Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Feinsinnig gesponnene Jazzstandards
„The Jazz Vocal“Fola Dada huldigt mit ihrer Band dem Mainstream
LEUTKIRCH - Im ausverkauften Museumshof hat Jazzsängerin Fola Dada ihren Gastauftritt gefeiert. Zusammen mit einem exzellenten Instrumentalensemble, das diesem Mittwochabend eine besondere Note verlieh. In der Musikreihe Leutkircher Sommerjazz, ausgerichtet von der Volkshochschule Leutkirch, war dieses Konzert ein weiterer Höhepunkt mit Jazzstandards, die Fola Dada auf ihre ganz eigene Weise interpretierte.
Auf die Frage, mit wem sie gerne spiele, hat Folashade Dada vor zwei Jahren in einem Interview geantwortet: „Ich habe das große Glück, nur mit Bands zu spielen, die mir große Freude bereiten. Dann ist es egal, ob es ein Trio oder eine Big Band ist.“Am Mittwochabend war es ein Quintett, das ihr ohne Frage viel Freude bereitet hat und mit ihr den Zuschauern.
Denn die in Stuttgart lebende Sängerin, Komponistin und Hochschuldozentin kennt keine Berührungsängste. Sie gibt sich offen und was zählt, ist sich treu zu bleiben. An ihrer Seite stand mit Kontrabassist Veit Hübner ein weiteres musikalisches Schwergewicht. Gemeinsam mit Saxofonist Markus Kerber, Pianist Lothar Kraft und Schlagzeuger Thomas Scholz performte das Ensemble Klassiker auf ihre besondere Art und Weise. Swingend, denn dafür steht die Solistin der SWR-BigBand. Das ist ihr Metier, das macht sie und ihre Stimme aus. Cole Porters „Night and Day“ist einer dieser Standards, dessen Melodie sofort ins Ohr geht und so schnell nicht wieder heraus. Eine ganz andere Sache ist es, ihn in der Version der von Fola Dada hoch verehrten Ella Fitzgerald zu hören. In den vielen lautmalerischen Nuancen, die das Original ausmachen. „Ella konnte keine Noten lesen, macht nix, sie singt einfach!“, erinnerte sich Fola Dada an die Jazz-Ikone, deren Einfluss unglaublich präsent sei. So auch in Dadas bisweilen zarten, ausgewogenen Stimmbalancen, die genauso zupacken können, gehaucht daherkommen und einem das Gefühl von großer Gelassenheit vermitteln. Sie öffnen weite Räume, ohne sich darin zu versteigen.
Ein intimes Basssolo von Veit Hübner machte den Auftakt zu „My funny Valentine“, übergehend in eine spannungsvolle Saxofon-Partie, untermalt von Kerbers Drumset. Hübner, der zwischendrin ungeniert zur Zange griff, um die Schrauben an seinem Instrument wieder anzuziehen, ist eine Klasse für sich. Der „König von Oberschwaben“bringt die Saiten in ihrer ganzen Bandbreite zum Singen und zum Swingen. Gepusht von Lothar Krafts Akkordläufen am Piano.
Fola Dada ist dabei nicht allein eine Best-off-Jazzerin, sondern auch eine unterhaltsame Entertainerin. Sie verriet, wie Astrud Gilberto zu ihrem Welthit „The Girl von Ipanema“kam, denn nicht nur die riesengroße Stimme entscheide über eine Karriere, sondern das Gefühl für den Jazz. Dass viele Standards ihre melodischen Ursprünge in BroadwayMusicals haben, zeigte der Song „My favorite Things“– einem schnellen Walzer, der auf das Leben in Österreich abzielt. Zu den Lieblingsdingen gehört neben „Schnitzels with Nudels“auch ein elegantes Querflöten-Solo von Markus Kerber.
Fola Dada brachte an diesem heißen Sommerabend viel gute Laune, indem sie der Band auch immer wieder Raum für ausgelassene Soli bot. Wenn sie ebenso bestimmt, bevor sie zu Sarah Vaughans „All of you“ansetzt, klare Vorgaben macht: „Jetzt kennt ihr mein Tempo!“Also recht soft und nicht so flott. Eben Swing. Einer der letzten Songs war mit „Love for sale“der unvergesslichen Billie Holiday gewidmet. Derjenigen, deren Auftritte das Bild der modernen Jazzsängerinnen geprägt habe. Statt nur schöner Töne das brennende Herz zu öffnen und einen „Trip to Paradise“zu wagen, war für damalige Zeiten neu und provokant. Fola Dada und ihre Band taten es am Abend in einer Latinversion, die sich rhythmisch aufbaute und ihrer Stimme noch einmal eine andere, stark emotional gefärbte Variante verlieh.