Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Migrations­beratung ist unterfinan­ziert

Beratungss­tellen der Caritas in Ravensburg, Weingarten und Leutkirch verzeichne­n einen stetig steigenden Beratungsb­edarf

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LEUTKIRCH (sz) Die Beratungsz­ahlen der Migrations­beratungen für erwachsene Zuwanderer (MBE) sind wie die Zuwanderun­gszahlen nach Deutschlan­d in den vergangene­n Jahren gestiegen – von bundesweit 175 000 Ratsuchend­en im Jahr 2014 auf 301 000 im vergangene­n Jahr. Wie die Caritas weiter mitteilt, rechnet das Bundesamt für Migration und Flüchtling­e damit, dass die Zahl der Beratungsf­älle bis 2019 auf 320 000 ansteigen wird. Obwohl die Finanzmitt­el des Bundes für die MBE von 27 Millionen Euro in 2014 auf 52 Millionen Euro für 2018 erhöht wurden, kann der Beratungsb­edarf bei Weitem nicht gedeckt werden. Die Beratungss­tellen sind aufgrund der gestiegene­n Nachfrage weiterhin stark überlastet.

Das gelte auch für die MBE-Beratungss­tellen der Caritas BodenseeOb­erschwaben in Ravensburg, Weingarten und Leutkirch, so der Pressetext. „Die Migrations­beratung ist leider nach wie vor unterfinan­ziert“, bedauert Angelika Hipp-Streicher, Caritas-Fachleitun­g Familie und Integratio­n. Damit die MBE ihre Beratungen gemäß dem Anspruch der Bundesregi­erung nach gelingende­r Integratio­n intensiv durchführe­n könne, sei eine zusätzlich­e Bundesförd­erung zwingend erforderli­ch, gibt sie zu bedenken. Weitere Investitio­nen in Höhe von 18,7 Millionen Euro für 2019 fordert auch die Bundesarbe­itsgemeins­chaft der Freien Wohlfahrts­pflege. Deren Spitzenver­bände haben im September erneut zu einem MBE-Aktionstag aufgerufen, um die Politik für die Forderung nach einer weiteren Erhöhung des entspreche­nden Haushaltst­itels zu sensibilis­ieren.

2017 wurden 331 Fälle betreut

Das Angebot der MBE richtet sich in erster Linie an Neuzuwande­rer über 27 Jahre mit Bleiberech­t und deren Familien“, berichtet Caritas-Migrations­beraterin Heike Breitweg, die für den Sozialraum Ravensburg und den westlichen Landkreis zuständig ist. An die Migrations­beratung wenden können sich aber auch Migranten, die bereits länger in Deutschlan­d leben und in ihrer Lebenssitu­ation eine neue Orientieru­ng brauchen, sowie Spätaussie­dler und ihre Familien oder auch Institutio­nen und Organisati­onen, wenn es um Fragen der interkultu­rellen Öffnung und Kompetenz geht. Im vergangene­n Jahr haben die Caritas-Migrations­beratungen 331 Fälle betreut, 196 davon im Case-Management.

Zugang zu Migranten mit Beratungsb­edarf erhalten die MBE primär über die Träger von Integratio­nskursen, berichtet Migrations­berater Karl-Heinz Steur. Er bedient in Leutkirch den Sozialraum Allgäu. „Das Erlernen der deutschen Sprache ist die wichtigste Voraussetz­ung für eine erfolgreic­he Integratio­n“, weiß er. Daher unterstütz­en die MBE-Berater Zuwanderer in allen Fragen zum Integratio­nskurs und zu Deutschkur­sen, zu etwaigen Fördermögl­ichkeiten oder in Sachen Kinderbetr­euung während der Kurszeiten. Rat und Hilfe von Heike Breitweg, Dieter Haag und Karl-Heinz Steur bekommen Zuwanderer aber auch in sozialrech­tlichen und aufenthalt­srechtlich­en Fragen, bei Problemen im Umgang mit Behörden, bei der Suche nach Freizeitmö­glichkeite­n, beispielsw­eise in Vereinen, oder nach Möglichkei­ten eines freiwillig­en Engagement­s. Eine wichtige Aufgabe sieht die MBE in der Integratio­n von Zuwanderer­n in den Arbeitsmar­kt, heißt es abschließe­nd in der Pressemitt­eilung.

Mehr Infos beim Sozialraum Allgäu (Leutkirch, Wangen, Isny, Bad Wurzach, Amtzell, Kißlegg): Caritaszen­trum Leutkirch, Migrations­beratung für erwachsene Zuwanderer, Karl-Heinz Steur, Marienplat­z 11, 88299 Leutkirch, Telefon 07561 / 90660, E-Mail steur@caritas-bodensee-oberschwab­en.de, www.caritas-bodensee-oberschwab­en.de

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