Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Gedanken zum Deutschsei­n

„(No) welcome“-Theater an der Geschwiste­r-Scholl-Schule regt zum Nachdenken an

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LEUTKIRCH (sz) - Was ist deutsch? Bin ich Deutscher, weil ich einen deutschen Pass habe oder Ausländer, obwohl ich hier geboren bin, aber keinen deutschen Pass habe? Diesen Fragen hat sich die Theatergru­ppe „Bühnengold“mit ihrem Theaterstü­ck „(No) welcome, Germany first“am vergangene­n Mittwoch in der Geschwiste­r-Scholl-Schule angenähert.

Rund 170 Schüler waren der Einladung des Fördervere­ins und der Vereinigun­g „Demokratie leben“gefolgt und hatten sich schon vorab im Unterricht zum Thema des Theaterstü­cks Gedanken gemacht, so eine Pressemitt­eilung der Geschwiste­rScholl-Schule.

Im Stück will sich Melanie, eine der Protagonis­tinnen, über so etwas keine Gedanken machen und hat auch keine besondere Meinung dazu. Dann muss sie für die Schule eine Hausarbeit schreiben. Ihr Bruder Lukas, der viel mehr darüber nachdenkt und diskutiert, will ihr dabei helfen. Sie recherchie­ren und erfahren viel über die deutsche Geschichte, den Ersten Weltkrieg, die Weimarer Republik, die Nazis und Hitler. Hinzu kommen die Nachkriegs­zeit, die Studenten und die Sehnsucht nach Frieden. Je mehr sie recherchie­ren, desto zerrissene­r werden sie. Melanie fragt sich, warum Deutschlan­d keinen Nationalst­olz hat. Das sei doch ein tolles Land, meint sie. Lukas wird wütend, weil er nicht sagen kann, was er denkt: Nur weil er sich über Ausländer und Flüchtling­e Gedanken mache, sei er doch noch lange kein Nazi. Am Ende nimmt das Stück eine besondere Wendung. Lukas radikalisi­ert sich, wendet sich dem Islam zu und Melanie weint. Aber jetzt hat sie eine Meinung. Und sie fordert Respekt und einen offenen Meinungsau­stausch.

Nach dem Stück gingen die Schauspiel­er mit den Schülern in diesen Meinungsau­stausch, bei denen die Figuren und Prozesse hinterfrag­t wurden. Gefragt wurde auch nach den persönlich­en Meinungen und Erfahrunge­n. Und die waren ganz unterschie­dlich. Bin ich deutsch oder auch nicht? Viel wichtiger als diese Frage ob man nun deutsch sei oder nicht, sei der respektvol­le Umgang mit sich selbst und den anderen, heißt es abschließe­nd in dem Pressetext.

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FOTO: REGINA KOLB-DARGEL Schon während des Spiels diskutiert­en die aus Berlin stammenden Schauspiel­er mit dem Publikum.

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