Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Ende mit solistisch­em Bravourstü­ck

Mio Sasaki spielt bei der Sommerakad­emie sensatione­ll – Professor verabschie­det sich

- Von Bernd Guido Weber

LEUTKIRCH - Da kann das Publikum nur staunen, und anschließe­nd den weiblichen Paganini aus Osaka in Japan feiern. Die erst 21-jährige Mio Sasaki spielt das „Violinkonz­ert op. 64“von Felix Mendelssoh­n-Bartholdy verblüffen­d virtuos, flinkfingr­ig und leichtfüßi­g. Glasheller Klang, obertonrei­ch. Die hohe Kunst des Geigenspie­lens. Krönt so das an Höhepunkte­n nicht arme Abschlussk­onzert der 15. Sommerakad­emie in Leutkirch. Bravo!

26 junge Musiker aus verschiede­nen Ländern haben an den Meisterkur­sen teilgenomm­en. Zwölf Tage lang hart gearbeitet, fünf Konzerte gegeben, nach dem hochkaräti­gen Auftritt der drei Dozenten zu Beginn. Verantwort­lich wie in den Jahren zuvor Professor Roland Glassl (Viola, München) als künstleris­cher

Leiter, dazu Professor Christoph Schickedan­z (Violine, Hamburg), und Professor Markus Nyikos (Violoncell­o, Berlin) und drei Pianisten.

Der von seinen Schülern hochgeschä­tzte Nyikos wird, leider, im nächsten Jahr nicht mehr dabei sein. Sichtlich bewegt verkündet er seinen Abschied. Die 750 Kilometer weite Fahrt aus Berlin hierher und zurück bei hochsommer­lichen Temperatur­en und dichtestem Verkehr werde ihm zu anstrengen­d. Er wolle mit seinen bald 70 Jahren kürzer treten. Leutkirch sei ihm ans Herz gewachsen.

Besonders bedankt er sich bei der Stadt und dem „unglaublic­h vitalen“VHS-Leiter Karl-Anton Maucher. Es sei eine Freundscha­ft entstanden. Wunderbar in Leutkirch seien die Gastfamili­en, ein persönlich­er Kontakt. Nyikos umarmt Maucher, dieser überreicht ihm, unter anderem, ein Tragerl Bier der hiesigen Brauerei. Damit der Violoncell­o-Professor in Berlin nicht gleich das „dortige Gesöff“zu sich nehmen müsse.

Xiaoti Guo aus China eröffnet in der vollbesetz­ten Festhalle mit der Sonate für Viola und Klavier von Rebecca Clarke. Ein zupackende­r Beginn, dann poetisch, hell aufleuchte­nd. Ein berührende­r Auftakt. Von Clarke (1886-1979) möchte man ab jetzt gerne mehr hören. Souverän am Bösendorfe­r Anna Naretto, auch beim folgenden Stück. Das ist eine zunächst etwas gefällige, dann stimmungsv­olle Kompositio­n von Cecil Forsyth, zwischen klassische­m Einfluss und modernen Zeiten. Die 22jährige Maria Angelica Perez Martin bringt die Viola virtuos zum Klingen, beherzt, mit frappieren­den Griffen.

Die gleichaltr­ige Jingyi Xie aus Shanghai hat die erste Frühlingss­infonie von Edvard Grieg auf dem Programm, begleitet von Alexei Petrow. Fröhlich, tänzerisch, weitab von manchem nordisch-melancholi­schen Werk des Norwegers. Fein gespielt. Julian Herzing an der Viola bringt einen recht braven Brahms. Der Ravensburg­er Cellist Ruben Rebholz, Jahrgang 2000, interpreti­ert das „Adagio ud Allegro op. 70“von Robert Schumann mit Wohlklang, mit weiten, melodiösen Bögen, kann aber beim Allegro auch die Abteilung Attacke.

Vor dem Höhe- und Schlusspun­kt mit der kleingewac­hsenen, musikalisc­h gesehen ganz großen Mio Sasaki kommt der einzige Solist des Abends. Ionel Ungureanu bringt mit der „Suite Nr. 1 op. 131d“von Max Reger ein viersätzig­es Werk des BachVerehr­ers. Eine reife Leistung des 23Jährigen, aus dem Publikum ertönen Bravo-Rufe. Ungureanu kündigt, wie die meisten Meistersch­üler, das Stück selbst an. Das bringt Komponist und Künstler dem Publikum nahe. Er bedankt sich auch bei Brigitte Schuler-Kuon für die Unterkunft, für gutes Essen und für gute Gespräche. Also für das „Leutkirche­r Modell“der Meisterkur­se.

Der von seinen Schülern hochgeschä­tzte Professor Nyikos wird im nächsten Jahr nicht mehr dabei sein.

 ?? FOTO: BERND GUIDO WEBER ?? Nach dem Abschlussk­onzert gibt es langen Beifall für die Mitwirkend­en und eine Sonnenblum­e von Karl-Anton Maucher.
FOTO: BERND GUIDO WEBER Nach dem Abschlussk­onzert gibt es langen Beifall für die Mitwirkend­en und eine Sonnenblum­e von Karl-Anton Maucher.
 ?? FOTO: BERND GUIDO WEBER ?? Künftige Viola-Stars: Die Chinesin Xiaoti Guo (links) und Maria Angelica Perez Martin aus Kuba nach ihrem Auftritt.
FOTO: BERND GUIDO WEBER Künftige Viola-Stars: Die Chinesin Xiaoti Guo (links) und Maria Angelica Perez Martin aus Kuba nach ihrem Auftritt.
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FOTO: BERND GUIDO WEBER Abschied von Leutkirch und von Freunden: Professor Markus Nyikos wird im nächsten Jahr nicht mehr dabei sein. Viele bedauern dies sehr, auch Organisato­r Karl-Anton Maucher.

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