Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Nachfrage nach Integratio­nskursen sinkt

Deutlich weniger Gruppen bei der Volkshochs­chule in Leutkirch.

- Von Simon Nill

LEUTKIRCH - Der Bedarf an Integratio­nskursen ist in Leutkirch deutlich gesunken. Im vergangene­n Jahr habe es unter dem Dach der Volkshochs­chule zeitweise noch bis zu sieben Unterricht­sgruppen gegeben. Hinzu kam eine lange Warteliste mit weiteren Interessen­ten. „Zurzeit entspannt sich die Situation. Wir kehren zur Normalität zurück“sagt Matthias Hufschmid von der VHS im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. In diesen Tagen enden die aktuell letzten drei Integratio­nskurse. Zwei weitere – mit noch freien Plätzen – sind allerdings ab Herbst geplant.

Rund drei Jahre lang hat sich die Volkshochs­chule in einer Art Ausnahmezu­stand befunden, erklärt Matthias Hufschmid. Die Nachfrage nach Integratio­nskursen sei 2015 nahezu explodiert. „Darauf waren wir, genauso wie andere Kursträger, überhaupt nicht vorbereite­t. Das war das volle Chaos“, gesteht er rückblicke­nd. Mehrere Hundert Migranten hätten etwa beraten und begleitet werden müssen. Eines von mehreren Problemen sei der große Mangel an Lehrkräfte­n gewesen. „Es gab dann zwar einige, die einen Kurs übernehmen wollten, aber die brachten oft die geforderte­n Qualifikat­ionen nicht mit“, weiß Hufschmid. Hinzu kam, dass zu wenig Räume zur Verfügung standen.

2016 sei es der Volkshochs­chule dann gelungen, statt zuvor ein bis zwei Kursen pro Jahr vier Gruppen auf die Beine zu stellen. Hinzu kam eine lange Warteliste. Zusätzlich fanden sogenannte niedrigsch­wellige Sprachkurs­e für Asylbewerb­er statt, finanziert vom Landratsam­t Ravens- burg, der katholisch­en Kirchengem­einde St. Martin sowie der Leutkirche­r Bürgerstif­tung. Die Teilnehmer der Kurse stammten laut Hufschmid zu einem großen Teil aus arabischen Ländern – vorwiegend aus Syrien.

Anders stellt sich die Situation seit einigen Monaten dar. Drei aktuelle Integratio­nskurse mit insgesamt 61 Teilnehmer­n enden. Im Idealfall schließen die Männer und Frauen den Lehrgang mit dem Zertifikat „Deutsch B1“ab, wodurch sie als „fortgeschr­ittener Anfänger“bezeichnet werden könnten. Eine Schwierigk­eit sieht der VHS-Mitarbeite­r darin, dass etliche Besucher den Kurs „nur knapp bestehen“. Oft gebe es bei diesen Teilnehmer­n noch Schwächen beim Hören, Schreiben oder Sprechen. „Solche Menschen tun sich im Beruf dann häufig schwer“, ist sich Hufschmid sicher.

Dass Migranten einen der Kurse abbrechen, sei eher selten. Und in der Regel gebe es dafür immer Gründe. Manche finden etwa einen Job und sehen keinen Vorteil mehr darin, den Unterricht zu besuchen. „Wir versuchen ihnen dann klarzumach­en, dass sie mit besseren Sprachkenn­tnissen vielleicht auch einen besseren Job finden.“Das verständli­ch zu machen, sei allerdings nicht einfach.

Im Oktober und November will die VHS jeweils einen neuen Integratio­nskurs starten. Während die erste Gruppe mit knapp 20 Teilnehmer­n bereits vollständi­g ist, gebe es für die anderen Unterricht­seinheiten noch freie Plätze zu belegen. Interessan­t: Die bisherigen Teilnehmer dieser Kurse kämen vorwiegend aus dem europäisch­en Ausland. Das sei laut Hufschmid auch bei den Kursen vor 2015 der Fall gewesen.

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ARCHIVFOTO: SIMON NILL
 ?? ARCHIVFOTO: SIMON NILL ?? Im vergangene­n Jahr bot die Leutkirche­r VHS zeitweise sieben Integratio­nskurse an.
ARCHIVFOTO: SIMON NILL Im vergangene­n Jahr bot die Leutkirche­r VHS zeitweise sieben Integratio­nskurse an.

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