, partnerschaftliche Beziehungen zu Mitarbeitern, Kunden und Lieferanten, gesunde Rohstoffe als Existenzgrundlage, für die Achtung der Natur und nachhaltiges Handeln, um die Umwelt zu schonen“.
Zweitens setzen die „Brauer mit Leib und Seele zu 100 Prozent auf regionale Rohstoffe“, würden hier auf kurze Lieferwege achten und „faire Preise“bezahlen. Das Braugetreide komme von Landwirten aus BadenWürttemberg, „oft sogar aus der direkten Nachbarschaft“, der Hopfen stamme von Bauern aus Tettnang und der Hallertau, „zugunsten der Qualität“werde kein Hopfenextrakt verwendet. Ihre Biere füllen sie „aus Rücksicht auf die Umwelt in Mehrwegflaschen und Fässer“ab.
Die Qualitätskontrolle liege an allen Standorten „in den Händen er- fahrener Bierbrauer und Braumeister“, die ihr Wissen auch an die Auszubildenden weiter geben. Konkret die „traditionellen, handwerklichen“Verfahren mit „schonenden“Gärvorgängen und entsprechender Reifezeit. Auf den beschleunigenden Einsatz von Druck oder Wärme werde verzichtet. Die Weizenbiere seien deshalb „regelmäßig unter den ausgezeichneten Bieren beim European Beerstar oder dem World Beer Cup zu finden“.
Viertens sehen die „Brauer mit Leib und Seele“ihre Biere als „Teil der Kultur“in ihren Heimatregionen, wo sie „das wirtschaftliche, soziale und kulturelle Leben“förderten, indem sie Handwerker aus der Nachbarschaft engagieren und Aufträge möglichst in ihren Regionen vergeben. Sie unterstützen „Vereine und Initiativen, die das Gemeinwesen stärken“. Besonders am Herzen liege ihnen „der Erhalt und die Förderung der gastronomischen Kultur“.
Jeder Brauer mit Leib und Seele sei „offen für Tradition und Innovation“, halte „die handwerkliche Braukultur hoch“und achte zugleich da- rauf, sich „kontinuierlich weiterzuentwickeln“und in die Betriebe zu investieren. Dazu gehöre auch, die Sortimente „ausbauen und neue charaktervolle Biere zu entwickeln“. Die „rund 30 heimischen Malze und über 50 Hopfensorten“böten „viel Freiraum, das Können unter Beweis zu stellen – immer im Rahmen des Reinheitsgebots von 1516“, heißt es auf der Website abschließend.
Kristallweizen seit 1923
Die Isnyer Brauerei Stolz unterstrich dies jüngst mit dem „Allgäuer Stolz“, einem neu lancierten „Hellen“. Das steht beim Weizenbier-Anstich nicht im Mittelpunkt. Dafür aber sicherdas im Allgäu nahezu einzige KristallWeizen, das nach Auskunft von Anstich-Gastgeber und Brauerei-Junior-Chef Johannes Stolz seit dem Jahr 1923 gebraut wird.
Inzwischen gibt es aus Isny außerdem ein Hefeweizen und ein leichtes Weizen. Welche anderen Spezialitäten die acht Partner-Brauereien mitbringen, darauf dürfen Biertrinker heute Abend im Kurpark gespannt sein.