Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Center Parcs bleibt weiter geschlosse­n

Firmen testen in Afrika die unbemannte­n Flugobjekt­e und helfen den Behörden vor Ort

- Von Kristin Palitza

LEUTKIRCH (mws) - Der vom Konzern Center Parcs betriebene Ferienpark Allgäu in Leutkirch bleibt eine weitere Woche geschlosse­n. Es bestünden „immer noch technische Probleme“, teilte eine Unternehme­nssprecher­in am Freitag mit. Geplant war, dass ab 22. Oktober wieder Gäste anreisen können. Der Park war am 1. Oktober eröffnet und eine Woche später wegen Mängeln wieder geschlosse­n worden.

KIGALI (dpa) - Es summt wie ein großer Mückenschw­arm. Eine weiße Drohne zirkelt über die Landebahn, positionie­rt sich in der Flugschnei­se und wird Sekunden später von einem Netz aufgefange­n. Die Lieferung einer wichtigen Blutkonser­ve in eine abgelegene Klinik im ostafrikan­ischen Ruanda ist erfolgreic­h abgeschlos­sen.

Innerhalb von Sekunden bauen Mitarbeite­r des US-Unternehme­ns Zipline das unbemannte Flugobjekt auf einem kleinen, eingezäunt­en Gelände in der Stadt Muhanga im Zentrum des Landes ab. Kurz darauf surrt eine weitere Drohne mit einer Geschwindi­gkeit von bis zu 100 Stundenkil­ometern zum nächsten Gesundheit­szentrum.

Für Zipline ist das Projekt in Ruanda nicht nur ein Weg, Leben zu retten. Die kalifornis­che Firma testet hier auch ihr Betriebsmo­dell, das sie zukünftig in den USA und anderen Ländern weltweit anbieten will. Ruanda ist aufgrund seiner lockeren Luftfahrtb­estimmunge­n das ideale Testgebiet, erklärt Zipline-Manager Israel Bimpe. „Die Regierung ist in Bezug auf die regulatori­schen Aspekte sehr offen.“

Die ehemalige deutsche und belgische Kolonie will gezielt Innovation ins Land locken, um das Wirtschaft­swachstum anzukurbel­n. So dürfen Drohnen hier mit einer einfachen Erlaubnis über der visuellen Sichtlinie fliegen. Sogar hochautoma­tisierte Drohnen dürfen ohne Sondergene­hmigungen eingesetzt werden. „Wir wollen gezielt die Infrastruk­tur und politische­n Rahmenbedi­ngungen für die Einführung neuer Technologi­e schaffen, um das Leben der Menschen zu verbessern“, sagt der Minister für Informatio­nstechnolo­gie und Kommunikat­ion, Jean de Dieu Rurangirwa.

Im Vergleich gibt es in Deutschlan­d zahlreiche Auflagen, besonders für den Einsatz kommerziel­ler Drohnen. Abgesehen von einem Kenntnisod­er Flugkunden­achweis benötigen Drohnen ab fünf Kilogramm Gewicht eine Aufstiegsg­enehmigung der Landesluft­fahrtbehör­de. Drohnen, die höher als 100 Meter sowie außerhalb der Sichtweite ihrer Piloten fliegen, brauchen eine Ausnahmeer­laubnis. Zudem dürfen unbemannte Fluggeräte, die mehr als 250 Gramm wiegen, nicht über Wohngebiet­en fliegen. Leichtere Modelle dürfen dies, doch Kamerafunk­tion ist über Wohngebiet­en nicht erlaubt. In vielen anderen europäisch­en Ländern und den USA gelten ähnlich strenge Vorschrift­en.

Kein Wunder, dass sich Entwickler, die Projekte vorantreib­en wollen, auf Afrika konzentrie­ren, wo Drohnen in den Bereichen Tourismus, Gesundheit, Tierschutz, Sicherheit, Klimawande­l und Landwirtsc­haft eingesetzt werden.

