Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
„Absolut richtig reagiert“
Nach spektakulärer Kalium-Vernichtung in Memmingen lobt die Polizei Lehrer des Strigel-Gymnasiums
MEMMINGEN - Die 100 Gramm Kalium in der ehemaligen Chemiesammlung des Bernhard-Strigel-Gymnasiums hatten nicht mehr die typisch weiße Farbe, sondern eine auffällige Kruste gebildet. Ein Alarmsignal für den Chemielehrer, der am Freitagvormittag gerade dabei war, den speziellen, abgesperrten Kellerteil wegen der Schulsanierung leer zu räumen. Er verständigte sofort die Polizei und schickte ein Foto der oxidierten Chemikalie mit. Danach folgte ein Großeinsatz für Polizei, Feuerwehr, das Technische Hilfswerk und den Rettungsdienst.
Spezialeinsatzkräfte des Landeskriminalamts in München übernahmen die Analyse und das weitere Vorgehen. „Der Lehrer hat absolut richtig reagiert“, sagte Polizeisprecher Christian Eckel. Für Schüler und Lehrer habe zu keinem Zeitpunkt Gefahr bestanden, betonte Schulleiter Thomas Wolf. Der Unterricht finde schon seit längerer Zeit wegen der Schulsanierung in einem Anbau statt. Die angrenzende Sporthalle durfte am Freitag bis abends nicht mehr benutzt werden, sagte Wolf.
Die Menschen in der direkten Nachbarschaft wurden aufgefordert, in ihre Häuser zu gehen. Besucher des Hallenbads Memmingen durften wegen des „Gefahrstofftransports“das Gebäude nicht verlassen. Für den Abtransport der Chemikalie wurden aus Sicherheitsgründen Abschnitte des Adenauerrings, der Donaustraße und der Dr.-Karl-Lenz-Straße sowie der Europastraße gesperrt. Sogar auf der A 96 wurde eine Sperre eingerichtet, weil das Feuerwehrauto mit dem oxidierten Kalium über eine Autobahnbrücke fuhr. In einer Kiesgrube nahe Heimertingen wurde die Chemikalie schließlich kontrolliert gesprengt.
Chemikalie für Schulungszwecke
Kalium wird für Experimente im Chemieunterricht verwendet. Für die richtige Lagerung ist der jeweilige Chemiefachbetreuer zuständig. Am Strigel-Gymnasium wurde das Kalium ordnungsgemäß in einem verschlossenen Glasbehälter in der ehemaligen Chemiesammlung aufbewahrt. „Das ist kein außergewöhnlicher Stoff“, sagte Schulleiter Wolf.
Problematisch werde es erst, wenn die Chemikalie nicht mehr unter der Schutzflüssigkeit Petroleum lagert, sagte Polizeisprecher Christian Eckel. Reagiert Kalium mit Sauerstoff, kann es bei starkem Druck oder Hitze explodieren. Nach Angaben der Polizei war die Chemikalie im Strigel nur noch „teilweise mit Petroleum bedeckt“. Kalium kann laut Lehrbuch aber auch bei langer Lagerung reagieren. „Da das Kalium mehrere Jahre in unserem Keller war, konnte es nicht wie sonst üblich von einer Spezialfirma entsorgt werden“, sagte Wolf und unterstrich: „Solange die Chemikalie unberührt im Schrank stand, konnte nichts passieren.“Heikler sei da der Transport selbst gewesen. Der Knall bei der Vernichtung der Chemikalie ist nach Wolfs Aussage wegen des Sprengstoffs und nicht wegen des Kaliums so laut gewesen.
Die Polizei sieht bislang keinen strafrechtlichen Verstoß, sagte Christian Eckel.