Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
„Wir tragen nicht umsonst Helm und Schutzkleidung“
Aulendorfs Feuerwehrkommandant Markus Huchler spricht über Beschimpfungen und Schaulustige bei Löscharbeiten
AULENDORF (pau) - Bei dem Feuerwehreinsatz in Tannweiler am Dienstagnachmittag sind, so schildert es die Feuerwehr, Feuerwehrangehörige von einem Anwohner beschimpft worden, dessen Grundstück die Feuerwehr im Rahmen des Einsatzes nutzte. Paulina Stumm hat sich mit Aulendorfs Feuerwehrkommandant über den Vorfall unterhalten. Markus Huchler erklärte dabei, wer grundsätzlich für Schäden aufkommt, die die Feuerwehr bei einem Einsatz verursacht und welche Erfahrungen die Feuerwehr mit Schaulustigen gemacht hat.
Herr Huchler, können Sie solche Reaktionen von Anwohnern nachvollziehen?
Nein, kann ich nicht. Da hilft man anderen und wird auch noch beschimpft. Das ist eine Sauerei. Im Feuerwehrgesetz steht, dass Grundstückseigentümer uns im Zuge von Löscharbeiten Zutritt gewähren müsDiese sen. Und es ist grundsätzlich auch so, dass wenn ein Schaden entsteht, die Kommune haften muss. Als wir beispielsweise für den Brand am LAZBW am Mahlweiher Wasser geholt haben und deshalb dort der Boden zerfurcht wurde, gab es einen Vor-Ort-Termin und man hat den Schaden behoben. Ein anderes Mal mussten wir durch einen frisch angelegten Vorgarten laufen. Das war für die Besitzerin auch schade, aber sie hat es von einem Gärtner richten lassen und die Rechnung ging an die Stadt.
Kommen Beschimpfungen der Feuerwehr öfter vor?
Nein, das war eine absolute Ausnahme. So etwas ist mir noch nie passiert. Wir bekommen auch viel Lob und Anerkennung. Etwas anderes ist es mit Gaffern, die sind mittlerweile gang und gäbe.
Welche Erfahrungen haben Sie mit Schaulustigen gemacht?
Leute sind unglaublich naseweis, sie wollen das Durchfahrt-Verboten-Schild nicht sehen und versuchen möglichst weit nach vorne zu kommen. Manchmal stellen wir auch einfach ein Fahrzeug quer, dann ist zu. Aber Fußgänger kommen immer irgendwie durch. Auch in Tannweiler hatten wir Fahrradfahrer, die ihr Rad über die Schläuche geschoben haben. Wenn man extra Einsatzkräfte einteilen muss, die aufpassen, dass die Absperrung eingehalten wird, ist das traurig. Es geht dabei nicht nur darum, dass es den Einsatz stören und gefährlich sein kann – wir tragen ja auch nicht umsonst Helm und Schutzkleidung. Es geht auch um Pietät, etwa, wenn es verletze Personen gibt, oder wenn wir eine Wohnung ausräumen müssen – das ist privat und muss keiner sehen.
Haben Sie schon über Sichtschutzwände nachgedacht?
Solche „Gaffersichtschutzwände“, wie sie auf Autobahnen eingesetzt werden, brauchen wir nicht. Unsere Landstraßen werden bei Unfällen, wenn es nötig ist, voll gesperrt. Das ist eher bei mehrspurigen Straßen ein Thema.
Bei dem Einsatz in Tannweiler wurden zwei Feuerwehrleute verletzt. Wie geht es denen?
Sie haben Verbrennungen ersten Grades, aber es geht ihnen soweit gut. Der Hitze des Feuers war die Einsatzkleidung nicht gewachsen. Die ist natürlich vorschriftsmäßig und geprüft, aber so etwas kommt mitunter vor.
Wie gehen Sie mit dem Vorfall in Tannweiler weiter um?
Einer der beschimpften Feuerwehrangehörigen hat mittlerweile Anzeige erstattet. Wir werden uns damit auseinandersetzen und über das Vorgehen in solchen Fällen sprechen. Wichtig ist, Ruhe zu bewahren, sich nicht provozieren zu lassen und weiter zu arbeiten.