Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Still und starr ruht der Faaker See
Trotz fehlender Superlative kommt in dieser Kärntener Urlaubswelt nie Langeweile auf
Am einfachsten ist es wohl, den Faaker See zu beschreiben, indem man sich klarmacht, was er alles nicht hat. Zum Beispiel keine Partymeile, von der die Bässe bis in die Hotelzimmer dröhnen. Außerdem gibt es auf diesem türkis schimmernden See keine Motorboote – jedenfalls keine mit Verbrennungsmotor. Das bedeutet, weder beim Schwimmen, Paddeln noch beim Meditieren am Strand wird die Ruhe durch irgendwelche Freizeitkapitäne in ihren Knatterkisten zerschnitten. Auch Berufsfischer gibt es keine. Nur angeln ist erlaubt – mit Lizenz. Still und starr ruht er also, der Faaker See, wenn eine günstige Wetterlage es zulässt. Und wenn das Wasser sich nicht kräuselt, spiegelt sich die Gebirgskulisse auf der Oberfläche – etwa der Mittagskogel, der über diese entspannte Urlaubswelt wacht.
Im Dreiländereck gelegen
Das ruhige Fundament der Ferien an den Ufern dieses Kärntener Sees bedeutet aber nicht, zur Untätigkeit oder gar Langeweile verdammt zu sein. Denn allein die Lage des Gewässers im Dreiländereck Österreich, Italien und Slowenien legt ein abwechslungsreiches Programm nahe. Übrigens: Wer von Deutschland aus aufbricht, ein wenig umständlich über die Schweiz und Liechtenstein fährt, schafft es locker an einem einzigen Tag, die Territorien von sechs verschiedenen Staaten zu kreuzen – ein geographisch rekordverdächtiger Umstand. Das aber nur ganz am Rande, denn der Faaker See ist keine Region für Menschen, die Urlaub als die permanente Verkettung von Superlativen verstehen. Auch wenn die Einheimischen gerne betonen, dass es sich um den fünftgrößten See Kärntens handelt.
Eingebettet ist das hübsche Gewässer in tiefgrüner Landschaft, gesegnet mit abwechslungsreichem Mischwald. Das hat den durchaus angenehmen Effekt, dass gerade im Sommer viele der Wanderwege unter schattigen Blätterdächern verlaufen. Zum Beispiel auch der gut befestigte Pfad auf die sogenannte Taborhöhe. Vom Ufer des Sees aus führt ein auch für Kinder und wenig trainierte Menschen gemächlicher Anstieg zu einem der schönsten Aussichtspunkte überhaupt, der den Blick freigibt auf ein Panorama, das selbst Postkartenfotografen ins Schwärmen bringt. Doch bevor der wackere Wanderer oben ankommt, hat er besonderes Glück, wenn Martina Kircher aus dem Aufstieg eine Kräuterwanderung macht. Nicht nur Kinder können da noch was lernen, wenn Martina eine Nacktschnecke auf dem Wegesrand in die Hand nimmt, die sich sofort verängstigt einrollt, und Martina dann die Kinder auffordert, etwas zu singen. Der Effekt: Die Schnecke hebt den Kopf und traut sich sogar, die Fühler auszustrecken. Martina kann auch Märchen erzählen – zum Beispiel von einem Riesen, der aus Liebeskummer die Landschaft des Faaker Sees schuf.
Auf der Taborhöhe angekommen, kann sich der Freizeitsportler so richtig hängen lassen – und zwar auf einem der gespannten Drahtseile, die sich zu einem Rutsch- und Kletterpark verbinden. Alternativ lockt der würzige Duft von Speck- und Schinkenspezialitäten der Brettljause, um die verbrauchten Kalorien genussvoll vor der Kulisse des wunderbaren Ausblicks wieder wettzumachen.
Unweit des Sees empfiehlt sich als Ausflugsziel der Affenberg, auf dessen Hügeln sich stets hungrige Japan-Makaken tummeln, die sich von den Menschen nicht stören lassen. Eher umgekehrt – denn die neugierigen Primaten werfen gerne mal einen Blick in Rucksäcke oder Taschen. Tierische Erfahrungen lassen sich auf der nahe gelegenen Burg Landskron ebenfalls machen. Dort bringt eine sehenswerte Greifvogelschau mit Weißkopfadler und Riesen-Uhu den an die Erde gebundenen Menschen das Wunder des Fliegens näher. Und für einen kleinen Obolus ist es möglich, selbst mit einem Falken auf Tuchfühlung zu gehen, der dann brav auf der Hand Platz nimmt.
In einem Radius von etwa einer bis eineinhalb Autostunden Fahrzeit liegen das norditalienische Udine, das quirlige Ljubljana und Kärntens Landeshauptstadt Klagenfurt. Und fast direkt um die Ecke befindet sich Villach. Diese urbanen Ziele haben jeweils einen eigenen Charme und wäre jedes für sich genommen wiederum eine kleine Reise wert – was für den Urlauber am Faaker See bedeutet: So schnell gehen die abwechslungsreichen Möglichkeiten nicht aus.
Planica: das Tal der Schanzen
Für schwindelfreie Abenteurer und Freunde des Wintersports bietet sich auch im Sommer die Skisprunganlage von Planica an: Zu erreichen ist das legendäre „Tal der Schanzen“nach einer gut halbstündigen Fahrt mit dem Auto. Und der Beinamen des nordischen Zentrums passt perfekt – sind es doch gleich acht Schanzen, auf denen auch im Sommer trainiert werden kann. Das Hauptgebäude des Zentrums beherbergt neben Museum, Café und Windkanal eine künstliche Langlaufloipe im Untergeschoss, die als Sommertrainingsareal genutzt wird. Für Unerschrockene ist die Besichtigung der Riesenschanze reizvoll, weil der Blick von oben selbst bei 30 Grad Hitze noch eine frostige Gänsehaut erzeugt und deutlich macht, was für Teufelskerle diese Springer sind.
Die Küche Kärntens ist zwar reichlich und gut – in Bezug auf den Faaker See und seine wundervolle Lage muss der Gast aber hungrig zurück bleiben. Denn es ist fast nicht möglich, sich am Wasser, dem Gebirgspanorama sowie dem üppigen Grün je satt zu sehen.
Eine Fülle von Informationen zum Faaker See gibt es bei der Region Villach Tourismus, Telefon: 0043/ 424242000 und im Internet unter www.faakersee.at