Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
„EEG führt zu Wettbewerbsverzerrungen“
Brauereichef Härle kritisiert die Umlage-Praxis beim Erneuerbare-Energien-Gesetz
LEUTKIRCH - Die Umlage aus dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) erfährt eine leichte Reduzierung. Nach wie vor wird sie aber gerade von der Wirtschaft als Preistreiber angesehen. Vor allem mittelständische Betriebe klagen - zumal Großunternehmen für sich immer wieder einen Nachlass bei der Umlage heraushandeln konnten. Beim EEG sei längst nicht mehr alles durchdacht, sagt dann auch Gottfried Härle, Brauereichef und Vorstandsmitglied des grünen Unternehmerverbands Unternehmens-Grün. Er engagiert sich in seinem Betrieb seit vielen Jahren für den Einsatz regenerativer Energien. Mit ihm sprach unser Redakteur Uwe Jauß.
Inwiefern ist Ihre Brauerei vom EEG betroffen?
Wir sind in mehrfacher Hinsicht davon betroffen. Rund 80 Prozent der benötigten Energie kaufen wir als Ökostrom zu. Dafür gilt die EEGUmlage in vollem Umfang. Jährlich kostet uns dies rund 35 000 Euro zusätzlich. 20 Prozent unseren Stroms erzeugen wir selber über Sonnenkollektoren. Für diesen Eigenstrom gilt die Umlage ebenso, wenn auch ein weitaus ermässigter Satz. Dies kostet uns jährlich weitere 1400 Euro.
Für selbst erzeugten regenerativen Strom eine staatliche Umlage zahlen? Das ist doch nicht ganz logisch, oder?
Nein, eigentlich nicht. Aber so ist ge- genwärtig die gesetzliche Regelung. Am Anfang des EEG war dies noch anders gewesen. Da war Eigenstrom von der Umlage befreit. Als aber immer mehr Betriebe auf Eigenstrom gesetzt hatten, ging die Politik dazu über, ihn auch mit der Umlage zu belegen. Bei regenerativem Strom ist dies aus meiner Sicht nicht gerechtfertigt.
Wie belastend ist die Umlage für die Härle-Brauerei?
Klar ist die EEG-Umlage höher als der Basisstrompreis. Vergleichbare Betriebe sind aber ebenso belastet. Für uns ergibt sich daraus kein Wettbewerbsnachteil. Natürlich versuchen wir aber, den Stromverbrauch möglichst niedrig zu halten. So sind etwa Luftkompressoren Energiefresser. Hier kann man in neue, sparsamere Technik investieren. Hocheffizienzpumpen sind schließlich auch sparsamer als alte Pumpen. Was die Beleuchtung angeht, haben wir bereits vor drei Jahren auf LED umgestellt.
In welchen Bereich fließt bei Ihnen die meiste Energie?
50 Prozent des Stroms gehen in die Kälteerzeugung. Wobei die Energiekosten bei uns nur einer von vielen Kostenfaktoren sind. Andere sind eben Personal- oder Rohstoffkosten.
Nun ist es so, dass bei der EEG-Umlage diverse Unternehmen weniger als andere zahlen müssen. Die gilt beispielsweise für Betriebe mit einem hohen Energiebedarf, die gleichzeitig im internationalen Wettbewerb stehen. Wie schätzen Sie diesen Umstand ein?
Ein Reduzieren der Umlage ist beispielsweise bei Alu-Herstellern in Ordnung. Die brauchen für ihr Gewerbe viel Strom und konkurrieren global. Ich sehe aber woanders ein zentrales Problem. Über die Jahre hinweg sind immer mehr Ausnahmen gemacht worden. Speziell große Unternehmen konnten die Umlage reduzieren oder sogar eine Befreiung durchsetzen. Ein Beispiel sind ganz große Limonaden-Hersteller. Auch sie zahlen weniger. Das EEG führt zu Wettbewerbsverzerrungen, wenn kleinere Betriebe weiterhin den vollen Satz zahlen müssen. Zudem führen die Nachlässe für Großunternehmen dazu, dass alle anderen - auch die normalen Stromkunden - mehr zahlen müssen. Eine EEG-Umlage ohne Ausnahmen würde um 20 Prozent geringer ausfallen.
Die EEG-Umlage dient ja der Ökostromförderung. Dabei sind die verschiedenen Formen zur Erzeugung regenerativer Energie regional unterschiedlich verbreitet. Könnte dies ein weiterer Diskussionspunkt im Zusammenhang mit der Umlage sein?
Natürlich. Ich habe an der EEG-Umlage schon immer kritisiert, dass sie nicht regional gestaffelt ist. Schließlich gibt es im Norden mehr Windenergie. Dafür haben wir im Süden mehr Solarstrom. Beim Bewerten der Windenergie bedeutet dies, dass die Anlagen im Norden mehr Betriebsstunden als die Windräder im Süden haben. Sie produzieren also billiger. Beim Solarstrom ist es regional betrachtet umgekehrt. Hier sind die Anlagen im Süden aufgrund der größeren Sonneneinstrahlung im Vorteil. Um den Bau neuer Leitungstrassen zu begrenzen, wäre es also sinnvoll, im Norden mehr Solarstrom zu erzeugen und im Süden mehr Windkraftanlagen zu bauen – und dies über die EEG-Umlage zu steuern.