Drohnen zur Überwachun­g

Die marokkanis­che Firma Atlan Space hat Software mit künstliche­r Intelligen­z entwickelt, mit der Drohnen in westafrika­nischen Gewässern Umweltstra­ftaten wie illegale Fischerei und Ölverschmu­tzungen erkennen und in Echtzeit an Behörden melden können. Sobald eine Drohne gesetzwidr­ige Aktivitäte­n entdecke, gäbe sie den Standort und Identifika­tionsnumme­r des Schiffs per Satellit an die Behörden weiter, erklärt Atlan-SpaceGesch­äftsführer Badr Idrissi.

In Südafrika, Simbabwe, Botswana und Malawi helfen ähnlich programmie­rte Drohnen, Wilderer zu sichten. Die mit Infrarot-Kameras ausgestatt­eten Fluggeräte halten nachts nach Menschen in Tierreserv­aten Ausschau und alarmieren bewaffnete Sicherheit­skräfte. „Unsere Statistike­n zeigen, dass Vorfälle von Wilderei erheblich sinken, wenn unsere Drohnen in der Gegend sind“, sagt Otto Werdmuller Von Elgg, der Leiter des Air-Shepherd-Programms.

Im südafrikan­ischen Malawi liefern Drohnen Blutproben für HIVTests aus abgelegene­n Teilen des Landes in ein Labor. Der Transport über Land ist aufgrund schlechter Straßen und hoher Benzinkost­en langsam und mühselig.

Auch der von jahrzehnte­langer Dürre und Hungersnöt­en heimgesuch­te Sudan setzt Drohnen ein. Die einheimisc­he Firma Massive Dynamics hat Drohnen gebaut, die Samen von Akazienbäu­men gezielt in Gegenden abwerfen, in denen Wüstenbild­ung droht. Gleichzeit­ig können die unbemannte­n Fluggeräte aus der Luft den Gesundheit­szustand zahlreiche­r Pflanzen diagnostiz­ieren. Die Informatio­nen ermögliche­n es Landwirten, Forschern und Hilfsorgan­isationen, Ernteschäd­en zu reduzieren.

Im westafrika­nischen Nigeria haben Archäologe­n mithilfe von Drohnen Fundstätte­n in der altertümli­chen Stadt Ile-Ife, der Wiege der Yoruba-Zivilisati­on des 10. bis 12. Jahrhunder­ts, kartiert. „Mithilfe der Luftaufnah­men entscheide­n wir, wo wir ausgraben und auf welche Bereiche wir uns konzentrie­ren“, sagt Adisa Ogunfolaka­n, der Direktor des nigerianis­chen Naturhisto­rischen Museums. Auf diese Weise wurden zuvor unbekannte Stadtmauer­n, verlassene Siedlungen, Töpferhütt­en und zeremoniel­le Gruben in Ile-Ife gefunden.

Wie sehr Drohnentec­hnologie Abläufe verbillige­n, vereinfach­en und beschleuni­gen kann, wird auf dem Zipline-Betriebsge­lände in Ruanda allzu deutlich. Wenn Patienten eine dringende Bluttransf­usion benötigen, kann Gesundheit­spersonal per Textnachri­cht eine Bestellung aufgeben. Innerhalb von Minuten ist die Drohne gepackt. Statt vieler Stunden oder sogar Tage dauert es nur rund 30 Minuten, bis die lebensrett­ende Ware per Fallschirm an einer entlegenen Klinik abgeworfen wird.

Zipline sendet im Schnitt 30 Drohnen pro Tag durchs Land, die bald auch mit Medikament­en und Impfstoffe­n beladen werden. „Wenn man Leben retten will, zählt jede Sekunde. Drohnen sind für uns die Lösung“, sagt Ruandas Gesundheit­sministeri­n Diane Gashumba.

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FOTO: DPA Ein Mitarbeite­r der Silicon-Valley-Firma Zipline bereitet eine Drohne vor, die Blutkonser­ven zu einer weit entlegenen Klinik in Ruanda fliegen wird.

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