Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Schuler stellt weitere Zukunftsweichen
Weingartener Unternehmen steigt 2022 aus der Verbundausbildung aus – Duales Studium wird fortgesetzt
WEINGARTEN - Die Schuler AG wird ihre vertraglichen Verpflichungen innerhalb der Verbundausbildung bei den gewerblich-technischen Berufen über das Jahr 2022 nicht fortsetzen. Das teilte das Unternehmen in einem Schreiben mit, das der „Schwäbischen Zeitung“vorliegt.
Gleichzeitig garantiert der Pressenhersteller, dass alle Azubis, die derzeit am Standort Weingarten in Ausbildung sind, diese auch abschließen können – egal in welchem Lehrjahr sie sind. Man habe damit die Verbundausbildung bis 2022 gesichert und frühere Beendigungsmöglichkeiten ausgeschlossen, wie SchulerPressesprecher Hans Obermeier erklärt.
Außerdem habe man damit „frühzeitig Planungssicherheit geschaffen, damit andere an der Verbundausbildung beteiligte Firmen mit unserer Unterstüzung auch über 2022 hinaus überlegen können, ob sie die Führung der Verbundausbildung übernehmen wollen. Schuler hat dies schließlich viele Jahre gemacht“, schreibt Obermeier. Nach 2022 will Schuler mit Fachwissen und Ausrüstung die Verbundpartner bei der Ausbildung unterstützen.
Derzeit sind 29 Azubis aus den Berufen Anlagenmechniker, Elektroniker für Betriebstechnik, Industriemechaniker, Mechatroniker, Werkzeugmacher und Zerspanungmechaniker bei Schuler in Weingarten in Ausbildung.
Veränderte Aufgaben
Hintergund der Entscheidung, die Verbundausbildung über das Jahr 2022 nicht fortzuführen, sind die „veränderten Aufgaben des Standorts“, wie es in einer Unternehmenserklärung heißt. Weingarten wandele sich zunehmend von einem Produktionszu einem Hightech-Engineering-Standort“, sagt Obermeier.
Weingartens Oberbürgermeister Markus Ewald, der von Schuler über diese Entscheidung informiert wurde, bedauert den Schritt, kann ihn aber inhaltlich nachvollziehen, wie es in einem offiziellen Statement heißt.
2015 hatte der Pressenhersteller die Produktion in Weingarten eingestellt. 231 Weingartener Schuler-Mitarbeiter waren davon betroffen und verloren ihren Job. Die Entscheidung sei hart für Weingarten gewesen, sagte der Vorstandsvorsitzende Stefan Klebert bei der Jahrespressekonferenz in Göppingen im vergangenen Jahr. Dennoch sie ist alternativlos gewesen. Von der Konsolidierungsmaßnahme waren auch andere Produktionsstandorte betroffen.
Trotzdem hat das Unternehmen immer wieder die Wichtigkeit des Standorts Weingarten betont. Vor allem der Bereich „Industry“, der im vergangenen Jahr 20 Prozent zum Jahresumsatz beitrug, ist stark in der Welfenstadt vertreten. „Industry“ist das Geschäft mit Stanz-, Umformund Schmiedetechnik für Industriekunden vornehmlich in der Automobilbranche.
Um die Bedeutung von Weingarten für das Unternehmen zu unterstreichen, verweist Schuler auf die aktuellen Investitionen in den Standort. Vier Millionen Euro fließen demnach in Gebäudeumbauten, und es entstehen laut Vorstand hochwertige Arbeitsplätze und eine offene, transparente Bürolandschaft. Man wolle attraktiv sein für junge qualifizierte Menschen.
Aktuell beschäftigt Schuler 602 Mitarbeiter in Weingarten und will künftig noch mehr einstellen, vor allem im Bereich Engineering. Damit einher geht auch die Verlängerung des dualen Studiums über 2022 hinaus, wie das Unternehmen jetzt bekannt gab. „Dieser Ausbildungsstrang“, heißt es in der Erklärung, „entspricht zunehmend anspruchsvoller werdenden Technologie- und Engineering-Aufgaben.“Derzeit sind 15 duale Studenten mit den Studienschwerpunkten Elektrotechnik, Industrie, Maschinenbau und Wirtschaftsingenieurwesen beschäftigt.
Man wolle attraktiv sein für junge qualifizierte Menschen.