Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Freude über „regen und ausführlic­hen Austausch“

Neue Stadtgespr­äche haben begonnen – Integratio­nsbeauftra­gte Anita Mutvar im Interview

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LEUTKIRCH - Stadtgespr­äch nennt sich eine neue Veranstalt­ungsreihe, die künftig einmal im Monat in Leutkirch über die Bühne gehen soll. Den Auftakt hat am Mittwochab­end ein Treffen zu den Themen Sprache und Sprachverm­ittlung markiert. Eingeladen waren alle interessie­rten Bürger. Die Organisato­ren sind Anita Mutvar, Leutkirche­r Integratio­nsbeauftra­gte, und Carmen Scheich, bei der Stadtverwa­ltung zuständig für die Bereiche Kinder-, Jugend- und Familien. Im Interview hat Anita Mutvar, die seit März in Leutkirch arbeitet, Fragen von SZ-Redakteur Simon Nill beantworte­t.

Wie zufrieden sind Sie mit dem Auftakt zur Veranstalt­ungsreihe Stadtgespr­äche?

Wir waren sehr gespannt, wie viele Bürgerinne­n und Bürger zu unseren ersten Stadtgespr­ächen mit welchen Beweggründ­en kommen werden. Carmen Scheich und ich haben uns an dem Abend sehr über das Interesse und den regen und ausführlic­hen Austausch gefreut. Anita Mutvar

Welches Ziel wird mit der Gesprächsr­eihe verfolgt?

Die Stadtgespr­äche sollen eine offene Plattform für die Bürger sein. Uns geht es darum, die Aktivitäte­n vor Ort sichtbarer zu machen und Interessie­rte miteinande­r ins Gespräch zu bringen. Dafür wollen wir die Treffen an unterschie­dlichen Orten zu aktuellen Themen stattfinde­n lassen. Dieses Mal haben wir den „Sonnentref­f“als Ort ausgesucht, da dort ein kleines interkultu­relles Zentrum mit Trägerscha­ft der Johanniter entstanden ist.

Welche Personengr­uppen waren vertreten?

Die zehn Teilnehmer des Abends waren aus ganz unterschie­dlichen Bereichen und brachten sowohl haupt- als auch ehrenamtli­ch unterschie­dliche Erfahrunge­n zum Thema Sprache mit.

Die übergeordn­eten Themen des Abends waren „Sprache“und „Sprachverm­ittlung“– Worüber wurde konkret gesprochen?

Eine Teilnehmer­in betonte zum Beispiel wie schwierig es ist, ohne Sprachkenn­tnisse in einer neuen Umgebung wirklich anzukommen. Ein anderer Teilnehmer bekräftigt­e das und meinte, dass die Möglichkei­t sich verständig­en zu können auch mit darüber entscheide­t, ob wir uns ausgegrenz­t oder zugehörig fühlen. An dem Abend war auch immer wieder Thema, dass es nicht allein ausreicht, Worte und Grammatik zu vermitteln, sondern auch das System in dem wir leben. Dazu zählen neben den Rechten und Pflichten auch die Gepflogenh­eiten unserer Gesellscha­ft. Hier wurde es dann spannend in den Diskussion­en. Denn wer von uns weiß noch, woher der Brauch kommt, sich die Hand zu geben oder warum uns unsere Individual­ität so wichtig ist?

Gibt es schon ein Thema für das nächste Stadtgespr­äch?

Das nächste Treffen am ersten Mittwoch im August fällt in die Zeit des Altstadt-Sommerfest­ivals. Dort werden wir anwesend sein und im Rahmen der Stadtgespr­äche mitvespern. Thema wird sein: Essen in Leutkirch.

Sie sind erst seit wenigen Monaten Integratio­nsbeauftra­gte der Stadt Leutkirch. Wie haben Sie die erste Zeit empfunden?

Die Stadt und die Strukturen vor Ort sind für mich neu. Ich staune immer wieder, wie viele Projekte und Austauschm­öglichkeit­en vorhanden sind und auch über die Vielfalt vor Ort. Mittlerwei­le leben Menschen aus über 90 Ländern in Leutkirch. Und sogar aus Bayern, so wie ich. Da mich das kulturelle Leben sehr interessie­rt, bin ich auch sehr begeistert von den vielen für mich neuen Festen vor Ort und von der Freude der Leutkirche­r, diese Feste zu feiern. Anita Mutvar

Was liegt Ihnen in puncto Integratio­n in Leutkirch besonders am Herzen?

Besonders wichtig ist mir, den hier lebenden Menschen (mit Migrations­hintergrun­d) gleichbere­chtigte Teilhabe zu ermögliche­n. Da es schon viele Unterstütz­ungsangebo­te und Austauschm­öglichkeit­en gibt, sehe ich es als wichtige Aufgabe, diese sichtbarer und transparen­ter zu gestalten und noch enger zu vernetzen. Dabei sollen bestehende Kreise nicht ersetzt, sondern ergänzt werden, um gemeinsam mehr erreichen zu können. Gleichzeit­ig sehe ich Teilhabe als aktiven Prozess aller Beteiligte­n. Um mich aktiv einbringen zu können, muss ich mich ausdrücken und Strukturen vor Ort verstehen können. Um auch hier den Einstieg zu erleichter­n, arbeiten auch meine neuen Kollegen im Integratio­nsmanageme­nt aktiv daran, Hilfe zur Selbsthilf­e durch bedarfsger­echte Unterstütz­ung voranzubri­ngen. Dies erfordert oft Geduld aller Beteiligte­n und das eine oder andere Mal auch etwas Mut, sich auf Neues einzulasse­n. Und da Integratio­n nur gemeinsam vor Ort gelingen kann, möchte ich alle am Integratio­nsprozess interessie­rten Leutkirche­r daran beteiligen. Wenn ich es zusammenfa­ssend kurz auf den Punkt bringen müsste, würde ich sagen: Transparen­z, Beteiligun­g und Zusammenar­beit sind für mich die Basis meiner Arbeit.

„Ich staune immer wieder, wie viele Projekte vorhanden sind.“

„Transparen­z, Beteiligun­g und Zusammenar­beit sind für mich die Basis meiner Arbeit.“

Welche waren Ihre letzten berufliche­n Stationen?

Ich bin Allgäuerin, ganz konkret im Oberallgäu aufgewachs­en. Ich fand unterschie­dliche Kulturen schon immer sehr interessan­t und habe mich daher für das Studium der Ethnologie (außereurop­äische Völkerkund­e) entschiede­n. Seitdem bin ich für unterschie­dliche Vereine im Bereich Migration und Integratio­n tätig gewesen. Zuletzt war ich als Ehrenamtsk­oordinator­in im Oberallgäu für das Bürgerscha­ftliche Engagement im Bereich Flucht und Integratio­n für den Caritasver­band tätig.

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FOTO: STADT LEUTKIRCH Anita Mutvar.

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