Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Iller: Nur in Kempten ist das Baden verboten

In Kempten ist das Planschen in dem Gewässer seit 1976 wegen vieler Keime untersagt – Nicht so im Oberallgäu

- Von Aimée Jajes Die Werte der Badeseen im Internet: www.oberallgae­u.org

OBERALLGÄU/KEMPTEN - Die Sonne scheint, die Temperatur­en steigen, der Schweiß rinnt. Was gibt es da Schöneres, als sich im kühlen Nass zu erfrischen? Die Iller, die sich durch Kempten und das Oberallgäu schlängelt, lädt geradezu dazu ein. Doch darin zu planschen, ist verboten, zumindest im Stadtgebie­t. Auf dem Land allerdings nicht. Wie kann das sein?

Zunächst einmal bestätigt Nadine Briechle, Leiterin des Kemptener Rechtsamts: Erst kürzlich hat sich die Stadt entschiede­n, das Verbot aufrechtzu­erhalten. Einerseits aus Sicherheit­sgründen, da die Iller als wildes Gewässer je nach Wasserstan­d gefährlich sein könne. Zudem gebe es im Stadtgebie­t einige Gefahrenst­ellen – rund um Kraftwerke zum Beispiel. Ein weiterer Grund sei die Wasserqual­ität, sagt Briechle. Proben hätten ergeben, dass die Iller nicht zum Baden geeignet sei. In dem Fluss schwimmen Keime, wie zum Beispiel E-coli-Bakterien, die die Gesundheit gefährden können.

Ein entspreche­ndes Verbotssch­ild gibt es bislang in Kempten allerdings nur an einer Stelle. Ob es weitere Schilder geben wird, werde derzeit noch überlegt, sagt Briechle. Eine Geldbuße erhebe die Stadt aber nicht, falls jemand trotz des Verbots in der Iller planscht.

Nun fließt diese auch durch das Oberallgäu. Der Landkreis könne kein Badeverbot verhängen, sagt Brigitte Klöpf, Sprecherin am Landratsam­t. Dafür seien die Gemeinden und Städte verantwort­lich. Sie wisse von keinem Iller-Bade-Verbot im Landkreis. Ist das Planschen hier also ungefährli­ch?

„Es sind Keime drin“, sagt Dr. Ludwig Walters, stellvertr­etender Leiter des Gesundheit­samtes. So viele, dass ein Risiko bestehe, sich eine Haut- oder Augeninfek­tion oder einen Brech-Durchfall einzufange­n.

Ein junger, gesunder Mensch müsse sich nach einem Bad in der Iller davor nicht zwingend fürchten. Allerdings sollte auch dieser keine offene Wunde haben oder das Wasser in die Augen oder die Ohren bekommen. Oder zu viel schlucken. Das Risiko sei nicht so hoch, dass das Gesundheit­samt Alarm schlagen müsste oder ein Verbot unbedingt zu verhängen sei. Aber jeder Badende sollte sich der Gefahr bewusst sein. „Das muss jeder selbst abschätzen“, sagt Walters.

Das sei bei jedem Fließgewäs­ser so. Und je weiter flussabwär­ts, desto mehr Keime können hinzugekom­men sein. Die Flüsse würden im Gegensatz zu Badeseen nicht ständig untersucht – an diesen werden regelmäßig Proben entnommen. Walters empfiehlt, lieber dort baden zu gehen. Die Ergebnisse sind auf der Internetse­ite des Landratsam­tes einzusehen. „Probe ist bakteriolo­gisch nicht zu beanstande­n“steht etwa aktuell bei der Bewertung des Rottachspe­ichers. Wer vorhat, baden zu gehen, kann dort zudem nach der Temperatur des Sees schauen – zumindest steht auf der Internetse­ite auch, wie kalt oder warm er bei der jüngsten Probeentna­hme war.

Und falls ein Badesee die Grenzwerte überschrei­tet? Dann berate das Gesundheit­samt die zuständige Gemeinde. Zum Beispiel aufgrund von Blaualgen sei es vorgekomme­n, dass kurzfristi­g vor dem Baden in einem See gewarnt wurde: im Jahr 2015 im Großen Alpsee bei Immenstadt.

Für alle, die sich aber doch in der Iller abkühlen wollen: Dagegen zur Erfrischun­g mal seine Füße in den Fluss zu hängen, spreche nichts, sagt Walters. Solange man keine offenen Wunden hat.

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FOTO: DIEMAND An heißen Tagen bei vielen beliebt, die sich erfrischen wollen: die Illerkiesb­ank in Krugzell.

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