Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Karstadt und Kaufhof wollen vor Ende des Monats fusionieren
Die 37 000 Arbeitsplätze der künftigen „Europäischen Warenhaus AG“sollen weitestgehend erhalten bleiben
NEW YORK - Die offenbar geplante Fusion der Warenhausketten Karstadt und Kaufhof soll noch vor Ende des Monats beschlossen werden. Die 37 000 Arbeitsplätze der künftigen „Europäischen Warenhaus AG“sollten weitestgehend erhalten bleiben, berichtete die „Süddeutsche Zeitung“. In den Verhandlungen stehen angeblich nur wenige Filialen zur Disposition. „Drei bis fünf Standorte würden bei einem Zusammengehen vermutlich geschlossen“, sagte eine mit den Verhandlungen vertraute Person.
Der kanadische Kaufhof-Eigentümer Hudson's Bay Company (HBC) und der österreichische KarstadtEigner René Benko hatten eine Absichtserklärung unterzeichnet. Sie sieht nach Angaben aus Verhandlungskreisen vor, Kaufhof, Karstadt und Karstadt Sport in ein Joint Venture – ein Gemeinschaftsunternehmen – einzubringen. Kaufhof betreibt in Deutschland 96 Warenhäuser, Karstadt 82.
Laut einem Bericht der „Wirtschaftswoche“trägt das Papier den Titel „Vereinbarung zu einer Fusion unter Gleichen im europäischen Warenhaus-Geschäft“. Es sei aber völlig klar, dass bei einem Zusammenschluss die operative Führung des Unternehmens bei Karstadt liegen werde, hieß es aus Verhandlungskreisen. „Wir sind aber noch ein gutes Stück von einer Einigung entfernt, das kann alles wieder platzen“, hieß es in den Kreisen weiter.
Karstadt-Eigentümer Benko liebäugelt seit Jahren damit, den großen Konkurrenten in sein Warenhausimperium zu integrieren. Doch seine Anläufe zur Übernahme von Kaufhof waren immer wieder gescheitert. Bei einem Zusammenschluss erwarten die Beteiligten, die Kosten in der Verwaltung und im Einkauf drücken zu können. Allein durch die größeren Mengen, die ein fusionierter Konzern beziehen würde, wären höhere Rabatte möglich. Durch eine Vereinheitlichung des Sortiments entstünde zudem eine größere Macht für die Einkäufer. Gibt es beispielsweise für ein Produkt bislang unterschiedliche Lieferanten für die beiden Warenhausbetreiber, werden sich diese eventuell einen Preiskampf liefern, um nicht aus dem Regal zu fliegen – so die Hoffnung bei Karstadt und Kaufhof.
Große Sorgen in Essen
Die Frage, ob auch die Mitarbeiter um einen Beitrag bei einer Fusion gebeten würden, ist nach Aussagen aus Verhandlungskreisen noch nicht Teil der Gespräche gewesen. Die Kaufhof-Angestellten werden nach dem Flächentarifvertrag entlohnt, für Karstadt gilt ein Haustarifvertrag mit schlechteren Konditionen. Derzeit spricht die Gewerkschaft Verdi mit Kaufhof über einen Sanierungstarifvertrag. Eine Entscheidung über den Standort einer möglichen gemeinsamen Konzernzentrale ist noch nicht gefallen. Kaufhof hat seinen Sitz in Köln, Karstadt steuert sein Geschäft aus der Zentrale in Essen. In Essen gibt es große Sorgen um die Konzernzentrale. „Viele Kollegen sind empört und die Verunsicherung ist sehr groß”, sagte Arno Leder, der Betriebsratschef der Essener Hauptverwaltung, der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“. Spekulationen zufolge steht die Karstadt-Zentrale auf dem Prüfstand. Dem Vernehmen nach gibt es auch Erwägungen zu einem Umzug an einen neutralen Ort in NordrheinWestfalen.
Favorit für den Chefposten der neuen Gesellschaft solle Verhandlungskreisen zufolge der KarstadtChef Stephan Fanderl sein. Als Aufsichtsratschef sei dagegen der jetzige Kaufhof-Aufseher Bernd Beetz gesetzt.