Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Geboren aus der Not, gefertigt aus Silikon
Sexpuppen sind in Russland der letzte Schrei – notgedrungen, weil Prostituierte harte Strafen fürchten
MOSKAU (SID) - Lolita. Wie könnte es anders sein? Mit ihrer üppigen Oberweite und den vollen Lippen darf die Blondine in diesen Tagen an exponierter Stelle für sich werben. „Unabhängig und entspannt“, so steht es zumindest in ihrem Steckbrief ganz oben auf der Webseite, soll sie sein. Und natürlich erfüllt Lolita „jeden Wunsch. An jedem Ort.“
Umgerechnet 70 Euro kostet das Vergnügen pro Stunde, Bilder in roter Reizwäsche sollen Männer nur noch mehr anlocken. Allerdings: Lolita ist keine Frau aus Fleisch und Blut. Lolita ist eine Sexpuppe. Geboren aus der Not, gefertigt aus Silikon. Und während der WM womöglich gefragt wie nie.
„Die meisten Fans reisen ohne ihre bessere Hälfte an. Und bei dieser Sache sprechen wir dann wahrlich nicht vom Fremdgehen“, sagt Dmitri Alexandrow, der in Moskau die erste russische Filiale der spanischen Kette Lumidolls Sex Hotel eröffnet hat. Mit dem „ersten legalen Bordell“wittert der Unternehmer nun das ganz große Geschäft – weil in den WM-Austragungsorten die Polizei (noch härter) gegen die oft geduldete, aber eigentlich verbotene Prostitution vorgeht. Sogar Gefängnisstrafen drohen.
Von Kaliningrad bis Jekaterinburg, von St. Petersburg bis Sotschi werden die meisten der betroffenen Frauen den Städten daher den Rücken kehren oder vorübergehend auf die Einnahmen verzichten. „Weil sie ihr Leben und ihre Gesundheit schützen wollen“, sagte Irina Maslowa, die sich mit ihrer Organisation „Silberne Rose“für die Rechte der Prostituierten einsetzt.
Ein ähnliches Vorgehen war bereits vor den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi zu erkennen gewesen, als die Veranstalter um ein sauberes Image bemüht waren. Während der WM-Endrunde dürften daher lediglich Etablissements geöffnet sein, die gute Beziehungen zum Staatsapparat pflegen.
Dem Geschäft droht über kurz oder lang der Kollaps. Ein ähnliches Schicksal blüht Besitzern von Striplokalen, in denen die Tänzerinnen mit verbesserten Sprachkenntnissen dem befürchteten Gewinneinbruch aber noch gegensteuern wollen.
So könne man den Kontakt zu den größtenteils ausländischen Kunden vereinfachen – und aus der WM sogar mit etwas Glück Profit schlagen. Alternativ bleiben ja trotzdem noch die Lumidoll-Hotels.