Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Jeder Handgriff sitzt
Hochzeitssuppe, frische Salate, Tortenparade: Die Landfrauen aus dem Kreis bewirten seit Jahrzehnten die Messegäste
RAVENSBURG – Wenn schwäbischer Kartoffelsalat der Maßstab ist, dann ist die Oberschwabenschau eine wichtige Adresse. Halle 9, um genau zu sein. Dort gibt es einen Kartoffelsalat, der seinesgleichen sucht. Was die Landfrauen servieren, schmeckt wie bei Mama oder Oma. Obwohl sie für die Messegäste riesige Mengen machen: Täglich in der Morgendämmerung werden etwa 100 Kilo Kartoffeln verarbeitet. Auch dieses Jahr gehen tausende Salatteller über die Landfrauen-Theke – mit Karotten- und Krautsalat, grünem und Gurkensalat, alles frisch. Salat mit Maultaschen gibt es täglich. Plus einen Salat mit täglich anderer Fleischbeilage: Krusten- oder Kasslerbraten, Fleischküchle oder Leberkäs. Die Landfrauen bereiten morgens alles vor für die Dinnete, die den ganzen Tag frisch gebacken wird. Und natürlich die berühmte Hochzeitssuppe mit Flädle, Brätknödeln, Backerbsen. Um 9 Uhr müssen Salate und Suppe fertig sein, gleich nach Messeöffnung wollen die ersten Gäste etwas Warmes. Gisela Eisele, die Kreisvorsitzende des Landfrauenverbands, kennt den Grund: Landwirte stehen sehr früh auf, gehen in den Stall, duschen und fahren zur Messe. Um 9 ist allemal Zeit fürs zweite Frühstück.
Mehrere hundert Sitzplätze sind es, nur selten sind Tische frei. Ähnlich selten können die Helferinnen zwischen 7 und 19 Uhr durchatmen. Dass am Stand der Landfrauen alles klappt wie am Schnürchen, dafür ist Gisela Eisele dieses Jahr erstmals fast allein verantwortlich. Seit 2016 ist sie Kreisvorsitzende. Unterstützung hat sie von Vorgängerin und Stellvertreterin Waltraud Allgäuer und dem gesamten Kreisvorstand. Gisela Eisele kümmert sich um Aufund Abbau, ums tägliche Putzen und den Einkauf. Dass die große Spülmaschine und der Backofen laufen, dass Putzlappen und Reinigungsmittel da sind, alle Gewürze und alle Messer, Wannen und Töpfe, all das ist Gisela Eisele ihr Job. Was sie nicht machen muss: den Dienstplan. Jeden Tag sind es zwei oder drei Ortsvereine der Landfrauen, die Stand und Küche betreiben, jeweils 25 bis 30 zupackende Frauen. Welcher Ortsverein wann und mit wem dran ist, ändert sich nie. Genauso wenig wie der Ehrgeiz, mit dem die Frauen ihre Kuchen und Torten vorbereiten: nur vom Feinsten, aufwändig und liebevoll, jeder Tag ein kleiner Wettbewerb. Ganz professionell: Die Zutaten und Allergene sind für jeden Kuchen aufgelistet. Nach neun Tagen und vielen tausend Essen wird sie wieder abgebaut, die Profi-Küche der Landfrauen. Dann schlummern all die Suppenschüsselchen und Schälmesser, Kaffeemaschinen und Backofen für 350 Tage. Bis zur Oberschwabenschau 2019 und ihren hungrigen Gästen.