Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Eins nach dem anderen
Die Rockband Black Rebel Motorcycle Club (BRMC) ist im 20. Jahr ihres Bestehens demütig und dankbar
RAVENSBURG - Wie viele Gitarrenrockbands, die in den frühen 2000ern ihre Hochphase erlebten, sind auch BMRC nicht mehr der angesagte neue Sound, sondern mit dem schnelllebigen Musikbusiness konfrontiert, das immer neue Trends nach oben spült. Die Band, deren Gründung sich 2018 zum 20. Mal jährt, geht entsprechend demütig ans Werk, auch wenn Sänger und Gitarrist Peter Hayes erstmal mit schwarzem Humor ins Gespräch einsteigt: „Ich dachte 1998 nicht mal, dass ich in 20 Jahren noch am Leben bin“– und das habe auch jeden sonst überrascht, sagt der mittlerweile grauhaarige Mann und zieht an seiner Zigarette. „Aber im Ernst, ich bin schon überwältigt, dass die Band beständig ist.“Die Band gehe die Dinge ein Album nach dem anderen an. „Wenn wir ein Album veröffentlichen, sind wir glücklich darüber, dass es noch Menschen gibt, die uns zuhören und uns auch auf Tour sehen wollen.“Das sei jedes Jahr aufs Neue überraschend, denn man wisse nie, was passiert.
Ewig weiterzumachen, habe die Band indes nicht selbst in der Hand, sagt der 42-Jährige: „Ich bin abergläubisch und denke, dass dich die Musik verlässt, wenn sie es will.“Was kann man tun, um sie zurückzubringen? „Man muss loslassen und die Gitarre in die Hand nehmen. Wenn nichts passiert, stellst du sie wieder hin. Man kann auch ein paar simple Sounds spielen und manchmal entwickelt sich von da aus etwas.“Der Mann, der die Band gemeinsam mit seinem Schulfreund Levon Been 1998 in San Francisco gründete, hat großen Respekt vor Songwritern, die sich hinsetzen und einfach einen Song schreiben können. „Aber ich kann das nicht. Bei uns läuft das alles etwas anders.“
Für das aktuelle Album „Wrong Creatures“meldete sich die Band aus einer längeren Pause zurück, die auf eine eineinhalbjährige Tour folgte und in der sich Schlagzeugerin Leah Shapiro einer Operation unterzog. „Dann gingen wir ins Studio und haben stundenlang gespielt um zu sehen, ob wir daraus Songs machen konnten.“Die Platte ist dunkler ausgefallen als frühere Veröffentlichungen: „Ich verstehe, wenn Leute diesen Eindruck haben. Doch ich hoffe, dass sich auch Licht und Hoffnung auf unserem Album finden.“Einflüsse wie Deep Valley, Band of Skulls und Joy Division zeigen aber durchaus, dass BMRC keine Sonnyboys sind.
Über Erfolg macht sich der in Minnesota aufgewachsene Musiker nicht so viele Gedanken, wie er selbst sagt. „Wir waren nie so präsent im Radio, beim Debüt vielleicht noch.“Doch man spürt dann schon etwas Enttäuschung über Chartplatzierungen im Mittelfeld und die Sendeschemata der Radiosender, die in den USA noch eine größere Rolle spielen als hierzulande. „Ich dachte, die Menschen hätten mehr Geschmack. Aber sie konsumieren das, was im Radio gespielt wird. Solange sich niemand beschwert, können die Radiosender eben Massenware spielen.“Auch mit Streaming kann sich Hayes nicht so recht anfreunden. „Da bin ich bisher noch nicht so richtig eingestiegen. Es muss noch sehr viel fairer werden, was die Bezahlung von Musikern angeht. Doch die Welt dreht sich eben weiter.“
Keine Lösung
Stichwort Welt: Die aktuellen Krisenherde lassen auch Peter Hayes nicht kalt. Doch politische Äußerungen wird man auch auf künftigen Platten der Band vergeblich suchen. „Ich möchte niemandem meine Meinung aufzwingen, denn ich habe auch keine Lösungen.“
Live: 24.7. CH-Luzern, Blue Balls Festival