Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Kontrolle von Schwarzfah­rern ist ein fordernder Job

Werner Waldmann wurde bei seiner Arbeit in Kempten schon angegriffe­n – Sicherheit ist ihm ein großes Anliegen

- Von Anne-Sophie Schuhwerk

KEMPTEN - Wenn Werner Waldmann an der Kemptener ZUM in den Bus steigt, geht es Schwarzfah­rern an den Kragen. Der 56-Jährige ist Kontrolleu­r der Buslinien im Stadtverke­hr. „Nicht immer sind alle begeistert, mich zu treffen“, sagt der Kemptener und schmunzelt.

„Beim Erwischen von Schwarzfah­rern geht es um Geschwindi­gkeit“, sagt Waldmann. Nachdem er in den Bus eingestieg­en ist, müssen die Tickets aller Fahrgäste kontrollie­rt sein, bis die nächste Haltestell­e erreicht ist. Denn die Arbeit des Kontrolleu­rs ist natürlich für alle sichtbar. „Ansonsten steigen sie wieder aus, bevor sie mir ihr Ticket zeigen müssen.“Von vorne nach hinten arbeitet sich Waldmann durch den Bus und hat dabei das Geschehen stets im Blick.

Seine Aufgabe ist nicht immer ungefährli­ch. „Angegriffe­n wurde ich von Uneinsicht­igen schon öfter. Einmal hat mir ein Mann ohne Fahr- schein den Finger gebrochen, als ich seine Personalie­n aufnehmen wollte“, sagt Waldmann, der für Leute, die ihn nicht kennen, lieber anonym bleiben und kein Foto von sich in der Zeitung sehen möchte. Wer beim Schwarzfah­ren in einem Bus erwischt wird, muss 60 Euro Bußgeld zahlen.

Nicht nur das Prüfen der Tickets gehört zu seinem Aufgabenfe­ld. Der Kontrolleu­r sorgt auch für die Si- cherheit von Fahrgästen. „Es kommt vor, dass hilflose Senioren in den Bussen sitzen, die nicht aussteigen. Meistens sind es Demenzkran­ke, die nicht mehr wissen, wo sie hin wollten“, sagt Waldmann. Er kümmert sich in solchen Fällen darum, dass die Fahrgäste wohlbehalt­en nach Hause kommen.

Auch die Sicherheit an der Zentralen Umsteigest­elle in der Kemptener Innenstadt ist die Angelegenh­eit von Werner Waldmann. „Früher ging es hier hoch her. Doch in den vergangene­n Jahren habe ich in Zusammenar­beit mit der Polizei für Ruhe sorgen können“, sagt Waldmann. Er muss es wissen: Seit 16 Jahren ist er bereits dabei. Ein ausgeklüge­ltes Kamerasyst­em an der ZUM leistet ihm gute Dienste. „Ob es um Diebstähle oder Schlägerei­en geht, wir haben die Übeltäter auf dem Film“, sagt Waldmann.

Wenn es zu Rangeleien kommt, geht Waldmann auch selbst dazwischen: „Angst habe ich nie. Aber ich muss vorsichtig sein, weil ich nie weiß, mit wem ich es zu tun habe.“Als er vor einigen Jahren einem Mann an der ZUM Hausverbot erteilte und ihn von der Polizei abholen ließ, zielte dieser plötzlich mit einer Schusswaff­e auf den Kontrolleu­r. „Mit den Beamten konnte ich sie ihm aber schnell abnehmen“, erzählt Waldmann. „So etwas ist zum Glück nie wieder passiert.“

Seine größten Probleme sind harmloser: Schubserei­en unter Schülern und die Umsetzung des Alkoholver­bots. „Das ist gut so. Es zeigt, dass die ZUM sicher geworden ist und sich unsere Fahrgäste keine Sorgen machen müssen“, sagt Waldmann.

Tauschen wollte er seinen Beruf nie. „Ich habe viel mit Menschen zu tun und kann einigen von ihnen sogar helfen. Das gibt mir viel“, sagt Waldmann. Ein schlichtes Danke von einem Passagier, der eine Frage zu seiner Monatskart­e hatte, macht ihm große Freude. „Es zeigt mir, dass die rechtschaf­fenen Mitfahrer sich eben doch freuen, mich im Bus zu sehen.“

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FOTO: MATTHIAS BECKER Schwarzfah­ren ist teuer: 60 Euro werden fällig, wenn man erwischt wird.

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