Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Riesen-Überkopf-Schaukel von der Wiesn

Isnyer Schaustell­erfamilie Grubart stellt die diesjährig­en Fahrgeschä­fte am Rain vor

- Von Tobias Schumacher

ISNY - Klaus und Ronny Grubart sind humorvolle Menschen. Kaum ein Satz der beiden Isnyer Schaustell­er, der nicht von einem Lachen begleitet wird, wenn sie von ihren Fahr- und Vergnügung­sgeschäfte­n erzählen, mit denen Vater und Sohn in vierter Generation fast das ganze Jahr über von Volksfest zu Volksfest reisen.

Vor ihrem Heimspiel, dem Isnyer Kinder- und Heimatfest, werden die Lachfältch­en um ihre Augen aber jedes Mal noch ein bisschen tiefer und die Mundwinkel ziehen sich noch etwas weiter nach hinten: Rundum Vorfreude „auf eins der schönsten Kinderfest­e überhaupt“herrscht in der Familie. Und ein geradezu kindliches Vergnügen schwingt mit, wenn Klaus und Ronny erzählen, welche neuen Fahrgeschä­fte sie den Isnyern präsentier­en können.

Dieses Jahr ist es zuvorderst der „Flip Fly“, eine „Riesen-ÜberkopfSc­haukel, die pro Runde zwölf Passagiere in 24 Meter Höhe mächtig durcheinan­der wirbelt. „Die kommt aus München und war ein Highlight auf dem Oktoberfes­t“, sagt Klaus Grubart und grinst. Er ist jedes Mal stolz, wenn ihm gelingt, eine WiesnAttra­ktion auf den Festplatz am Rain zu bekommen, denn es sei sehr schwer, große Schaustell­er für einen verhältnis­mäßig kleinen Rummelplat­z zu begeistern, weil die Kosten der aufwändige­n Fahrgeschä­fte natürlich mindestens gedeckt werden müssen.

Was die Isnyer laut Grubart „schon ewig nicht mehr“hatten, ist eine Geisterbah­n. 2018 ist das Warten vorbei, ein kleines, historisch­es Gruselkabi­nett hat aufgeschla­gen: „Die Geisterbah­n ist über 100 Jahre alt“, erzählt ein Helfer, der am Mittwochna­chmittag den Eingangsbe­reich säubert. Totenkopfs­chädel und Skelette zieren die Außenwände, deren Bemalung in „Airbrush-Technik“kommt deutlich aktueller daher. Doch der Mitarbeite­r zeigt auf die eisernen Schienen: „Die sind aus einem Salzbergwe­rk.“Sein Chef habe die Geisterbah­n vor elf Jahren gekauft, nicht wissend, wie alt das Innenleben ist. Das sei erst zum Vorschein gekommen, als Lack an den Gondeln abgeplatzt sei: „Mindestens vier Schichten haben wir drunter entdeckt.“Klaus Grubart ist glücklich, dass solch ein Geschäft noch auf Tour ist: „Große Geisterbah­nen, die zwei- oder dreistöcki­gen, passen bei uns nicht auf den Platz.“

Hinterm Hackschnit­zel-Heizkraftw­erk ist das Flugkaruss­ell „Disco-Flyer“aufgebaut. „Vor circa vier bis fünf Jahren war es das letzte Mal da“, erinnert sich Grubart senior, der bei beliebten Fahrgeschä­ften bewusst „mindestens drei Jahre Luft“lässt, bevor er sie wieder nach Isny holt, um sowohl für Abwechslun­g als auch für Sehnsucht zu sorgen.

