Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Helmut Schleweis erklärt Brüssel die Sparkasse
Der 64-Jährige ist seit Januar Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands
OFFENBURG - Dass er sich das noch einmal antut! Seit Helmut Schleweis zum Jahresbeginn überraschend Präsident des Deutschen Sparkassenund Giroverbands (DSGV) geworden ist, führt der inzwischen 64-Jährige ein rastloses Leben. So ist die Zahl der Gespräche, die der gebürtige Heidelberger in Berlin, Paris und insbesondere Brüssel für die Sparkassen führt, sprunghaft angestiegen. Schleweis habe seitdem kein freies Wochenende mehr, berichtet ein Wegbegleiter. Dem pragmatischen DSGV-Chef selbst macht’s dennoch Freude, seine langjährigen Erfahrungen in die Politik einzubringen, wie er auf dem Familientreffen der Finanzgruppe, dem Baden-Württembergischen Sparkassentag, in Offenburg gesteht.
Dabei muss der Neue immer wieder feststellen, dass europäischen Entscheidern das Geschäftsmodell der deutschen Sparkassen nicht selbstverständlich bekannt ist. Es gebe vielmehr für die Begriffe „öffentlich-rechtlich“und „kommunale Trägerschaft“, ja selbst für das Wort „Sparkasse“keine wirklich treffende englische Übersetzung. Also ist er, der bereits während seiner vorherigen Tätigkeiten als Landes- und Bundesobmann die politische Arbeit der Sparkassen begleitet hat, in die Rolle des unermüdlichen Übersetzers der Interessen seiner Institutsgruppe in Brüssel geworden. Da heißt es dicke Bretter bohren.
„Ich beginne die Gespräche immer damit, zu erklären, wie wir arbeiten: kleine Institute – große Leistung“, sagt der frühere Chef der Sparkasse Heidelberg. Dabei betont Schleweis stets die gesellschaftliche Funktion seiner Finanzgruppe, die trotz Filialabbaus immer noch flächendeckend im Land präsent ist. Dazu gehören für ihn die Integration von Menschen mit geringerem Einkommen und Vermögen sowie ein konsequenter Einsatz für die private Vermögensbildung in Deutschland – „damit die soziale Schere nicht noch weiter aufgeht“, wie er klar macht. Schleweis, der 1973 als Auszubildender bei der Sparkasse Heidelberg begonnen hatte, gilt zwar als intimer Kenner seiner Finanzgruppe, muss sich sein politisches Netzwerk allerdings noch aufbauen. Dass er dabei kein Parteibuch hält, muss kein Nachteil sein. Von Vorteil entpuppt sich jedenfalls der Umstand, dass Schleweis ein Mann der Praxis ist. Denn einer, der jahrzehntelang selbst Kredite bewilligt und Bilanzen aufgestellt hat, genießt eine hohe Glaubwürdigkeit – sowohl bei Politikern als auch anderen Bankern.