Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Kino-Open-Air ab heute im Schlosshof
Bis Sonntag jeden Abend cineastisches Freilicht-Programm vom Arbeitskreis „Filmreif“
Arbeitskreis „Filmreif“im Kulturforum Isny bietet sechsmal Freilicht-Programm.
ISNY (sz) - Zehn Isnyer verfolgen bis kommenden Sonntag täglich besonders genau das Wetterradar: Merete Behrning, Anja Belli, Hannelore Friedel, Brigitte Meeßen, Sabine Pfeiffer, Katja Weis, Beate Wirth sowie Thomas Bodenstein, Jan Lehmann und Markus Mettenleiter. Sie alle eint die Begeisterung für sehenswerte Filme abseits der HollywoodBlockbuster, fürs Programm-Kino. Im „Kulturforum Isny e.V.“verkörpern sie den Arbeitskreis „Filmreif“.
Der zeichnet ab heute Abend verantwortlich fürs Kino-Open-Air im Isnyer Schlosshof, bereits zum fünften Mal in den zurückliegenden zehn Jahren. Und auch wenn die „Filmreif“-Enthusiasten betonen, „wir spielen bei jedem Wetter, außer bei Unwetterwarnung“, herrscht wirkliche Filmfest-Atmosphäre natürlich erst, wenn die 250 Sitzplätze besetzt sind. Also: Hoffen auf schönes Wetter. Insgesamt dürfen 450 Zuschauer in den Schlosshof. Wer zweifelt, einen Stuhl zu ergattern, bringt eine Decke für die Wiese mit. Für die Bewirtung sorgt die Mannschaft aus der Musikbar „Eberz“.
Sechs aktuelle, teils preisgekrönte und ausgezeichnete Filme stehen zwischen dem 17. und 22. Juli ab Einbruch der Dunkelheit gegen 21.15 Uhr auf dem Programm: Den Auftakt macht heute Abend die Komödie „Das Leben ist ein Fest“von Olivier Naikache und Eric Toledano. Die Regisseure feierten mit „Ziemlich beste Freunde“, der Tragikomödie um den querschnittsgelähmten Philippe und seinen Pfleger Driss 2011 einen internationalen Publikumserfolg.
Ihr neuer Film voller überraschender Wendungen kreist um einen der professionellsten Hochzeitsplaner Frankreichs, dessen aktueller Auftrag angesichts eines verdorbenen Buffets, einer Hochzeitsgesellschaft im Verkehrsstau und einem Fotografen jenseits jeglicher Etikette zum chaotischen Fiasko zu werden droht. Kino-Unterhaltung, die – wie die anderen fünf Filme auch – ausgesucht sei „für laue Sommerabende“, erklärt das Isnyer „Filmreif“-Team.
Weiter geht das Programm am 18. Juli mit „Rückenwind von vorn“, einer deutschen Produktion des Regisseurs Philipp Eichholtz, die „Filmreif“-Mitglied Thomas Bodenstein auf der Berlinale entdecke und von dort mitbrachte. Der „liebevoll-cineastische Toast auf das Leben“, wie es in der Ankündigung heißt, kreist ums Erwachsenwerden der Berlinerin Charlie, die pendelt zwischen eigenen Bedürfnissen und ihrer Sehnsucht nach jugendlicher Aufregung von einst und den Erwartungen ihres Umfelds, der sich unter anderem im Kinderwunsch ihres Freundes manifestiert.
Eine Frau – allerdings „Ü 50“– in den Wirrnissen des Lebens steht am 19. Juli auch im Zentrum der französischen Komödie „Madame Aurora und der Duft von Frühling“von Regisseurin Blandinde Lenoir: Älter und Großmutter zu werden, ist mindestens so schwierig, wie damit umzugehen, dass der Job weg ist – es sei denn, die große Jugendliebe tritt auf den Plan und der Entschluss reift, das Schicksal selbst zu bestimmen.
Bei den Biberacher Filmfestspielen im vergangenen November als „bester Debüt-Spielfilm 2017“ausge- zeichnet wurde „Back for Good“, den die „Filmreif“-Macher am 20. Juli im Programm haben. In der „bittersüßen Ode an die Menschlichkeit“erzählt die deutsche Regisseurin Mia Spengler die Geschichte eines ungleichen Geschwisterpaares, von Angie, einem Reality-TV-Sternchen, die nach einem Drogenentzug zurück zu ihrer Mutter Monika zieht und mit ihrer an Epilepsie erkrankten und unter sozialer Isolation leidenden Schwester Kiki konfrontiert wird. Der Biberacher Jury gefiel „das gute Drehbuch, die unaufdringliche, präzise Inszenierung und die hervorragende Leistung“des Ensembles.
Der Name Josef Hader bürgt für schwarzen Humor und Wiener Schmäh. Er spielt die männliche Hauptrolle – und hat mit Regisseur Miguel Alexandre auch das Drehbuch geschrieben – bei „Arthur & Claire“. Die „Dramakomödie“läuft im Isnyer Schlosshof am 21. Juli und erzählt vom „One-Night-Stand“zweier Lebensmüder in Amsterdam, der sich unerwartet in eine Schicksalsgemeinschaft wandelt. Weibliche Hauptdarstellerin ist die niederländische Schauspielerin Hannah Hoekstra. Der Film eröffnete die Filmkunstmesse Leipzig 2017. Filmkritiker lobten die zwischen Morbidität und rotzig-frechem Charme changierenden Dialoge des „harmonischen Gespanns“Hader und Hoekstra, das „selbst Misanthropen erweichen“könne.
Umwerfend komisch beschließt „Simpel“von Regisseur Markus Goller am 22. Juli das Isnyer Kino-OpenAir 2018, ein Wohlfühl-Film über die Brüder Ben und Barnabas, die ein Herz und eine Seele sind. Allerdings: Barnabas ist mit seinen 22 Jahren geistig auf dem Stand eines Dreijährigen, und als die Mutter stirbt, überschlagen sich die Ereignisse.
Seinen Ursprung hatte der Arbeitskreis „Filmreif“an der NTA, wo zunächst Studenten Filme auf dem Parkplatz unter freiem Himmel vorführten. Thomas Bodenstein schloss sich vor rund zwölf Jahren der Gruppe an als „leidenschaftlicher Cineast und weil das nächste Programmkino die ’Linse’ in Weingarten oder die ’Weiße Wand’ in Wangen“gewesen seien, erinnert er sich.
Bald fand er Gleichgesinnte, die nun auch in Isny einmal pro Monat für „Programm-Kino“sorgen: „Wir waren auch schon ausverkauft und mussten Leute heimschicken“, berichtet Brigitte Meeßen zu „überdurchschnittlich gut besuchten Filmen“im Neuen Ringtheater, wo „Filmreif“als gleichnamige Reihe zu Gast ist. Auch das Open-Air im Schlosshof ist eine Kooperation mit dem Isnyer Kino, das Technik, Abspielgeräte und Leinwand stellt, während der Arbeitskreis neben der Programmgestaltung für Aufbau und Kassendienst verantwortlich zeichnet – immer den Blick gen Himmel gerichtet: Denn ein Ausweichquartier fürs Schlosshof-Kino gibt es nicht.
Alle Vorstellungen beginnen mit Einbruch der Dunkelheit, um etwa 21.15 Uhr. Der Einlass beginnt um 20.15 Uhr, der Eintritt beträgt acht, ermäßigt sieben Euro. Die Veranstaltungsreihe wird unterstützt durch die Volksbank AllgäuOberschwaben.