Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Knapp 20 Kandidaten wollen Präsident sein
Auf den Nachfolger an der Hochschule Kempten warten große Baustellen
KEMPTEN - Wer auch immer im kommenden März die Nachfolge von Kemptens Hochschul-Präsident Professor Dr. Robert F. Schmidt (65) antritt – auf den Mann oder die Frau warten große Baustellen: zum einen eine ganz reale mit der Erweiterung des Campus auf dem ehemaligen Seitz-Gelände. Für dieses Projekt sind allein 66 Millionen Euro veranschlagt. Zum anderen strategische „Baustellen“wie die Internationalisierung der Hochschule, die Digitalisierung von Verwaltung und Lehrbetrieb oder das immer wichtiger werdende fächerübergreifende Studieren.
Nach 17 Jahren an der Spitze der Hochschule Kempten wird Schmidt im März 2019 in den Ruhestand treten. Für seine Nachfolge haben sich laut Hochschul-Kanzler Christian Herrmann „knapp 20 Kandidaten“beworben. Die Interessenten kommen aus der ganzen Bundesrepublik, einige auch aus dem eigenen Haus. Wer das ist, darf Herrmann, der als Wahlleiter fungiert, natürlich nicht sagen. Nur so viel: „Es sind in der Mehrzahl Männer.“
Das Bayerische Hochschulgesetz sieht vor, dass der Präsident einer solchen Wissenseinrichtung vom jeweiligen Hochschulrat gewählt wird. In Kempten besteht dieses Gremium aus 20 Personen – zehn davon sind externe Mitglieder aus der regionalen Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur, zehn sind gewählte Mitglieder des Hochschul-Senats, also Vertreter der Professoren, Mitarbeiter und Studenten. Die Wahl des Präsidenten erfolgt geheim. Gewählt ist, wer die einfache Mehrheit der Stimmen bekommt.
Zeitlich ist der Ablauf der WahlProzedur genau geregelt: Die Stelle war offiziell ausgeschrieben, die Bewerbungsfrist endete am 11. September. Aus den eingereichten Bewerbungen erstellen nun die Vorsitzende des Hochschulrates, Professorin Dr. med. Barbara Dockhorn-Dworniczak, und der Vorsitzende des Hochschulsenats, Professor Dr. Andreas Stiegelmeyr, eine Vorschlagsliste. Wer es auf diese Liste geschafft hat, darf sich am 20. November dem Hochschulrat persönlich vorstellen. Die Wahl erfolgt dann am 27. November. Der neue Präsident oder die neue Präsidentin wird am 15. März 2019 sein beziehungsweise ihr neues Amt antreten. Die Amtszeit beträgt fünf Jahre.
Präsident kann werden, wer einer Hochschule als Professor angehört oder eine abgeschlossene Hochschulausbildung besitzt und aufgrund einer mehrjährigen beruflichen Tätigkeit, insbesondere in Wissenschaft, Kunst, Wirtschaft, Verwaltung oder Rechtspflege erwarten lässt, dass er den Aufgaben des Amtes gewachsen ist.
Welche Eigenschaften sollte ein Hochschul-Präsident darüber hinaus besitzen? Auf diese Frage antwortet der noch amtierende Kemptener Hochschul-Chef: „Ganz wichtig ist die Moderations- und Koordinationsfähigkeit, um die unterschiedlichen Interessen der Fakultäten, der Forschungs- und Weiterbildungsbereiche unter einen Hut zu kriegen.“Das Allerwichtigste sei jedoch, Netzwerke zu knüpfen und zu pflegen, sowohl in Richtung Politik als auch in Richtung Wirtschaft. Schmidt hat darauf immer großen Wert gelegt. „Daran kann der oder die Neue sicher anknüpfen.“
Trotz aller Digitalisierung und auch unter neuer Führung ist sich Schmidt sicher: „Wir bleiben eine Präsenz-Hochschule und werden zu keiner Fernhochschule.“Denn die meisten Studenten – das wisse man aus Umfragen – würden die CampusAtmosphäre schätzen. Und auf diesem Campus steht der letzte Bauabschnitt an: Der Umbau des benachbarten ehemaligen Areals des SeitzAutohauses. Derzeit läuft die Planung. Fertiggestellt werden die neuen Seminarräume und Labors vermutlich erst, wenn auch die erste Amtszeit von Schmidts Nachfolger in gut fünf Jahren endet.