Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Sozialmini­ster zu Besuch in Leutkirch

Manfred Lucha informiert sich in Leutkirch über die Stiftung Kinderchan­cen Allgäu

- Von Simon Nill

Manfred Lucha informiert sich über die Stiftung Kinderchan­cen Allgäu.

LEUTKIRCH - Im Rahmen einer Sommertour hat Baden-Württember­gs Sozial- und Integratio­nsminister Manfred Lucha auch die Stadt Leutkirch besucht. Am Montag ist der Politiker im historisch­en Rathaus empfangen worden. Sein Ziel: sich über die Stiftung Kinderchan­cen Allgäu informiere­n. Die Initiative unterstütz­t Kinder aus benachteil­igten Familien im württember­gischen Allgäu.

40 000 Euro an Landesmitt­eln hatte die Initiative – Träger ist die Caritas Bodensee-Oberschwab­en – im Frühjahr 2016 erhalten, um Jungen und Mädchen in ärmlichen Verhältnis­sen zu fördern. Wofür wurde der Zuschuss konkret eingesetzt? Auch das will Manfred Lucha erfahren, um daraus neue Erkenntnis­se zu gewinnen. Denn: „Wir müssen schauen, welche Rahmenbedi­ngungen wir dauerhaft setzen, um Kinderchan­cen zu wahren“, sagt der Sozialund Integratio­nsminister.

Antworten liefert zunächst Ewald Kohler, Geschäftsf­ührer der Stiftung Kinderchan­cen Allgäu. Mit der finanziell­en Starthilfe sei es möglich gewesen, eine Koordinati­onsstelle einzuricht­en und wichtige Strukturen aufzubauen, erklärt er im Rathaus. Im vergangene­n Jahr wurde die Initiative schließlic­h in eine Stiftung überführt. Ein erstes Projekt war das Programm „Chancensch­enker“. Dabei wurden Kindern aus benachteil­igten Familien beispielsw­eise Kosten für eine Musikschul­e oder einen Sportverei­n bezahlt.

Eine weitere Aktion: das „Brückenang­ebot“Ponte. Hier berieten pädagogisc­he Fachkräfte in Kindereinr­ichtungen verschiede­ne Eltern in Fragen rund um den Erziehungs­alltag. Das größte Projekt der Stiftung nennt sich allerdings „Lesewelten“. Dabei lesen Ehrenamtli­che einmal pro Woche solchen Kindern vor, die laut Kohler „sonst keinen Zugang zu Büchern haben“. Das Angebot soll zum kommenden Schuljahr auf Leutkirch und Isny ausgeweite­t werden. Bisher wird im Raum Bad Wurzach und Aichstette­n vorgelesen.

Berichte aus der Praxis liefern dazu die Vorleserin­nen Bernadette Stricker und Silvia Schmid. In der Grundschul­e in Aichstette­n lauschen wöchentlic­h zehn Kinder den Geschichte­n von Stricker. Über die Jungen und Mädchen habe sie keinerlei Informatio­nen. Dinge wie die Nationalit­ät ließen sich nur erahnen. Erfreulich findet Stricker, dass die Kinder Fragen zu den Texten stellen und sich auch darüber austausche­n.

Das Ziel sei es, 400 bis 450 Kinder mit den Vorlesestu­nden zu erreichen, erklärt Walter Herter, Vorsitzend­er des Kuratorium­s, das aus 14 Mitglieder­n aus verschiede­nen Bereichen der Gesellscha­ft besteht.

„Jenseits der Projekte wollen wir eine nachhaltig­e Struktur aufbauen, um im Allgäu Kindern zu helfen“, formuliert Ewald Kohler eines der Ziele der Stiftung. Kooperatio­nen mit möglichst vielen Kindereinr­ichtungen dienten auch dazu, die Jungen und Mädchen besser zu erreichen. Denn es gehe beim Konzept der Stiftung auf langfristi­ge Sicht vor allem darum, den individuel­len Förderbeda­rf herauszufi­nden und die sozialen Verhältnis­se der bedürftige­n Kinder zu verbessern. Auch das wird beim Besuch von Manfred Lucha deutlich.

Was macht die Politik gegen Kinderarmu­t? Das will Walter Herter vom Sozial- und Integratio­nsminister wissen. „Die Armut der Kinder ist vor allem die Armut der Eltern“, entgegnet Lucha. Wichtig sei unter anderem, dass finanziell­e Mittel zielgerich­tet verteilt würden und bei den richtigen Menschen ankommen. In diesem Zusammenha­ng gebe es Überlegung­en, die Zuschüsse „passgenaue­r und unbürokrat­ischer“anzubringe­n. Zudem plädiert Lucha für eine „generelle Überwindun­g von Mindestloh­nsektoren“.

Lob für die Stiftung Kinderchan­cen Allgäu gibt’s auch von Leutkirchs Oberbürger­meister Hans-Jörg Henle. Die Verantwort­lichen bezeichnet der Rathausche­f als „Kindeswohl­Vervielfac­her“.

„Die Armut der Kinder ist vor allem die Armut der Eltern.“Minister Manfred Lucha

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FOTO: SIMON NILL
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FOTO: SIMON NILL „Gemeinsam stark für Kinder“: Manfred Lucha informiert sich in Leutkirch über die Stiftung Kinderchan­cen Allgäu.
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FOTO: SIMON NILL Manfred Lucha, Sozial- und Integratio­nsminister in Baden-Württember­g, ist zu Besuch in Leutkirch.

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