Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Doku: Wildes Herz
Zum einen ist Kontroverse natürlich gut für das Geschäft. In einer Szene der Dokumentation „Wildes Herz“tauchen Feine Sahne Fischfilet beim Verfassungsschutz auf, um sich für die Beobachtung als „linksradikale Band“zu bedanken – das sei die beste Werbung gewesen. Andererseits droht die Kontroverse manchmal das eigentliche Anliegen zu überdecken: Bei dem #wirsindmehr-Konzert in Chemnitz schossen sich einige Medien und Politiker auf die Beteiligung der Band ein, ohne von dieser tiefere Kenntnisse zu haben. Vor diesem Hintergrund kommt die Doku von Charly Hübner genau zum richtigen Zeitpunkt: Danach wird man Band-Frontmann Monchi nicht zwangsläufig mehr mögen, ihn aber besser verstehen. Der Film hat zwar erkennbare Sympathien für das Engagement der Band gegen rechts, stellt aber auch die problematischen Seiten klar heraus, darunter Monchis eher halbherzige Distanzierung von seiner Hooligan-Vergangenheit. Gezeigt wird ein Mann voller Widersprüche, aber auch voller Leidenschaft, der vermutlich mehr Mist gebaut hat als viele andere in Mecklenburg-Vorpommern – aber auch bei aller Staatsferne überdurchschnittlich Bürgersinn beweist.
Die heimlichen Stars der absolut sehenswerten Doku sind schließlich Monchis protestantisch-bürgerliche Eltern, die unerschütterlich zu ihrem Sohn halten. Als Extras gibt es entfallene Szenen und Interviews. (rot)
FSK: 12 Jahre
Preis: DVD: 13 Euro; Blu-Ray: 20 Euro
Bewertung: