Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
„Traum und Trauma vereint“
Hansjörg Hübner und Sven Zaminer sind beim „Transalpine Run 2018“durchgekommen
Sven Zaminer und Hansjörg Hübner – erfolgreich zu Fuß über die Alpen.
ISNY - Sven Zaminer und Hansjörg Hübner haben es tatsächlich geschafft: Als „Team TV Isny“überstanden die zwei Extremläufer des Isnyer Turnvereins den „Goretex Transalpine Run“, einen Berglauf mit sieben Tagesetappen in nur einer Woche von Garmisch-Partenkirchen nach Brixen in Südtirol.
Vor dem Start am 2. September hatten die beiden im Interview mit der „Schwäbischen Zeitung“einen vorsichtig-optimistischen Ausblick gewagt. Anfang dieser Woche meldeten sie sich nun zurück: „Erschöpft, gezeichnet, aber glücklich, sieben Tage bis ins Ziel durchgehalten zu haben“, sagt Hübner. „Insgesamt war es ein unglaubliches Erlebnis, immer beeindruckend und immer ein Kampf gegen Schmerzen.“
Der Transalpine Run habe „Traum und Trauma vereint“, sei eine „Grenzerfahrung gewesen“, deren Fakten die Läufer noch einmal Revue passieren lassen: „Sieben Tagesetappen, insgesamt über 16 000 Höhenmeter im Auf- und Abstieg und 266 Kilometer Gesamtstrecke.“
Im Etappenplan des Veranstalters „Plan B Event“waren bei ihrer Anmeldung Streckenlängen zwischen 28 und 48 Kilometer angegeben; die längste, die dritte Etappe, umfasste damit rund sechs Kilometer mehr als die klassische Marathon-Distanz. Wegen eines Erdrutsches habe sich allerdings eine Etappe auf 54 Kilometer ausgedehnt, berichtet Hübner – genau jene, vor der er den größten Respekt gehabt hatte.
Am Start in Garmisch-Partenkirchen standen er und Zaminer als eins von knapp 300 Teams aus aller Welt, die sich „wünschten, eine Woche später ins Ziel dieser Alpenüberquerung zu kommen“, erzählen die Isnyer. Aber „die Ausfallquote war enorm hoch: Nur
207 Teams kamen schließlich ins Ziel, das heißt, fast ein Drittel musste aufgeben.“Nicht aber das Team TV Isny.
„Der Schlüssel dazu lag in der Bewältigung der steilen und langen Bergabpassagen – an keinem Tag weniger als 2000 Höhenmeter“, schildert Hübner weiter. Die Folge des Hangabwärtslaufens sei „eine zwangsläufige Überlastung der Gelenke“gewesen und der „stets präsente medizinische Dienst“des Veranstalters hatte „alle Hände voll zu tun, die Läufer wieder auf die müden und wackligen Beine zu bringen“.
Eine weitere „entscheidende Rolle für das Durchkommen“habe der Teamgedanke gespielt. Zaminer und Hübner durften sowohl an den Kontrollstellen, die im Gebirge eingerichtet waren, als auch auf der Strecke unterwegs nie mehr als zwei Minuten auseinandergefallen
„Mehr humpelnd als rennend nach 57 Stunden, acht Minuten und fünf Sekunden“, erreichten die Isnyer Läufer das Ziel.
sein: So solle „nicht nur die Sicherheit im alpinen Gelände gewährleistet werden, auch die gegenseitige Motivation und Stärkung entscheiden über den Erfolg und das Erreichen der festgelegten Cut-off-Zeiten“. Gemeint sind die maximalen Zeitlimits, die auf jeder Tagesetappe den Läufern gesetzt wurden.
Besonders heben die zwei Isnyer „die tägliche Unterstützung“durch ihre Helfer hervor. Turnvereinskollegin Monika Mandl begleitete Hübner und Zaminer von Garmisch-Partenkirchen bis Brixen und hatte neben dem Navigieren des Wohnmobils durchs Gebirge auch reichlich Motivationsarbeit zu leisten. Denn, erzählt Hübner: „Schon nach dem ersten Tag, der taktisch vorsichtig angegangen wurde, mehrten sich die Zweifel, am nächsten Tag überhaupt starten, geschweige denn zum Ende der Woche noch bestehen zu können“, und die Platzierung sei „völlig aus dem Blickfeld“geraten. Soweit die Aspekte des „Traumas“.
Was traumhaft gewesen sei: „Atemberaubende Landschaften, gastfreundliche Etappenorte und eine solide Organisation.“Das hätten sie tatsächlich genießen können. „Das Wetter war nahezu perfekt, was sich vor allem an den Übergängen nahe der 3000-Meter-Grenze positiv auswirkte“.
Zuversicht habe sich allerdings erst eingestellt, als Zaminer und Hübner den letzten Gipfel in 2500 Metern Höhe erreichten und ihr Blick auf Brixen fiel – „rund 2000 Meter tiefer und zehn Kilometer entfernt“, blicken die beiden zurück. Tatsächlich erreichten die beiden Läufer des „Teams TV Isny“gemeinsam und erfolgreich das Ziel: „Mehr humpelnd als rennend nach 57 Stunden, acht Minuten und fünf Sekunden.“Die Platzierung, als 24. Team der Seniorenklasse“sei völlig unwichtig gewesen, „das scheinbar Unmögliche dagegen geschafft zu haben, entscheidend“.
Ein kleiner Wermutstropfen während der Woche war, dass das „LiveTracking“auf der Internet-Seite des Veranstalters, mit dem daheimgebliebene Fans und Vereinsmitglieder vom TV Isny das Rennen von Hansjörg Hübner und Sven Zaminer verfolgen wollten, nicht korrekt funktionierte. Nicht alle Teams wurden nach den Etappen gelistet, in der Suchfunktion tauchte „Team TV Isny“nicht auf, Sven Zaminer fehlte gar gänzlich: „Der Tracker hat unsere Unterstützer zur Verzweiflung gebracht, da sie immer dachten, wir wären ausgefallen.“Seit dieser Woche ist amtlich: dem war nicht so.