Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Nur Junglöwe Kane jubelt leise
Stürmer holt sich Goldenen Schuh der WM – Southgate als politischer Botschafter
ST. PETERSBURG (SID/dpa) - Nicht WM-Schauspieler Neymar, nicht Weltfußballer Cristiano Ronaldo: Die bedeutendste Einzelauszeichnung der Weltmeisterschaft hat sich Teamplayer Harry Kane gesichert. Der Mittelstürmer der viertplatzierten Engländer traf in Russland sechs Mal und gewann den Goldenen Schuh für den besten Torschützen.
Er ist damit Nachfolger des Kolumbianers James Rodríguez, der 2014 bei Real Madrid unter Vertrag stand und inzwischen für den FC Bayern spielt. Kane ist der zweite Engländer nach Gary Lineker, der 1986 bei der WM in Mexiko ebenfalls sechsmal getroffen hatte. „Diese Auszeichnung zu gewinnen, macht mich sehr stolz“, sagte Kane, der die Ehrung vor dem Turnier natürlich als sein Ziel ausgegeben hatte. Diesem Ziel ordnete er aber nicht alles unter. „Leider habe ich in den letzten Spielen nicht mehr getroffen“, sagte Kane.
Fünf seiner sechs Treffer erzielte der 24-Jährige in den ersten Gruppenspielen gegen Tunesien (2:1) und Panama (6:1). In der K.o.-Phase war er nur im Achtelfinale gegen Kolumbien erfolgreich. Nicht verwunderlich also, dass er nach der verpassten WM-Medaille weit davon entfernt war, sich als strahlender Sieger zu fühlen. „Wir wollten das Turnier mit einem Erfolg abschließen. Wir sind natürlich frustriert, dass das nicht geklappt hat“, sagte der Torjäger nach dem 0:2 (0:1) gegen Belgien: „Aber es zeigt eben, dass wir noch lernen müssen.“
Ein kleiner Trost bis dahin könnte zumindest der Goldene Schuh sein, der sicher auch etwa Southgate zuzurechnen ist. Dieser war nach zahlreichen Verstimmungen zwischen England und Russland, nach BoykottForderungen und einem Reiseverzicht aller Würdenträger ungewöhnlich politisch geworden: „Es wurde im Vorfeld viel geredet über die Beziehung unserer beiden Länder“, sagte der 47-Jährige nach dem 0:2 gegen Belgien im Spiel um Platz drei: „Aber auf persönlicher Ebene hätten wir uns von den Menschen in Russland nicht willkommen geheißener fühlen können. Es war eine tolle Erfahrung für uns und sicher auch für all unsere Fans.“