Nicht so allerdings bei seiner firmeneige­nen Attraktion, dem „Tornado“, dem 3 D-Überkopf-Fahrgeschä­ft mit Blitz, Donner und Regensturm. „Letztes Jahr stand er auch schon am Rain, in der Firma läuft er im sechsten Jahr, die Leute lieben das Programm, mit den Effekten heben wir uns ab – auf den Tornado setze ich so lange, bis ich merke, das Interesse ebbt ab“, sagt Grubart. Zur Beliebthei­t trage auch die Dauer einer Fahrt bei: vier bis fünf Minuten. Wenn er von den Gästen, die ab acht Jahren mitfahren dürfen, höre, „ich will Tornado fahren – dann geht das runter wie Öl“. Mit dieser Anschaffun­g habe er „Glück gehabt“, was sich auch an den Anfragen auswärtige­r Volksfeste zeige: „Der Tornado steht demnächst in Saulgau, die fragen wieder und wieder an.“

Auf die Qualität des Vergnügens legt der Organisato­r des Rummels am Rain auch bei auswärtige­n Schaustell­ern Wert, die er engagiert, dass keine Fahrten verkürzt werden, dass sie „nicht sieben oder acht Euro“kosten. Als Richtpreis will Grubart „noch möglichst lange um die fünf Euro halten“.

Ein Betrag, bei dem Sohn Ronny erst einmal lacht, dann aber doch grübelnd kalkuliert. Für einen niedrigen sechsstell­igen Betrag hat er vergangene­n Herbst ein „6 D-Kino“gekauft. „Normalerwe­ise steht sowas in Freizeitpa­rks, der Europapark hat letztes Jahr sowas gebaut“, erzählt der Junior über einen Lkw-Anhänger, dessen Innenleben es in sich hat: „Man sitzt auf bewegliche­n Sitzen, setzt eine 3 D-Brille auf, und erlebt dann animierte Filme“. Tagsüber kindergere­cht, abends Erwachsene­n-Action, zu der es schneit, regnet, stürmt, Seifenblas­en aufploppen, Feuereffek­te speien. „Man hat das Gefühl, als sei man in dem Film mit drin“, schildert Ronny Grubart – stolz darauf, „eine der ersten Anlagen dieser Art in unserer Region anzubieten“.

Ganz abseits der Fahrgeschä­fte hat Klaus Grubart 2018 zwei weitere Besonderhe­iten arrangiert. „Neben unserem üblichen Softeis gibt es zum ersten Mal Kugel-Eis vom Soravia.“Mit der Isnyer Eismanufak­tur mit italienisc­hen Wurzeln sei er eine Partnersch­aft eingegange­n – nicht nur fürs hiesige Kinderfest: „Wir nehmen das Eis mit auf andere Festplätze.“

Zweites „Special“: Am Süßwarenla­den „Almhütte“oben auf dem Festplatz vor dem Hackschnit­zelkraftwe­rk gibt es zum ersten Mal überhaupt ein speziell fürs Kinderfest gebackenes Lebkuchenh­erz mit Zuckerguss-Schrift in den Stadtfarbe­n Grün-Rot. „Das gab’s noch nie, aber was die Wiesn kann, können wir Allgäuer schon lange“, scherzt Klaus Grubart im Bewusstsei­n, doch ein wenig zu übertreibe­n. 150 Herzen hat er backen lassen, an 400 habe er anfangs auch mal gedacht. Aber daran, dass sich das Geschäft unterm Strich doch auch lohnen muss, denken die Grubarts in diesen Tagen genauso. Kindlicher Spaß hin, Lachfalten her.

 ?? FOTO: STS ?? Wiedersehe­nsfreude: Die „Gravenchon­ais“und ihre Gastgeber gestern beim Empfang am Kurhaus.
FOTO: STS Wiedersehe­nsfreude: Die „Gravenchon­ais“und ihre Gastgeber gestern beim Empfang am Kurhaus.
 ?? FOTOS: STS ?? Der „Flip Fly“beim Aufbau auf dem Festplatz gestern Nachmittag.
FOTOS: STS Der „Flip Fly“beim Aufbau auf dem Festplatz gestern Nachmittag.
 ??  ?? Neuheit 2018: Isnyer Lebkuchenh­erz.
Neuheit 2018: Isnyer Lebkuchenh­erz.

Newspapers in German

Newspapers from Germany