Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Lisa Croll hatte den Triathlon schon aufgegeben
Für die Friedrichshafenerin soll ihre erste WM-Teilnahme nicht die letzte gewesen sein
FRIEDRICHSHAFEN - Stillsitzen ist nicht die Sache der Triathletin Lisa Croll. Wenn die 31-Jährige nicht gerade auf dem Fahrrad sitzt, schwimmt oder läuft, stemmt sie Gewichte oder besteigt auch mal den Kilimandscharo. Die gebürtige Heidelbergerin geht auch einem normalen Job nach, sie ist bei der Betriebskrankenkasse der ZF & Partner für den Präventionsbereich zuständig und kümmert sich um die Gesundheitsangebote für die Mitarbeiter. In diesem Jahr war Croll schon bei der Ironman 70.3 Weltmeisterschaft in Südafrika und nennt als Ziel die WM-Teilnahme 2019 in Nizza. Allerdings wird ihr, wie den anderen 30 Aktiven des TSV Fischbach, die Verfolgung der Ziele erschwert – zumindest was das Schwimmtraining betrifft.
Frage der Finanzierbarkeit
Wobei Triathlon auch eine Frage der Finanzierbarkeit sei. „Ich habe vor Kurzem einen Bericht gelesen, der mich nachdenklich gemacht hat. Menschen mit einem geringeren Einkommen können diesen Sport überhaupt nicht ausüben. Das Startgeld für die Quali beträgt 250 Euro, bei der WM sind es 400. Will ich den Ironman auf Hawaii bestreiten, werden 1000 Euro fällig. Flug und Übernachtungen kommen noch hinzu. Pro Saison benötige ich zwei Paar Laufschuhe, mein Rad kostet 2500 Euro und das Trainingslager im Frühjahr muss auch noch drin sein.“Da erübrigen sich Fragen nach weiteren Hobbys, finanziell wie zeitlich gesehen. Da würde man der leidenschaftlichen Sportlerin beste Voraussetzungen für die Vorbereitung wünschen. Doch diese gibt es bis dato nicht.
„Ich freue mich, dass wir mit unseren kleineren und größeren Erfolgen als TSV Fischbach ,gesehen‘ werden, da wir aktuell keine optimalen Trainingsbedingungen haben“, sagt Croll, die anmerkt, dass den Vereinsmitgliedern im Hallenbad nur eine Bahn bereitsteht oder dem Verein im Fischbacher Freibad keine Bahn zur Verfügung gestellt wird. „Im See ist das Schwimmen sicher auch möglich, aber wie sollen sich da unsere Trainer Harald Sewcz und sein Sohn Mario Stein um so viele Leute kümmern?“, fragt die gebürtige Heidelbergerin. Wie viele TSVler hofft sie auf das neue Friedrichshafener Hallenbad, das Besserung verspricht. Und dass der Triathlon in Friedrichshafen wieder wahrgenommen wird, sei ein Wunsch vieler Vereinsmitglieder. Doch dafür müsste wieder ein Wettbewerb den Weg in die Stadt finden – was laut Mario Stein kompliziert ist. „Dazu gehört etwa die Genehmigung der Radstrecke und die Gewährleistung, dass Bus- und Fährverkehr nicht gestört werden.“
Lisa Croll kam vor sechs Jahren nach Friedrichshafen. Seit 2011 betreibt sie einen riesigen Zeitaufwand für den Triathlon. Zwei- bis dreimal die Woche geht es aufs Rad, am Wochenende rund vier Stunden. Schwimmtraining ist dienstags und donnerstags, viermal laufen und zweimal Krafttraining in dem Fitnessstudio, in dem Croll noch aushilft, kommen obendrauf. „Ich hatte den Triathlon vor zwei Jahren eigentlich schon aufgegeben, wegen ständiger Krankheiten wie Nasennebenhöhlenentzündung, Ohrenentzündungen und anderes mehr. Jetzt freue ich mich, dass der Wiedereinstieg dann doch ganz gut geklappt hat.“