Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Sagenhafte Geschichten ziehen Besucher in ihren Bann
Stefan Wiltsche referiert über die Rötseekirche – Für die vielen Zuhörer müssen Stühle herangeschafft werden
BAD WURZACH/KISSLEGG (sz) Groß ist der Andrang zum Vortrag „Das Geheimnis der 1000-jährigen Rötseekirche“in dem Gotteshaus nahe Kißlegg gewesen. Auch zahlreiche Bad Wurzacher ließen sich viel Wissenswertes vermitteln, geht aus einem Bericht hervor.
Überraschend für den Referenten Stefan Wiltsche aus Wangen und für den Messner der Kirche, Herbert Hirscher, war es, dass sämtliche Bänke der Kirche voll besetzt waren und daher Stühle herbeigeschafft werden mussten, um genügend Sitzplätze bereitzustellen.
Zur Geschichte der Kirche: Ratperonius, ein junger Adeliger aus Thüringen, kam im Gefolge von Bischof Ullrich in die Gegend und erhielt von ihm den Auftrag, eine Niederlassung zu gründen, also eine Kirche und ein Haus. Der Legende nach hat er es mit eigenen Händen erbaut.
Rötsee war damals in einer verkehrsgünstigen Lage, nämlich dem mit 654 Metern niedrigsten Übergang über die Wasserscheide DonauRhein , sozusagen an einer prähistorischen Autobahn.
Das Grundstück wurde Ratperonius von Berngarius de Arnac im Jahr 941 zur Verfügung gestellt. Diese Schenkungsurkunde war gleichzeitig die erste urkundliche Erwähnung von Arnach. Zur Erinnerung daran gibt es in Arnach eine Ratperoniusund eine Berngarius-Straße.
Trotz erheblicher Schwierigkeiten entwickelte sich die Niederlassung, und wenige Jahrzehnte später weihte der Bischof von Konstanz die Basilika magna Rötsee der Gottesmutter Maria. Rötsee wurde mit der Zeit der bedeutendste Wallfahrtsort der weiteren Region.
Um diesen Ansprüchen zu genügen wurde die Kirche zur dreischiffigen Basilika ausgebaut, was heute noch an der Bausubstanz erkennbar ist. Im Jahre 1449 zerstörte ein Brand das Anwesen, das aber im selben Jahr wieder aufgebaut und erweitert wurde. Solch ein Juwel war wohl auch begehrt und wurde mehrfach verkauft und vererbt. Derzeit ist es im Besitz der Kirchengemeinde Kißlegg.
Soweit die Fakten. Sagenhaft ist sicher die Geschichte, dass der Rötsee über Nacht entstanden sei soll, um Ratpereronius vor seinen wohl bösen Nachbarn zu schützen. Sagenhaft auch die Legenden um den Burgstall, das Teufelsloch im Rötseer Ried, das Heiligenhölzle bei Immenried und andere prähistorische Orte der Region. Ungelöst bleibt wohl auch die politische Frage, warum der Bischof von Augsburg in der Nachbardiözese Konstanz eine Niederlassung gründete?
Viel Beifall gab es für den Referenten für seinen von Lichtbildern unterstützten Vortrag und einen gut gefüllten Klingelbeutel mit Spenden für die Kirchengemeinde Kißlegg.