Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
„Seid Hoffnungsboten“
Tausende feiern das Heilig-Blutfest – Aufruf zur Menschlichkeit
BAD WURZACH - Als Hoffnungsboten in die Welt hinauszugehen und denen entgegenzutreten, die Untergangsszenarien verbreiten. Dazu hat Weihbischof Matthäus Karrer die Gläubigen beim Heilig-Blutfest am Freitag in Bad Wurzach aufgefordert.
66 Gruppen aus der Region mit mehr als 1500 Blutreitern sowie zahlreiche Musikkapellen zogen vom frühen Morgen an durch die von Pilgern und Zuschauern dicht gesäumten Straßen der Stadt und die Fluren. In ihrer Mitte der herrlich blumengeschmückte Heilig-Blutwagen mit der Reliquie, einem Stücklein Stoff, das der Legende nach vom Blut Christi getränkt ist.
Vor dem Schloss und am Gottesberg segnete Weihbischof Karrer Reiter und Musiker. Der aus Deuchelried bei Wangen stammende Geistliche zelebrierte auch kurz vor Mittag das Pontifikalamt am Gottesberg, das dank des herrlichen Sommerwetters im Freien stattfinden konnte.
Gegen Untergangsszenarien
„Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt.“Dieses Wort aus dem ersten PetrusBrief hatte Karrer als Leitmotto des Heilig-Blutfests gewählt. Er forderte die Gläubigen auf, Hoffnungsboten zu sein in einer Welt, „die ein bisschen verrückt spielt“, und damit „denen entgegenzutreten, die mit Untergangsszenarien durch die Welt gehen“.
„Wir leben in Mitteleuropa in einer Zeit, in der es uns richtig gut geht, und trotzdem schieben wir Panik“, so der Weihbischof besorgt. Daher sei es wichtig, „dass wir als Christen uns unserer Wurzeln bewusst sind“. Dazu passend war eine der Fürbitten: „Öffne unsere Herzen für die Not der Welt.“
Superior Pater Eugen Kloos hatte zu Beginn des Gottesdiensts alle Ehrengäste begrüßt. Er hob den scheidenden Bürgermeister Roland Bürkle hervor, dem er im Namen aller Salvatorianer für seine Unterstützung in all seinen Amtsjahren dankte. Pater Eugen hieß zudem eine Gruppe aus Nürtingen willkommen, die zum elften Mal zu Fuß nach Bad Wurzach gepilgert ist. Ebenso begrüßte er Mädchen einer Schule der Salvatorianerinnen aus Nazareth und die Delegation aus der Partnerstadt St. Helier/Jersey.
Anschließend hörten die Gläubigen Bibelstellen aus dem ersten Pe- trusbrief (3,14) und aus dem MarkusEvangelium (14,10-16).
Pater Stefan Kling, Prior des Klosters Roggenburg, nahm in der Bergpredigt am Nachmittag Markus 5, 2534, zum Anlass, zu betonen, dass das Entscheidende sei, „wie es mit unserer persönlichen Beziehung zu Jesus aussieht“, welches Blut, religiös gesehen, durch unsere Adern fließt. Das eigene, durch Habenwollen, Egoismus und mangelnde Liebe dick werdende? Oder das Blut Jesu, „das Blut der Hingabe und der Liebe, die bis zum Äußersten geht“? Wenn es letzteres ist, „werden wir Geschwister, nicht nur unter uns, sondern auch mit Jesus Christus selbst“.
Dieses Blut Christi mahne aber auch zu lebendigem Zeugnis des Glaubens, so Pater Stefan. Und dies „geschieht auch, wenn Christen in unmenschlichen Situationen die Menschlichkeit nicht vergessen“und sich „ehrenamtlich engagieren, sich für Kranke, Behinderte, Alte und Flüchtlinge einsetzen, „auch wenn die Tendenz auch in der Politik in eine andere Richtung geht“.
Das Heilig-Blutfest wurde von Freiwilliger Feuerwehr, Rotem Kreuz und der Malteser-Reiterstaffel begleitet.