Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Klage gegen KiK wegen Fabrikbrand
BERLIN (hk) - Einen Prozess wie diesen gab es in Deutschland noch nicht. Der Textil-Discounter KiK wird beschuldigt, weil er sich nicht ausreichend um die Zustände in seiner Zulieferfabrik in Pakistan gekümmert habe. 2012 brannte dort die Bekleidungsfirma Ali Enterprises ab – 259 Arbeiterinnen und Arbeiter starben, viele weitere wurden verletzt. Vier der Opfer und Angehörigen, darunter Saeeda Khatoon, die bei dem Brand ihren Sohn Aijaz Ahmed verloren hat, wollen von KiK nun Schmerzensgeld erklagen.
Für diesen Donnerstag hat das zuständige Landgericht Dortmund – KiK sitzt im benachbarten Bönen – die mündliche Verhandlung anberaumt. Für beide Seiten hat der Prozess große Bedeutung. Die juristische Bürgerrechtsorganisation ECCHR betreibt das Verfahren als Teil einer Kampagne, um KiK stellvertretend für andere Textilkonzerne zur Rechenschaft zu ziehen. Die Firma, eine Tochter der Tengelmann-Gruppe, beauftragte Kommunikationsberater und teure Anwälte, um sich zu wehren.
Der Brand bei Ali Enterprises zeigte vielen Verbrauchern und Politikern in den reichen Ländern des Nordens, unter welchen Zuständen die billigen Kleidungsstücke in den Entwicklungsländern des Südens gefertigt werden. Ein halbes Jahr später ereignete sich in Dhaka, Bangladesch, ein noch schwerwiegenderer Unfall. Als die Fabrik Rana Plaza zusammenbrach, starben 1138 Beschäftigte. Auch dort nähten die Arbeiterinnen und Arbeiter unter anderem für deutsche Geschäfte.
ECCHR (Europäisches Zentrum für Verfassungs- und Menschenrechte) und der Berliner Anwalt Remo Klinger werfen KiK unter anderem vor, die Zulieferfabrik Ali Enterprises nicht aureichend kontrolliert zu haben. Dort hätten Fluchtwege gefehlt, und die Firma habe Bauvorschriften missachtet. KiK weist die Anschuldigungen zurück und betont, der Brand sei gelegt worden, um einer Erpressung Nachdruck zu verleihen. Tatsächlich läuft in Pakistan ein Prozess gegen die vermeintlichen Brandstifter.