Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Prima Musik, durchwachsener Zuspruch
Kieran-Halpin-Trio überzeugt im Bocksaal auch mit gescheiten Texten
LEUTKIRCH - Was wäre das Leben – vor allem das künstlerische – ohne Selbstironie und Augenzwinkern? Eine öde Angelegenheit! Da der Veranstalter Larifari für alles andere denn Ödnis bekannt ist, leitete Boss Ralf Manthei den Auftritt mit einem „Schönen guten Abend im ausverkauften Olympiastadion!“ein. Es war natürlich nicht das Olympiastadion in Fröttmaning, sondern der Bocksaal auf dem Gänsbühl beim Konzert am Freitagabend und ausverkauft war dieses beileibe auch nicht, was die leidgewohnten Organisatoren aber nur in erträglichen Maßen erschütterte.
Die Musiker – Kieran Halpin und seine zwei exzellenten Mitstreiter Manfred Leuchter und Yogi Jockusch – sind zu gut, um sich von einer schütteren Publikumskulisse aus dem Konzept und der Stimmung bringen zu lassen, was sie gleich zu Beginn mit dem eher elegischen „Angel of Paradise“unterstrichen: „Every night I drink with the devil/ one day I sleep with an angel of paradise.“Ein optimistisches Liebeslied („Doll“) hellte die Stimmung auf und eine Parabel über den Verlauf unseres Lebens passte im Lied über einen alten Hund prima in die Stimmung: „Im alten Hund ist immer noch Licht und immer noch Leben.“
Dass und wie das Licht im zumeist angegrauten Publikum immer noch und dazuhin heftig leuchtet, demonstrierte ein temperamentvoll mitgehendes Paar, das gar heftig applaudierte und sich sichtlich und engagiert zugetan war. Oh ja, an diesem Abend war viel Licht und auch viel Leben, vor allem als Kieran Halpin kurz vor der Pause mit einer Stimmlage zwischen Paolo Conte und Adriano Celentano in „Trouble in Paradise“Sorgen und Nöte mit einem pubertierenden Teenager beschrieb.
Halpin, Weltenbummler zwischen England und dem Kontinent mit längeren Verweildauern auch in Deutschland, zupfte zarte Klänge auf seiner Gitarre und schreckte auch vor abgedroschenen Phrasen („Es ist ohne Dich nicht das Gleiche“) ebenso wenig zurück wie vor der x-ten Hymne auf das gar so oft besungene Dublin. Es war nicht jene stimmungsstrotzende, whisky-geschwängerte und blutvolle irische Folk-Musik, die man von Kneipenbesuchen auf der grünen Insel her kennt, es waren leisere, intelligentere und eingängige Songs („Glory Days“). Temperamentvoll dennoch und auch ein bisschen zartbitter („I dont’ want to die alone“) wie bei „Simple life“, das Harpin mit dem altersweisen Spruch garnierte: „Wenn jemand weiß, wie einfaches Leben funktioniert, würde ich gerne mit ihm reden.“
Wie einfaches Leben funktioniert, das weiß wohl keiner. Dafür weiß Harpins Mitstreiter Manfred Leuchter, wie brillantes Akkordeonspiel geht, was er demonstrierte, als er kurz vor dem Konzertfinale zu einem anbetungswürdigen Solo anhob, das – ohne Harpins Leistung oder das Spiel von Yogi Jockusch (Percussion) abwerten zu wollen – dem Abend das absolute Glanzlicht aufsetzte. Kieran Halpin goutierte den rauschenden Beifall sichtlich und entließ sein Publikum mit einem typisch angelsächsischen Gag in den kalten Abend: „Wenn sie meine Songs mögen – ich bin Kieran Halpin. Wenn sie sich nicht mögen – ich bin Chris de Burgh.“
Der Rezensent würde auf jeden Fall Kieran Halpin den Vorzug geben.