Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Neueinsteiger
Martin Horn hat erste Bewährungsproben bereits hinter sich. Nach seinem Wahlsieg Anfang Mai schlug ein psychisch kranker Mann den neuen Freiburger Oberbürgermeister nieder und verletzte ihn. Weil nun eine Frau gegen die Wahl klagt, ist Horn vorerst nur „Amtsverweser“. Doch der 33-Jährige, nach eigenen Angaben der jüngste Oberbürgermeister einer deutschen Großstadt, lässt sich davon nicht entmutigen, wie er sagt. Heute tritt er sein Amt an.
Das rund 230 000 Einwohner zählende Freiburg ist nun Horns Heimat und die seiner Frau und den zwei kleinen Söhnen: Der parteilose Politik- und Sozialwissenschaftler regiert die viertgrößte Stadt in Baden-Württemberg. Horn, der aus RheinlandPfalz stammt und zuletzt im Rathaus Sindelfingen als Europaund Entwicklungskoordinator arbeitete, sieht den sozialen Wohnungsbau als seinen politischen Schwerpunkt. „Es fehlt preisgünstiger Wohnraum“, sagt er. Davon betroffen seien nicht nur sozial Schwache, sondern weite Teile des Mittelstandes.
Zudem verspricht Horn, der im Wahlkampf vor allem von der SPD unterstützt wurde, mehr Bürgernähe sowie einen anderen Politik- und Führungsstil als sein Vorgänger Dieter Salomon (Grüne). Der 57-Jährige, erster grüner Oberbürgermeister einer deutschen Großstadt, wollte sich nach 16 Jahren als Stadtoberhaupt eine weitere, acht Jahre dauernde Amtszeit sichern. Doch er fand keine Mehrheit.
Salomon, damals Präsident des Städtetags Baden-Württemberg, wurde abgewählt. Seine Niederlage in der Grünen-Hochburg Freiburg wurde von manchen als Beleg für den Niedergang der Öko-Partei auch auf Bundes- und Landesebene gewertet. Die sonst glücklose SPD verbuchte den Horn-Sieg als großen Erfolg für sich.
Eine Frau, die auch andernorts juristisch gegen Wahlen vorgeht, hat indes geklagt. Bis zur Entscheidung kann Martin Horn aber ohne jede Einschränkung arbeiten. Lediglich im Gemeinderat darf er nicht abstimmen. Jürgen Ruf (dpa)