Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Sieben Fremde
„Bad Times at The El Royale“– Düsterer Thriller mit Längen über ein ganz besonderes Hotel
Tarantino lässt grüßen: In seinem düsteren Thriller „Bad Times At The El Royale“lässt Autor und Regisseur Drew Goddard sieben Fremde aufeinander los, die alle ein dunkles Geheimnis haben.
Direkt auf der Grenze zwischen Nevada und Kalifornien liegt das Cal Neva Resort, das einst sogar Frank Sinatra gehörte. Das Besondere an dem Hotel: Man kann sich aussuchen, ob man in Nevada oder in Kalifornien übernachten möchte. Goddard, Regisseur von „The Cabin In The Woods“, war von der Architektur dieses Etablissements derart beeindruckt, dass er nun einen Thriller inszeniert hat, in dem das Hotel die Hauptrolle spielt. Außerdem konnte er zahlreiche Stars gewinnen, darunter Jeff Bridges, Chris Hemsworth und Dakota Johnson.
Wir befinden uns kurz vor Ende der 60er-Jahre. In einer verregneten Nacht kommen sieben Fremde (Jon Hamm, Dakota Johnson, Jeff Bridges, Cynthia Erivo, Lewis Pullman, Cailee Spaeny und Chris Hemsworth) zusammen. Sie alle tragen ein dunkles Geheimnis mit sich herum. Das heruntergekommene Hotel hat eine mindestens genauso düstere Vergangenheit. Im Laufe einer einzigen verhängnisvollen Nacht bekommt jeder eine letzte Chance auf Erlösung.
Drew Goddard hat große Ambitionen: Sein eleganter Thriller breitet einerseits ein mysteriöses Szenario aus, präsentiert außerdem ein Potpourri der damaligen US-Politik – inklusive Vietnamkrieg, WatergateAffäre und Manson-Morde. Doch leider bleibt das Projekt in gut gemeinten Ansätzen stecken. Obwohl er in seiner Horrorsatire „The Cabin In The Woods“bereits bewiesen hat, dass ihm das Jonglieren mit verschiedenen Perspektiven, Ebenen und Tonfällen liegt, scheint er hier überfordert von dem Potenzial, das sein Stoff birgt. Der Polit-Rundumschlag bleibt in den Ansätzen stecken, und allem anderen fehlt einfach der Schwung, den beispielsweise ein mit ähnlichen Mitteln arbeitender Quentin Tarantino aufbringt.
Mit dafür verantwortlich ist die Form: Aufgeteilt in verschiedene Kapitel, die Goddard der Reihe nach auserzählt, finden die einzelnen Handlungsstränge erst sehr spät zusammen. Zuvor müssen die Hauptfiguren ihr jeweiliges Kapitel zumeist allein bestreiten – und das ist abhängig davon, wie gut die einzelnen Charaktere geschrieben sind, die anschließend von Schauspielern unterschiedlicher Qualität verkörpert werden. Chris Hemsworth und Lewis Pullman bilden in ihren einfältigen Rollen das Schlusslicht; die eigentlich fähige Dakota Johnson erhält zu wenig Zeit zur freien Entfaltung. Das Highlight in jeder Hinsicht bildet „Mad Man“-Star Jon Hamm. Und ausgerechnet er muss als erstes dran glauben. (dpa)
Bad Times at The El Royale. Regie: Drew Goddard . Mit Jeff Bridges, Jon Hamm, Chris Hemsworth, Dakota Johnson. USA 2018. 141 Minuten. FSK ab 12.