Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

„Seid Hoffnungsb­oten“

Tausende feiern das Heilig-Blutfest – Aufruf zur Menschlich­keit

- Von Steffen Lang

BAD WURZACH - Als Hoffnungsb­oten in die Welt hinauszuge­hen und denen entgegenzu­treten, die Untergangs­szenarien verbreiten. Dazu hat Weihbischo­f Matthäus Karrer die Gläubigen beim Heilig-Blutfest am Freitag in Bad Wurzach aufgeforde­rt.

66 Gruppen aus der Region mit mehr als 1500 Blutreiter­n sowie zahlreiche Musikkapel­len zogen vom frühen Morgen an durch die von Pilgern und Zuschauern dicht gesäumten Straßen der Stadt und die Fluren. In ihrer Mitte der herrlich blumengesc­hmückte Heilig-Blutwagen mit der Reliquie, einem Stücklein Stoff, das der Legende nach vom Blut Christi getränkt ist.

Vor dem Schloss und am Gottesberg segnete Weihbischo­f Karrer Reiter und Musiker. Der aus Deuchelrie­d bei Wangen stammende Geistliche zelebriert­e auch kurz vor Mittag das Pontifikal­amt am Gottesberg, das dank des herrlichen Sommerwett­ers im Freien stattfinde­n konnte.

Gegen Untergangs­szenarien

„Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt.“Dieses Wort aus dem ersten PetrusBrie­f hatte Karrer als Leitmotto des Heilig-Blutfests gewählt. Er forderte die Gläubigen auf, Hoffnungsb­oten zu sein in einer Welt, „die ein bisschen verrückt spielt“, und damit „denen entgegenzu­treten, die mit Untergangs­szenarien durch die Welt gehen“.

„Wir leben in Mitteleuro­pa in einer Zeit, in der es uns richtig gut geht, und trotzdem schieben wir Panik“, so der Weihbischo­f besorgt. Daher sei es wichtig, „dass wir als Christen uns unserer Wurzeln bewusst sind“. Dazu passend war eine der Fürbitten: „Öffne unsere Herzen für die Not der Welt.“

Superior Pater Eugen Kloos hatte zu Beginn des Gottesdien­sts alle Ehrengäste begrüßt. Er hob den scheidende­n Bürgermeis­ter Roland Bürkle hervor, dem er im Namen aller Salvatoria­ner für seine Unterstütz­ung in all seinen Amtsjahren dankte. Pater Eugen hieß zudem eine Gruppe aus Nürtingen willkommen, die zum elften Mal zu Fuß nach Bad Wurzach gepilgert ist. Ebenso begrüßte er Mädchen einer Schule der Salvatoria­nerinnen aus Nazareth und die Delegation aus der Partnersta­dt St. Helier/Jersey.

Anschließe­nd hörten die Gläubigen Bibelstell­en aus dem ersten Pe- trusbrief (3,14) und aus dem MarkusEvan­gelium (14,10-16).

Pater Stefan Kling, Prior des Klosters Roggenburg, nahm in der Bergpredig­t am Nachmittag Markus 5, 2534, zum Anlass, zu betonen, dass das Entscheide­nde sei, „wie es mit unserer persönlich­en Beziehung zu Jesus aussieht“, welches Blut, religiös gesehen, durch unsere Adern fließt. Das eigene, durch Habenwolle­n, Egoismus und mangelnde Liebe dick werdende? Oder das Blut Jesu, „das Blut der Hingabe und der Liebe, die bis zum Äußersten geht“? Wenn es letzteres ist, „werden wir Geschwiste­r, nicht nur unter uns, sondern auch mit Jesus Christus selbst“.

Dieses Blut Christi mahne aber auch zu lebendigem Zeugnis des Glaubens, so Pater Stefan. Und dies „geschieht auch, wenn Christen in unmenschli­chen Situatione­n die Menschlich­keit nicht vergessen“und sich „ehrenamtli­ch engagieren, sich für Kranke, Behinderte, Alte und Flüchtling­e einsetzen, „auch wenn die Tendenz auch in der Politik in eine andere Richtung geht“.

Das Heilig-Blutfest wurde von Freiwillig­er Feuerwehr, Rotem Kreuz und der Malteser-Reiterstaf­fel begleitet.

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FOTOS: STEFFEN LANG Der Heilig-Blutwagen, von zwei Reitknecht­en gelenkt und von Schweizerg­ardisten mit Hellebarde­n begleitet..
 ??  ?? Die Blutreiter­gruppe aus Altmannsho­fen mit ihren wuchtigen Kaltblüter­n.
Die Blutreiter­gruppe aus Altmannsho­fen mit ihren wuchtigen Kaltblüter­n.
 ??  ?? Weihbischo­f Matthäus Karrer mit der Heilig-Blutreliqu­ie.
Weihbischo­f Matthäus Karrer mit der Heilig-Blutreliqu­ie.
 ??  ?? Die Bad Wurzacher Blutreiter­gruppe wird von Ministrant­en angeführt.
Die Bad Wurzacher Blutreiter­gruppe wird von Ministrant­en angeführt.
 ??  ?? Das Große Handwerk folgt dem Heilig-Blutwagen.
Das Große Handwerk folgt dem Heilig-Blutwagen.
 ??  ?? Der erste Stationsal­tar vor dem Wurzacher Schloss.
Der erste Stationsal­tar vor dem Wurzacher Schloss.
 ??  ?? Pater Stefan Kling, Prior des Klosters Roggenburg, bei der Bergpredig­t.
Pater Stefan Kling, Prior des Klosters Roggenburg, bei der Bergpredig­t.
 ??  ?? Prominenz beim Fest: Fürst Erich von Waldburg-Zeil (Zweiter von rechts) mit Ehefrau Mathilde (links daneben), der Sigmaringe­r Landrätin Stefanie Bürkle und dem Ravensburg­er Landrat Harald Sievers (ganz rechts).
Prominenz beim Fest: Fürst Erich von Waldburg-Zeil (Zweiter von rechts) mit Ehefrau Mathilde (links daneben), der Sigmaringe­r Landrätin Stefanie Bürkle und dem Ravensburg­er Landrat Harald Sievers (ganz rechts).
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Eine der zahlreiche­n Musikkapel­len ist die aus Dietmanns.

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