Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Ravensburg­er erlebt ekstatisch­e WM-Feier in Paris

Der gebürtige Franzose feiert das Finale des Fußballspe­ktakels vor dem Eiffelturm

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RAVENSBURG (jam) - Sie schreien und singen, hüpfen und tanzen und werfen ausgelasse­n Farbbeutel durch die Luft, die den Himmel in pulvriges rot, weiß und blau tauchen. Die Pariser sind an diesem Sonntagabe­nd außer Rand und Band, denn sie sind Weltmeiste­r: Mitten im Champ de Mars mit Blick auf den Eiffelturm werden sogar Männer in die Lüfte geworfen und Bengalos gezündet. Die Pariser feiern ihren Sieg bei der Fußball-WM – den zweiten überhaupt und den ersten seit 20 Jahren. Der Park ist dank Public Viewing zu einer riesigen Fanmeile geworden. Mittendrin steht der 34-jährige Gabriel Pellegrini aus Ravensburg, der das ganze Spektakel mit seiner Handykamer­a filmt.

Noch am nächsten Morgen ist er ganz benommen vor Freude. Bis in die Nacht hinein hat der gebürtige Franzose seine Mannschaft und sein Land gefeiert. „Die Stimmung war unglaublic­h. Es war einfach verrückt“, sagt Pellegrini. Dass den Franzosen jetzt endlich wieder ein WM-Sieg gelang, erfüllt ihn mit Stolz. Nachdem seine Mannschaft 2006 das WM-Finale gegen Italien und 2016 das EM-Finale gegen Portugal verloren hatte, sei er sehr aufgeregt gewesen. Jetzt freut er sich umso mehr über den Titel: „Für die Franzosen ist das ein ganz besonderes Gefühl.“Auch, dass so viele Tore gefallen seien, kann er kaum glauben. In Frankreich übernachte­te Pel- legrini bei seinem Bruder, der nahe des Eiffelturm­s ein Apartment hat. Auch er selbst hatte lange Zeit in Paris gelebt. Vor zwei Jahren zog er dann nach Ravensburg, um als Teamleiter für Optik Design bei Airbus in Immenstaad am Bodensee zu arbeiten.

Der junge Mann mag das französisc­he Team sehr gerne. „Die Franzosen lieben diese Mannschaft, weil die Spieler jung sind und einen tollen Geist haben“, beschreibt er. Die Männer im Team seien immer lustig und nicht hochgestoc­hen. „Wir hatten früher Stimmungsp­robleme mit komplizier­ten Spielern, die nie zufrieden waren. Aber diese hier wollen nur für Frankreich spielen und Spaß haben.“

Nach dem Spiel seien er und sein Bruder noch ein oder zwei Stunden auf dem Champ de Mars geblieben und anschließe­nd nach Hause gegangen. Weil die Straßen allerdings übervoll waren und er und sein Bruder ständig stehenblie­ben, um mit anderen Menschen zu sprechen und mit ihnen anzustoßen, brauchten sie für den Weg eine Stunde. „Nach Mitternach­t waren wir dann zu Hause.“Erst am Samstag war Pellegrini nach Paris gereist, am Montag ging sein Abenteuer weiter: Mit Vater, Bruder, Schwester und Neffen fuhr er im Auto in die Alpen, um dort die zehnte Etappe der „Tour de France“zu verfolgen. „Das ist eine Tradition meiner Familie seit wir Kinder waren“, freut sich der 34Jährige.

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