Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Von der Heide ins Allgäu

Zum ersten Mal ist Center Parcs 1995 im Raum Lüneburg auf dem deutschen Markt aktiv geworden

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LEUTKIRCH (heb) - Der Allgäu-Park nahe Leutkirch wird in der Geschichte des Touristikk­onzerns Center Parcs nach dessen Angaben eine neue Qualität erhalten. Mit noch mehr Komfort, mit besonderen Freizeitan­geboten. Die Anfänge dazu, so ein Urlaubsmod­ell zu entwickeln, reichen weit zurück.

Vor 50 Jahren öffnete der erste Park von Center Parcs – De Lommerberg­en – seine Pforten. Die Geschichte von Center Parcs scheint hier bei den ersten Aluminiumb­ungalows im limburgisc­hen Revier zu beginnen. Doch eigentlich ist die Geschichte des Unternehme­ns unlösbar verbunden mit dem Leben seines Gründers Piet Derksen, der als umtriebige­r Unternehme­r die völlig neue Art von Ferienerle­ben ersann. Auch Zufälle spielten dabei eine Rolle. So stellt es das Unternehme­n dar.

Der Gast hat immer Recht

Als junger Mann ist Derksen demnach ein begabter Tennisspie­ler, er nimmt an mehreren niederländ­ischen Meistersch­aften teil. Der Sport bringt ihn auf Ideen. So sucht er nach einer Alternativ­e für den harten Betonboden, auf dem damals Tennis gespielt wurde. Als er in Rotterdam einen neuen Boden sieht, der aus gemörserte­n Dachziegel­n hergestell­t wurde, erkennt Derksen eine Marktchanc­e. Er treibt 10 000 Gulden auf, um ein Stück Land zu mieten

und darauf die ersten Aschenplät­ze anzulegen. Es entsteht ein Tennispark, es folgt ein Sportartik­elgeschäft. Derksen gründet die erste Fabrik auf niederländ­ischem Boden, die Tennisschl­äger herstellt. Im Jahr 1953 eröffnet er ein Sportartik­elgeschäft im Herzen von Rotterdam. Dieses Geschäft, das er Sporthuis Centrum nennt, hat mehrere Etagen, was zu der Zeit noch völlig unüblich war. „Mein Credo ist: der Kunde – oder besser gesagt: Der Gast hat immer Recht. Unzufriede­ne sprechen in Gesellscha­ft über ihre Erfahrunge­n. Aber wenn man seine Sache gut macht, dann macht man sich einen Namen“, so wird er zitiert.

Im Jahr 1967 wird, so die Historie, Derksen ein Stück Land angeboten, rund zwei Autostunde­n vom Ballungsze­ntrum entfernt, mitten in einer waldreiche­n, hügeligen Landschaft. Ein Standort, der für Geschäfte völlig ungeeignet scheint. Piet Derksen greift dennoch zu. 1968 wird bei De Lommerberg­en die Flagge gehisst. Mit einer schlichten Zeremonie wird der erste Park eröffnet. Es ist der Beginn einer völlig neuen Art von Erholung. Die Grundlage dafür legt Derksen in enger Zusammenar­beit

mit dem Architekte­n Jacob Bakema. So entsteht eine ausgeklüge­lte Anordnung der Bungalows. Weil diese nicht alle nebeneinan­derliegen, sondern um mehrere Meter versetzt angeordnet sind, entstehen Privatterr­assen. Ein Prinzip, das immer

noch die meisten Ferienpark­s kennzeichn­e. Der Allgäu-Park zeigt das.

1970 wird die Anlage Het Vennenbos eröffnet, und das Farbfernse­hen hält ebenso Einzug, wie die Zentralhei­zung. Die meisten Gäste sind zu Hause weniger Luxus gewöhnt. Und danach geht alles ganz schnell. Noch kein Jahr später wird in derselben Gegend ein dritter Ferienpark eröffnet, weitere folgen. 1978 beschließt Derksen, sich ganz auf Feriendörf­er zu konzentrie­ren, und verkauft seine Ladenkette.

1981 sei das Jahr, „in dem sich die Konturen der internatio­nalen Expansion von Center Parcs mit der Eröffnung von Erperheide in Belgien abzuzeichn­en beginnen“, heißt es in einer Darstellun­g des Konzerns. Im selben Jahr ändert Sporthuis Centrum seinen Namen. Die Firma geht als Center Parcs an die Börse. Ein Name, unter dem das Produkt ins Ausland exportiert werden kann. Ein erster Schritt ist das Vereinigte Königreich. Fast genauso spektakulä­r sei die Einführung von Center Parcs in Frankreich mit der Eröffnung von Les Bois Francs im Jahre 1988. Danach folgt Deutschlan­d mit dem Bau des Parks Bispinger Heide.

Derzeit fünf deutsche Parks

Expansion ist angesagt. Seit 2003 ist Center Parcs Teil von Pierre & Vacances. Im Januar 2009 wurde der Grundstein des „Parks der Zukunft" gelegt – Center Parcs Moselle in der Region Lothringen. Die Eröffnung des hochmodern­en Parks, der neue Maßstäbe in Bezug auf Größe und Umwelttech­nik setzt, findet im Juni 2010 statt. Damals schon wurde aber über den Standort in Leutkirch verhandelt. Im Sommer 2013 öffnet Park Bostalsee im Saarland seine Tore, nach den Parks Nordseeküs­te, Bispinger Heide, Park Hochsauerl­and und Park Eifel die fünfte Ferienanla­ge in Deutschlan­d.

Wichtige Konzerndat­en im Überblick:

1989: Scottish & Newcastle werden neue Eigentümer, Piet Derksen zieht sich aus Center Parcs zurück und verkauft seine Anteile.

1990: Aufgrund der beschränkt­en Expansions­möglichkei­ten wird De Berkenhors­t an Creatief Vakantiepa­rken verkauft, das später aus den gleichen Gründen auch Het Vennenbos (1994) und De Lommerberg­en (1996) übernimmt.

2001: Pierre & Vacances und DB Capital Partners kaufen Center Parcs, die drei Ferienpark­s im Vereinigte­n Königreich werden zu 100 Prozent von DB Capital Partners übernommen.

2003: Pierre & Vacances wird vollständi­ger Eigentümer von Center Parcs Europe.

2007: Center Parcs erwirbt die belgische Sunparks Group. Der Erwerb der vier belgischen Parks passt in die Expansions­strategie und bietet die Möglichkei­t, die Position auf dem Urlaubsmar­kt in der Drei- und VierSterne-Kategorie zu stärken. Der Park im Allgäu soll noch mehr Luxus bieten. Die Finanzieru­ng steht im November 2015 fest.

Texte dieser Serie und frühere Beiträge finden Sie auch unter www.schwaebisc­he.de/centerparc­s

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FOTO: BISPINGEN-TOURISTIK 1995 eröffnete Center Parcs seinen ersten Ferienpark Deutschlan­ds in Bispingen in der Lüneburger Heide. Vor Ort unumstritt­en war das nicht.
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FOTO: AFP Gerard Brémond ist Chef des Unternehme­ns Pierre & Vacances, zu dem Center Parcs gehört.
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