Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Menschen und Tiere gerettet
Brand in Oberstaufen-Konstanzer zerstört ein landwirtschaftliches Anwesen in der Nacht auf Sonntag
OBERSTAUFEN-KONSTANZER - Auf dem Dachstuhl des Hauses in Konstanzer bei Oberstaufen qualmt am Sonntagvormittag das verbrannte Gerippe aus verkohlten Holzbalken. Zwei Männer der Thalkirchdorfer Feuerwehr stehen auf einer Drehleiter und löschen mit dem Schlauch die letzten Glutnester des verheerenden Brandes. Josef Waltner (70) steht mit Sohn Peter (40) vor den Trümmern ihrer Existenz. „Es tut weh, wenn man mit ansehen muss, dass alles abbrennt und wir hier nicht mehr wohnen können“, sagt Peter Waltner. Trotz der Katastrophe sei es jedoch wichtig, „dass kein Mensch verletzt und auch kein Vieh zu Schaden gekommen sei“. Bei dem Brand, der am Sonntagmorgen gegen 1.20 Uhr ausgebrochen war, brannten die Tenne und der Stall bis auf die Grundmauern nieder. Das Wohnhaus ist unbewohnbar. Der Schaden wird auf rund eine Million Euro geschätzt.
„Wir haben trotz allem sehr viel Glück gehabt“, sagt Josef Waltner. Warum er Viertel nach eins plötzlich wach wurde, weiß er nicht mehr. Er sieht plötzlich Feuer im Stadel und in der Tenne hinter dem Haus, weckt sofort seine Frau und Sohn Peter sowie vier polnische Arbeiter, die in den beiden Ferienwohnungen logieren. Vater und Sohn rennen in den Stall und treiben die zwölf Kühe und und das Kalb aus dem brennenden Gebäude. „Kurz danach stand auch der Dachstuhl des Wohnhauses in Flammen“, berichtet Waltner senior.
Gegen 1.30 Uhr treffen die Feuerwehren aus Oberstaufen, Thalkirchdorf, Aach ein. Später kommt noch die Feuerwehr Immenstadt hinzu. „Auf der Höhe der Hündle-Bahn haben wir einen Feuerball gesehen“, sagt Frank Einberger, Kommandant der Feuerwehr Oberstaufen. „Da ist schon klar gewesen, dass nichts mehr zu retten ist.“Deshalb beschränkt sich Einberger mit seinen Kollegen und den anderen Feuerwehren darauf, die umliegenden Gebäude vor Funkenflug zu schützen. Mehrere Häuser werden evakuiert.
Zwei Gebäude evakuiert
Um 8.15 Uhr war der Brand bis auf ein paar Glutnester gelöscht“, schildert Kreisbrandmeister Michael Seger. Über die Brandursache könne man noch nichts sagen. Dies herauszufinden sei Sache der Spezialisten der Kriminalpolizei Kempten, die am vergangenen Montag mit der Brandermittlung begannen. Im Einsatz waren rund 150 Feuerwehrleute und sechs Löschfahrzeuge sowie ein Kriseninterventionsteam und Mitglieder des Bayerischen Roten Kreuzes. Sie kümmerten sich um die Familie Waltner sowie um die Nachbarn, deren Gebäude evakuiert worden waren. Aufgrund der engen Bebauung sei es wichtig gewesen, „dass keine Nachbargebäude in Brand geraten sind“, sagt Seger.
Lange musste auch Kai Purschke zittern, der unmittelbar neben den Waltners wohnt. Als ihn seine Lebengefährtin gegen 1.30 weckt, hört er die Sirene im Dorf. Als er das Fenster öffnet, stehen Stall und Tenne 30 Meter oberhalb seines Grundstücks in Flammen. Sofort rennt er aus dem Haus zu den Waltners. Er hört die Schreie der Kühe und schafft mit Vater und Sohn Waltner die Tiere aus dem Stall.
Als Purschke zu seinem Anwesen zurückkehrt, fordern ihn Feuerwehrleute auf, schnell ein paar Sachen zu packen und sich bereit zu halten, das Gebäude aufgrund möglichen Funkenflugs zu verlassen. Mit seiner Lebensgefährtin und einer Tasche mit den wichtigesten Dokumenten sitzt Purschke dann vor dem Fenster und wartet „voller Angst“, ob er sein Haus verlassen muss. Gegen fünf Uhr früh erfahren die beiden, dass sie bleiben können. „Der Schock sitzt mir immer noch in den Knochen“sagt der 42-Jährige gestern Vormittag. „Denn innerhalb von wenigen Minuten kann sich das Leben völlig ändern.“Seinen Nachbarn, die alles verloren haben, will Kai Purschke helfen, „wenn sie das Anwesen wieder aufbauen“. Wichtig sei, Menschen das Gefühl zu geben, dass in der Not andere da sind, die ihnen zur Seite stehen.
Wie es weitergeht, wissen Josef und Peter Waltner noch nicht. Nach Gesprächen mit der Versicherung wollen sie entscheiden, wann sie damit beginnen, das Anwesen wieder aufzubauen. „In den nächsten Wochen werden wir bei Nachbarn wohnen“, sagt Peter Waltner, während die Männer der Feuerwehr Thalkirchdorf die letzten Glutnester löschen.
Rund 150 Feuerwehrleute versuchten vergebens, das Wohnhaus des landwirtschaftlichen Anwesens in Konstanzer zu retten. Das Gebäude brannte zwar nicht ab, ist aber nicht mehr bewohnbar. Völlig zerstört wurden die Tenne und der Stall.