Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Vorerst hat der Politiker Ruh’
Athletensprecher Max Hartung will bei der Fecht-EM den Säbel-Titel verteidigen
NOVI SAD (SID/sz) - In den vergangenen Wochen war Max Hartung mehr Politiker denn Fechter. Als Athletensprecher feierte der 28-Jährige mit dem Verein Athleten Deutschland einen ersten Durchbruch. Die unabhängige Interessenvertretung der Sportler scheint abgesegnet zu sein; der Deutsche Olympische Sportbund hat seinen Widerstand gegen das Pilotprojekt aufgegeben. „Es ist eine Riesenberuhigung. Meine Hoffnung ist, dass ich jetzt zur EM und WM wirklich mein Handy ausmachen und mich auf das Fechten konzentrieren kann“, sagt Hartung nun. „Jetzt können wir mit der spaßigen Arbeit anfangen.“
Dem Erfolg auf dem sportpolitischen Parkett soll bei der EM in Novi Sad (16. bis 21. Juni) ein Sieg auf der Planche folgen – mit dem langfristigen Ziel Tokio, Olympia 2020. „Mit einer anderen Zielsetzung kann man nicht in so einen Wettkampf reingehen“, sagt Max Hartung. In Serbien ist der Säbelfechter der einzige deutsche Titelverteidiger.
Doch für den 28-jährigen Dormagener mit Friedrichshafener Studentenvergangenheit (Soziologie, Politik und Wirtschaft) ist das Engagement als Athletensprecher neben dem Sport immer noch ein „Spiel mit dem Feuer. Nach wie vor leidet der Sport gezwungenermaßen. In der Vorbereitung auf die Europameisterschaft habe ich jetzt aber auch einige Termine abgesagt. Bis dann die WM in Wuxi (in China; d. Red.) ansteht, werde ich keine größeren Reisen mehr machen.“
Der Deutsche Fechter-Bund (DFeB) erhofft sich – außer vom starken Säbelteam um Hartung und dessen Vereinskollegen Benedikt Wagner und Matyas Szabo – auch von der Leverkusener Degen-Vizeeuropameisterin Alexandra Ndolo etwas. Degenfechter Richard Schmidt (Offenbach) gewann bei der Heim-WM 2017 in Leipzig Bronze; er war der einzige Medaillengewinner der Gastgeber.
Zudem verläuft die Entwicklung der Florettdamen um Anne Sauer und die erst 19 Jahre alte Leonie Ebert trotz der langwierigen Querelen um die Entlassung des früheren Trainers Andrea Magro am Stützpunkt Tauberbischofsheim vielversprechend. „Ich gehe davon aus, dass wir da gute Chancen haben“, sagte DFeB-Sportdirektor Sven Ressel. „Wir wollen da volle Kanne angreifen.“Im Team hatten die Florettdamen 2017 bereits EM-Bronze gewonnen.
Insgesamt geht es für das deutsche Fechten seit der Olympia-Entttäuschung in Rio ohne Medaille bergauf, wenn auch nur leicht. „Wir haben sicherlich einen besseren Stand als vor ein oder zwei Jahren, aber wir sind noch lange nicht da, wo wir hinwollen“, sagte Ressel. Auf dem Weg zu erfolgreicheren Olympischen Spielen 2020 in Tokio ist die EM in diesem Jahr nur eine Zwischenstation zur WM. Im Vergleich mit der Konkurrenz sieht Max Hartung die deutschen Fechter jedoch weiter klar im Nachteil: „Im Ausland sind die Rahmenbedingungen ganz andere. Wir geben unser Bestes, trotzdem mitzuhalten.
Als erste deutsche Sportler sind die gleich zu Turnierbeginn gefragten Athleten (Damensäbel, Herrenflorett) am Donnerstag nach Serbien geflogen. Max Hartung ist erst am Montag im Einsatz. Drei Tage Handy noch ...