Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Nachfrage nach Integrationskursen sinkt
Deutlich weniger Gruppen bei der Volkshochschule in Leutkirch.
LEUTKIRCH - Der Bedarf an Integrationskursen ist in Leutkirch deutlich gesunken. Im vergangenen Jahr habe es unter dem Dach der Volkshochschule zeitweise noch bis zu sieben Unterrichtsgruppen gegeben. Hinzu kam eine lange Warteliste mit weiteren Interessenten. „Zurzeit entspannt sich die Situation. Wir kehren zur Normalität zurück“sagt Matthias Hufschmid von der VHS im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“. In diesen Tagen enden die aktuell letzten drei Integrationskurse. Zwei weitere – mit noch freien Plätzen – sind allerdings ab Herbst geplant.
Rund drei Jahre lang hat sich die Volkshochschule in einer Art Ausnahmezustand befunden, erklärt Matthias Hufschmid. Die Nachfrage nach Integrationskursen sei 2015 nahezu explodiert. „Darauf waren wir, genauso wie andere Kursträger, überhaupt nicht vorbereitet. Das war das volle Chaos“, gesteht er rückblickend. Mehrere Hundert Migranten hätten etwa beraten und begleitet werden müssen. Eines von mehreren Problemen sei der große Mangel an Lehrkräften gewesen. „Es gab dann zwar einige, die einen Kurs übernehmen wollten, aber die brachten oft die geforderten Qualifikationen nicht mit“, weiß Hufschmid. Hinzu kam, dass zu wenig Räume zur Verfügung standen.
2016 sei es der Volkshochschule dann gelungen, statt zuvor ein bis zwei Kursen pro Jahr vier Gruppen auf die Beine zu stellen. Hinzu kam eine lange Warteliste. Zusätzlich fanden sogenannte niedrigschwellige Sprachkurse für Asylbewerber statt, finanziert vom Landratsamt Ravens- burg, der katholischen Kirchengemeinde St. Martin sowie der Leutkircher Bürgerstiftung. Die Teilnehmer der Kurse stammten laut Hufschmid zu einem großen Teil aus arabischen Ländern – vorwiegend aus Syrien.
Anders stellt sich die Situation seit einigen Monaten dar. Drei aktuelle Integrationskurse mit insgesamt 61 Teilnehmern enden. Im Idealfall schließen die Männer und Frauen den Lehrgang mit dem Zertifikat „Deutsch B1“ab, wodurch sie als „fortgeschrittener Anfänger“bezeichnet werden könnten. Eine Schwierigkeit sieht der VHS-Mitarbeiter darin, dass etliche Besucher den Kurs „nur knapp bestehen“. Oft gebe es bei diesen Teilnehmern noch Schwächen beim Hören, Schreiben oder Sprechen. „Solche Menschen tun sich im Beruf dann häufig schwer“, ist sich Hufschmid sicher.
Dass Migranten einen der Kurse abbrechen, sei eher selten. Und in der Regel gebe es dafür immer Gründe. Manche finden etwa einen Job und sehen keinen Vorteil mehr darin, den Unterricht zu besuchen. „Wir versuchen ihnen dann klarzumachen, dass sie mit besseren Sprachkenntnissen vielleicht auch einen besseren Job finden.“Das verständlich zu machen, sei allerdings nicht einfach.
Im Oktober und November will die VHS jeweils einen neuen Integrationskurs starten. Während die erste Gruppe mit knapp 20 Teilnehmern bereits vollständig ist, gebe es für die anderen Unterrichtseinheiten noch freie Plätze zu belegen. Interessant: Die bisherigen Teilnehmer dieser Kurse kämen vorwiegend aus dem europäischen Ausland. Das sei laut Hufschmid auch bei den Kursen vor 2015 der Fall gewesen.