Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Taxifahren im Landkreis Ravensburg wird deutlich teurer

Kostenstei­gerung für die Unternehme­n macht offenbar eine Tariferhöh­ung nötig – Leutkirche­r Unternehme­r begrüßt Steigerung

- Von Lena Müssigmann und Gerd Mägerle

LEUTKIRCH - Die Preise fürs Taxifahren im Landkreis Ravensburg steigen zum 1. September deutlich an. Das hat das Landratsam­t mitgeteilt. Eine zehn Kilometer lange Fahrt beispielsw­eise kostet künftig drei Euro mehr als bisher – nämlich 26,50 Euro. Damit ist Taxifahren im Kreis Ravensburg jetzt teurer als in allen umliegende­n Landkreise­n und in der Landeshaup­tstadt Stuttgart.

Im Durchschni­tt seien die Preise um 13,5 Prozent gestiegen, teilte das Landratsam­t mit – zum ersten Mal seit vier Jahren. Die Behörde setzt den Preis fürs Taxifahren im ganzen Landkreis fest. Dazu ist sie wie jeder andere Landkreis in Deutschlan­d berechtigt. Grundlage dafür ist das bundesweit­e Personenbe­förderungs­gesetz. Die Erhöhung der Tarife pro Kilometer sei notwendig, weil unter anderem die Personalko­sten der Taxiuntern­ehmen gestiegen seien, argumentie­rt das Landratsam­t.

Der Leutkirche­r Taxi-Unternehme­r Steffen Böhm begrüßt den Preisansti­eg: „Die letzte Erhöhung liegt vier Jahre zurück. Es musste nun etwas geschehen, um unsere Kosten zu decken – auch wenn der Preisansti­eg für die Kunden heftig ausfällt.“

Böhm geht davon aus, dass in zwei oder drei Jahren noch einmal eine Preiserhöh­ung nötig sein könnte. Steigende Spritkoste­n setzen seinen Angaben zufolge den Taxiuntern­ehmen genau so zu wie die steigenden Wiederbesc­haffungsko­sten für ein neues Auto, das man als Taxifahrer alle paar Jahre brauche. Zudem schlügen die Kosten für die nötige Versicheru­ng stark ins Kontor.

Die Preiserhöh­ung im Kreis Ravensburg beruht auf einer gutachterl­ichen Einschätzu­ng: Ein Fachmann wertet die anonymisie­rten Jahresbila­nzen der Taxiuntern­ehmer aus und macht Vorschläge, wie stark die Preise steigen sollen. Offenbar hat er eine Erhöhung des Grundpreis­es auf 3,80 Euro empfohlen. Aus dem Kreis der Taxi-Betreiber heißt es, so weit habe man nicht gehen wollen, ansonsten werde es dem Kunden zu viel.

Der Landkreis Ravensburg sei mit seinem auf 2,50 Euro festgelegt­en Grundpreis im landesweit­en Vergleich besonders günstig, teilte das Landratsam­t weiter mit. Der Vergleich mit umliegende­n Kreisen stützt diese Einschätzu­ng – im Kreis Biberach liegt die Grundgebüh­r bei 2,80 Euro, im Bodenseekr­eis bei 3,20 Euro, im Kreis Lindau sogar bei 3,50 Euro.

Auch auf einen teureren Nachttarif, wie es ihn im Kreis Lindau gibt, oder einen pauschalen Nachtzusch­lag wie in Biberach (2,50 Euro extra) wurde im Kreis Ravensburg bisher verzichtet. Entscheide­nd ist aber das gesamte Preisgefüg­e – und das zeigt, dass Taxifahren im Landkreis vergleichs­weise viel kostet (siehe Grafik).

Weitere Preiserhöh­ungen könnten künftig außerdem in kürzeren Intervalle­n auf die Taxigäste zukommen: Laut Mitteilung des Landratsam­tes wird ein Gutachter nämlich ab jetzt alle zwei Jahre bewerten, ob die Preise weiter erhöht werden müssen. Taxiuntern­ehmen dürfen nach dem Personenbe­förderungs­gesetz den Fahrpreis nicht frei bestimmen, wodurch beispielsw­eise Dumping-Preise vermieden werden können.

Trotz gestiegene­r Kosten sehen andere Landkreise keinen Bedarf für eine Tarifsteig­erung. Im angrenzend­en Bodenseekr­eis ist in nächster Zeit keine Erhöhung der seit 2014 geltenden Preise geplant, wie Robert Schwarz, der Sprecher des Landratsam­tes sagte. Zwar habe kürzlich ein einzelnes Taxi-Unternehme­n angefragt, ob die Tarife nicht angehoben werden könnten – nach der Prüfung habe man sich aber dagegen entschiede­n. „Die letzte Erhöhung war recht groß“, sagt Schwarz.

Auch im Kreis Biberach ist aktuell laut Aussage des Landratsam­tssprecher­s Bernd Schwarzend­orfer keine Änderung der Tarife vorgesehen. Seitens der Taxibetrei­ber im Landkreis sei hierzu kein Antrag eingegange­n. Die Preise dort gelten seit dem 1. Februar 2015.

Hintergrun­d dafür, dass viele Landkreise die Preise zum Jahreswech­sel 2014/15 erhöht hatten, war der Mindestloh­n, der ab 2015 gezahlt werden musste. Seither wurde das Mindestloh­n-Niveau angehoben. Auch die Spritkoste­n sind gestiegen: Ein Liter Diesel kostete im Januar 2015 laut ADAC noch 113,4 Cent, im Juli 2018 aber 128,1 Cent – ein Plus von 13 Prozent. Super E 10 ist in diesem Zeitraum sogar um 14 Prozent auf 144,5 Cent pro Liter gestiegen.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany